Finale!

Telekom Baskets schaffen das Wunder und siegen in Frankfurt 75:74 - Bonn damit im Finale gegen Alba Berlin - Miah Davis wird mittags Vater und abends Topscorer

Das Wunder ist vollbracht! Ohne die verletzten Starter John Bowler und Ronald Burrell ziehen die Telekom Baskets in das Finale um die Deutsche Basketball-Meisterschaft ein. In Spiel fünf der Halbfinalserie siegte Bonn bei den Deutsche Bank Skyliners hauchdünn mit 75:74 (23:24, 23:17, 12:15, 17:18) und steht damit nach 1997, 1999 und 2001 zum vierten Mal in der Endspielserie. Dort treffen die Jungs von Headcoach Michael Koch auf Alba Berlin.Vom Kreißsaal über die Ballsporthalle ins Finale. So würde vielleicht Baskets Aufbauspieler Miah Davis die Geschehnisse rund um das fünfte Halbfinalspiel beschreiben. Am Abend zuvor erhält der US-Amerikaner im Mannschaftshotel die Nachricht, dass seine hochschwangere Frau Silvia, die er erst vor wenigen Wochen geheiratet hatte, kurz vor der Entbindung steht. Teamkollege Jason Conley fährt den werdenden Vater unverzüglich zurück nach Bonn, wo Davis die ganze Nacht bei seiner Frau bleibt und am Donnerstag um ca. 13.20 Uhr stolzer Vater von Sohn Jalon wird. Viel gemeinsame Zeit bleibt der jungen Familie jedoch nicht. Um 15.00 Uhr sitzt Miah Davis schon wieder im Auto, um das bislang wichtigste Spiel für die Baskets zu spielen. Die Vorraussetzungen für einen Sieg waren dabei alles andere als gut. Mit dem langzeitverletzten Jason Conley, Ronald Burrell (Schulter) und John Bowler (Innenband, Knie) saßen die drei größten Leistungsträger der Hauptrunde nur auf der Bank. Und ob der übernächtigte Miah Davis 100prozentig mit den Gedanken beim Spiel war, konnte man nur hoffen. Aus der Hoffnung wurde nach dem Tip-Off jedoch schnell Gewissheit. Beflügelt durch die Geburt seines Sohnes war der Bonner Aufbauspieler an diesem Abend der treibende Motor der Baskets und wurde mit 18 Punkten Topscorer. Zudem holte er fünf Rebounds und machte drei Assists und drei Steals. Doch für den Einzug ins Finale sorgte nicht nur Davis. Der bedrohliche Aderlass auf den großen Positionen wurde von seinen Teamkollegen Patrick Flomo, Moussa Diagne und Bernd Kruel glänzend kompensiert. Vor allem der Ex-Frankfurter Kruel war in der heißen Schlussphase maßgeblich dafür verantwortlich, dass Bonn am Ende als Sieger vom Parkett ging. Vier Minuten sind noch zu spielen, als ein Korleger von Bernd Kruel die Baskets mit 64:62 in Front bringt. Johannes Strasser legt im nächsten Angriff nach und erhöht mit einem Dreier auf 67:62 (38.). Die rund 600 mitgereisten Bonner Fans sind völlig aus dem Häuschen. Zu Hause liegen sich beim Public Viewing in der Telekom Zentrale 2.000 Fans in den Armen, doch noch ist das Spiel nicht gelaufen. Freiwürfe von Frankfurts Pascal Roller und Derrick Allen verkürzen den Bonner Vorsprung zwei Minuten vor dem Ende auf nur noch einen Punkt (67:66). Wieder ist es der Storch, der den nächsten Bonner Angriff erfolgreich abschließen kann (69:66). Roller verkürzt erneut per Freiwurf auf 69:68. Im Gegenzug Bernd Kruel mit Zuckerpass auf Moussa Diagne, der den Ball 60 Sekunden vor dem Ende per Dunking zum 71:68 stopft. Das Herzschlagfinale nähert sich seinem Höhepunkt: Frankfurts Ilian Evtimov lässt den Bonner Anhang per Dreier erstarren, nur um 30 Sekunden vor dem Ende durch eine weitere gelungene Aktion von Moussa Diagne die erneute Führung zu bejubeln. Jetzt zeigt der sonst so zuverlässige Guard der Skyliners Nerven. Pascal Roller kann nur einen von zwei Freiwürfen verwandeln (73:72). Winsome Frazier macht es wenig später besser und erhöht per Freiwurf auf 75:72. Neun Sekunden sind noch zu spielen, als Roller Coast-to-Coast geht und auf 75:74 verkürzt. Dann der Schock für Team und Fans. Der sonst so sichere Winsome Frazier kann das schnelle taktische Foul der Gastgeber nicht nutzen und verwirft seine beiden Freiwürfe. Nach acht Sekunden und Roller schickt sich an, das Spiel im letzten Angriff doch noch zu Gunsten von Frankfurt zu entscheiden. Doch diesmal scheitert er. Die Baskets-Defense lässt keinen erfolgreichen Korbleger mehr zu, Bernd Kruel schlägt den Rebound weg und das Spiel ist aus! Szenenwechsel: Rund um die Telekom-Zentrale kurvten um 18.30 Uhr die Karossen auf der Suche nach einem Parkplatz. Mehr als 2.000 Bonner fieberten schließlich mit, darunter Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich. Zunächst lange Gesichter nach der Frankfurter Dreierserie zu Beginn des Spiels, was sich rasch änderte . . . In der Schlussminute gab es kein Halten mehr: Die Stimme des Kommentators bei der Live-Übertragung ging unter im kollektiven Jubelrausch, ebenso die Interviews nach Spielschluss. Die Telekom-Zentrale versank in einem Meer gegenseitiger Umarmungen, lautstarker Jubelgesänge und freudestrahlender Gesichter. Wiedlich: Das war Bonn, wie es singt und lacht, so wie es einem Basketballmärchen gebührt." Dies sein ein "wunderschöner Lohn" für harte Arbeit in jeder Hinsicht - "sowohl für Spieler und Trainer als auch für die vielen Fans, die in den letzten Wochen für die neue Halle Steine geschleppt, gestrichen oder sonstwie Hand angelegt haben". Frankfurt Coach Murat Didin: "Meine Spieler haben alles gegeben. Dazu kann ich ihnen gratulieren. Auch die Fans haben uns großartig unterstützt. Aus Frankfurt wird immer mehr eine Basketball-Stadt! Dieses Spiel hat mal wieder gezeigt: nur gute Defense bringt dich weiter! Wir haben zu viele Punkte in der Zone zugelassen. Es fehlte einigen Spieler wohl auch die Erfahrung, um in einer solchen Situation die richtigen Entscheidungen zu treffen." Baskets-Coach Mike Koch: "Wir sind relativ relaxed aufgetreten. Dadurch, dass Burrell und Bowler ausfielen und Miah Davis heute Nacht Vater wurde und erst kurz vor dem Spiel in Frankfurt eintraf, hat niemand damit gerechnet, dass wir dieses Spiel gewinnen würden. Frankfurt war klarer Favorit. Doch wir haben gesehen, dass unsere Philosophie mit zehn starken Spielern zu spielen aufgeht. Unsere Bankspieler haben den Unterschied gemacht." Nach dem ersten Spiel der Finalserie gegen Alba Berlin am Sonntag, 08.06.08 (15.00 Uhr) kommt es damit am Mittwoch, 11.06.08, um 20:15 Uhr zur Premiere im Telekom Dome. Wichtig: Einzelheiten zum Vorverkauf für dieses Spiel, zur Platzierung der Dauerkartenbesitzer und alle anderen notwendigen Informationen folgen im Laufe des Tages. Die Finalspiele: So. 08.06.2008, 15:00 Uhr, in Berlin Mi. 11.06.2008, 20:15 Uhr, in Bonn So. 15.06.2008, 15:00 Uhr, in Berlin Di. 17.06.2008, 20:15 Uhr, in Bonn* Do. 19.06.2008, 18:30 Uhr, in Berlin* *falls nötig