General Anzeiger Bonn:Grünes Licht für ein einzigartiges Hallenprojekt
Bonner Stadtrat macht mit großer Mehrheit den Weg für den Neubau auf dem Hardtberg frei - Die Erdarbeiten auf dem ehemaligen BGS-Gelände sollen im August beginnen
Bonn. Es waren Seufzer der Erleichterung, mit denen am Mittwochabend Fans der Telekom Baskets den Ratssaal des Stadthauses verließen. Vor sieben Jahren hatte Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann ihnen eine eigene Halle in Aussicht gestellt. Am Mittwochabend beschloss der Rat mit großer Mehrheit den Bebauungsplan für das Grundstück in Hardtberg und gab damit grünes Licht für ein Hallenprojekt, das es so in Deutschland noch nicht gibt. Erstens: Die Telekom Baskets sind alles - Investor, Bauherr, Betreiber und Nutzer. Zweitens: Es entsteht keine Multifunktionshalle, sondern eine, in der primär Basketball gespielt werden kann. Drittens: In der Basketball-Bundesliga wird Bonn der erste Standort mit vereinseigener Halle und angegliedertem Ausbildungszentrum. Die Diskussion am Mittwochabend war kurz, in einer 127-seitigen Beschlussvorlage fast alles gesagt. Kritik kam vom Bürger Bund Bonn und von Ratsherr Johannes Gröner: im Falle einer Baskets-Pleite sei das finanzielle Risiko für die Stadt zu groß und die neben der Halle angesiedelten Einzelhändler schädlich für die Ortszentren. In der Regel baut ein Investor die Halle, die Kommune teilsubventioniert die Betreibungskosten, und der Klub ist nur Mieter, aber dafür auch nicht an den Einnahmen von Gastronomie bis VIP-Catering beteiligt. In Bonn liegen dagegen nun alle Risiken, aber auch die Chancen bei den Baskets. Um die Risiken zu verringern, haben Präsident Wolfgang Wiedlich und sein Team in den Jahren des Planens und Prüfens eine stattliche Eigenkapitalquote zusammengebracht: Lediglich für fünf Millionen Euro des 17-Millionen-Projekts müssen die Baskets einen Kredit aufnehmen. Das Ziel sei es, so Wiedlich, den Kapitalbedarf durch die Übernahme einzelner Gewerke durch Sponsoren noch weiter zu senken. Mit anderen Worten: Die Baskets wollen und Fans und Sponsoren sollen selbst Hand anlegen. Wiedlich sagte: "Nach so vielen Jahren ist man heute zu müde, um zu jubeln. Ich bedanke mich im Namen der Baskets bei der Stadtverwaltung, allen politischen Gremien und vielen engagierten Personen, die uns seit 1999 bei dem ungewöhnlichen Projekt unterstützt haben. Ich weiß, wir waren und sind kein einfacher Partner." Michael Mager, Pressesprecher der Baskets war "sehr glücklich": "Jetzt liegt es an uns, das Ganze mit Leben zu füllen." Und so geht es weiter: Laut Architekt Jan van Dorp wird in den nächsten vier Wochen der Bauantrag gestellt. Auch der Generalunternehmer steht schon in den Startlöchern. Im August sollen die Erdarbeiten auf dem abschüssigen Gelände losgehen. Sie können wegen der schlechten Qualität des Bodens nur im Sommer durchgeführt werden. Nach 16 Monaten Bauzeit soll sie dann fertig sein, die Halle für maximal 6 000 Zuschauer, die inklusive Ausbildungszentrum und Foyer etwa so viel umbauten Raum umfasst wie 200 Reihenhäuser. Auf der Zielgeraden Kommentar Von Bettina Köhl Die Halle für die Baskets kommt. Endlich. Nach mehr als sieben Jahren, einem komplizierten Verfahren und endlosen Diskussionen steht der vorhabenbezogene Bebauungsplan. Es war spannend bis zum Schluss, denn bei der Ratssitzung war die Tinte unter den letzten notwendigen Verträgen gerade trocken. Umso größer ist die Freude, dass vor der Sommerpause doch noch alles geklappt hat. Der Klub und seine Fans können stolz sein, denn sie haben mit ihrer Hartnäckigkeit ein einzigartiges Projekt auf den Weg gebracht: die eigene Halle. Dabei haben sie unzählige Hürden genommen und immer neue Details geprüft, von der Versickerung des Regenwassers über die potenzielle Lautstärke des Jubels bei Heimspielen bis zur Zahl der Fahrradständer. Und wie schwierig es ist, die Interessen der verschiedenen Käufer des BGS-Geländes unter einen Hut zu bringen, lässt sich wohl nur erahnen. Jetzt beginnt der Endspurt, bis die Halle endlich steht. Zunächst müssen auf dem schrägen Gelände 7 000 Lastwagen Erde bewegt werden - im Vergleich zu den zurückliegenden Hindernissen ein leicht zu lösendes Problem.