Feature: Die Ruhe vor dem Sturm
Spiel 4 der Viertelfinalserie ist mehr als nur ein Spiel, ist mehr als nur 40 Minuten Basketball
Willkommen in der Vergangenheit. Willkommen in der heißesten Phase der Saison. Willkommen im Telekom Dome. Es ist gefühlt eine halbe Ewigkeit her, dass die Baskets gegen Frankfurt am 34. und letzten Spieltag um die Qualifikation der Playoffs kämpften.
Der Ausgang ist bekannt. Ensminger und Co. setzten sich souverän gegen die Bankenstädter durch und zogen damit zum 14. Mal in 16 Erstligajahren in die Meisterschaftsrunde ein. Als Tabellenachter bedeutete dies, dass die Telekom Baskets es mit Meister Bamberg, und damit dem großen Favoriten auf den Titel, zu tun bekommen. Zweieinhalb Wochen nach dem aufwühlenden Frankfurt-Spiel steht die vierte Viertelfinalpartie gegen die Franken im Telekom Dome auf dem Plan. Die wenigsten Experten hatten darauf gesetzt, dass Bonn gegen den Primus auch nur ein Spiel gewinnen würde. Es kam anders. Mit einem 75:74-Paukenschlag „stahlen“ die Baskets gleich die Auftaktbegegnung aus der Stechert Arena - nach 49 Bamberger Bundesliga-Heimsiegen in Serie. In den beiden folgenden Partien zeigte das Starensemble aus Bayern dann, dass der Weg zum Meisterpott nur an ihnen vorbei führt. Für die Telekom Baskets steht an diesem Dienstag ab 19:00 eine Menge auf dem Spiel. Entweder erzwingen sie ein fünftes und entscheidendes Spiel oder es beginnen ab Mittwoch die Sommerferien. Go hard or go home. Do or die. It‘s all on the line. Es gibt unzählige Phrasen und Formulierungen, die vor einem solchen Spiel 4 angebracht sind und oftmals zitiert werden. Es sind Sätze, die in Anspruch genommen werden, um Spannung aufzubauen und Motivation zu erzeugen. Bonn will alles in die Waagschale werfen, um den Coup aus Spiel 1 zu wiederholen. Bamberg will nicht nochmal vor eigenem Publikum gegen die Rheinländer ran - dafür ist das, was in einem fünften Spiel einer Serie passieren, viel zu ungewiss. Denn wie angreifbar, verwundbar, nahezu menschlich die Bamberg Siegermaschinen sind, haben das Pokalwochenende (lies: hat ratiopharm ulm) und das Bonner 75:74 gezeigt. Opposite of adults Basketballer sind wie Kinder. Sie wollen doch nur spielen. In diesem Punkt unterschiedet sich der Bundesligaprofi nicht vom Landesligazocker oder dem U12-NRW-Meister. Alle lieben es, einfach raus auf den Platz zu gehen und den orangefarbenen Ball durch den Ring zu bugsieren. Am besten sogar noch in Momenten der absoluten Abgeschiedenheit, wo der Spieler in seine eigene kleine Welt eintauchen kann. Solche Momente sind sogar noch unmittelbar vor der Öffnung des Telekom Dome zu sehen - so paradox das auch erscheinen mag. In der Halle treffen Haustechniker und diverse fleißige Helfer die letzten Vorbereitungen für das Spiel, während auf dem Parkett bereits einige Profis gute zwei Stunden vor Tipoff die ersten Schüsse nehmen. Aus den Lautsprecher schallt entspannter Hip Hop. Treffer, kein Treffer, alles egal. Es geht nur darum, einen guten Rhythmus zu finden, Körper und Geist auf die anstehende Aufgabe einzustimmen. „Du brauchst immer die gleichen Abläufe“, sagt Tony Gaffney. „Ganz egal, ob es das erste Spiel der Saison, ein entscheidendes Spiel gegen Frankfurt oder in den Playoffs ist. Wenn deine Vorbereitung immer gleich ist, bist du auch immer bereit und dadurch weniger anfällig für Ablenkungen von außen.“ Sagt‘s und lehnt sich entspannt an die Werbebande, um den Mitspielern bei ihren immer gleichen Abläufen zuzusehen. Simonas Serapinas kommt aus der Kabine, hält immer kurz vor dem Parkett nochmal an, richtet seine Hose, richtet seinen Blick aufs Parkett, um dann mit kleinen Schritten an die Dreierlinie zu laufen und sofort mehrere Schüsse zu nehmen. Benas Veikalas macht immer erst ein paar Korbleger, rechts, links, von vorne, um ein Gefühl für den Ball und die Anlage zu bekommen. Jared Jordan ignoriert den Korb nahezu und dribbelt sich erst ein wenig warm. Kopfnicken hier, Rebounds da ... alles im Takt der Musik, die das gesamte Prozedere begleitet. Spätestens mit der Hallenöffnung werden die Mienen ernster. Gameface on. Showtime, baby. So wird es auch bei Spiel 4 gegen die Brose Baskets sein. Der eine checkt den Gegner ab, versucht aus den Bewegungen des direkten Gegenspielers etwas zu lesen. Andere hingegen ignorieren die Franken vollends - nach bereits sechs Begegnungen in der Saison 2011/2012 gibt es eh keine Geheimnisse mehr voreinander. Aus jedem „X“ oder „O“ ist ein persönliches Feindbild geworden. Spiel 4 der Viertelfinalserie ist mehr als nur ein Spiel, ist mehr als nur 40 Minuten Basketball. Es geht darum, den Ritt durch die Playoffs zu verlängern. So wichtig und bedeutsam diese Partie auch ist, umso entscheidender ist es, diese Aufgabe gut vorbereitet anzugehen - so wie immer, als ob es ein ganz normales Spiel wie jedes andere auch wäre! Tickets für Spiel 4 der Viertelfinalserie gegen die Brose Baskets am heutigen Abend um 19.00 Uhr gibt es noch . Die Abendkasse wird um 17.30 Uhr öffnen.