General-Anzeiger Online:Kühler Kopf gegen heiße Ulmer

Die Telekom Baskets Bonn hoffen im Heimspiel am Freitag auf eine gewohnt gute Defensive und eine deutliche Verbesserung im Angriff - Pearson will sein Comeback in die 1. Basketball-Bundesliga bereits Ende Februar geben

Bonn. Es ist ein schmaler Grat, auf dem die Telekom Baskets Bonn derzeit wandeln. Vor heimischem Publikum lief es bisher in der Basketball-Bundesliga, zumindest den Resultaten nach, bestens - vier Spiele, vier Siege.Auswärts sieht es deutlich schlechter aus für die Truppe von Trainer Michael Koch. Dem Sieg in Berlin, bei dem man allerdings, wie Koch selbst einräumt, den Gegner zum Saisonauftakt auf dem falschen Fuß erwischte, folgten drei Niederlagen. Sieht man genauer hin, wird klar, wie schmal der Grat wirklich ist. In zwei Heimspielen brauchten die Bonner die Verlängerung, um zu gewinnen. Die drei besagten Auswärtsspiele dagegen wurden letztendlich klar verloren. Zuletzt gaben die Bonner in Frankfurt sogar eine 16-Punkte-Führung noch ab und wirkten in der Schlussphase wie paralysiert, unfähig, sich ins Spiel zurückzukämpfen. Wenig deutet darauf hin, dass der kommende Gegner ratiopharm Ulm es den Baskets am Freitag (19.30 Uhr, Hardtberghalle) leicht machen wird, ihre Heimserie auszubauen. Der Aufsteiger schlägt sich bisher beachtlich. Vor allem gehören die Ulmer in der Offensive zum Besten, was die Liga zu bieten hat: 81,6 Punkte im Schnitt, das ist mehr als alle Meisterschaftsfavoriten vorweisen können. Nur EnBW Ludwigsburg (82,9 Punkte) steht besser da. Mit Jeff Gibbs (16,1), Jonathan Levy (14,9 Punkte pro Spiel), Bryan Lucas (12,3) und Austen Rowland (10,8) werden gleich vier Ulmer unter den "Top 50" der BBL geführt. Auf Bonner Seite sind dies nur Jason Gardner (16,1) und Jason Conley (12,3). Die Kehrseite der Medaille: Mit 80,6 Gegenpunkten steht die Mannschaft von Trainer Mike Taylor im Vergleich weit unten. Das wiederum könnte der Vorteil für die Baskets sein. Sie haben zwar im Schnitt nur 72,4 Punkte erzielt, aber auch nur 70,1 Punkte kassiert. Gemessen an diesem Vergleich wird bei den Baskets erneut vieles auf eine vorbildliche Abwehrleistung ankommen, um die zu vielen Ballverlusten neigenden Ulmer unter Druck zu setzen und ihre Offensivkräfte in Schach zu halten. Allen voran Gibbs, der zwar nur 1,88 Meter groß ist, aber als Power Forward oder sogar Center aufläuft und an guten Tagen für 15 bis 16 Rebounds gut ist. "Er ist unglaublich athletisch und schnell", weiß Koch. Dazu kommt der etatmäßige Center Lucas, der nicht nur in Brettnähe, sondern auch von außen gefährlich ist. Koch: "Ein sehr variabler Spieler." Nehme man Rowland, Levy und Flügelspieler Eneka Erege (9,4 Punkte pro Spiel) dazu, ergebe sich "eine erste Fünf, die sehr stark ist." Nur mit Defensive sei es aber nicht getan. "Wir müssen auch in der Offensive besser spielen, vor allem kühlen Kopf bewahren, kühler als zuletzt in Frankfurt", sagte Koch. Denn Ulms Coach Taylor setzt auf variable Verteidigungen, dabei oft auch auf die Taktik, den Gegner mit Pressdeckung frühzeitig unter Druck zu setzen. Ballverluste oder überhastete Abschlüsse des Gegners sollen dann überfallartig zu eigenen Korberfolgen führen. Koch: "Sobald der Ball im Spiel ist, geht's bei Ulm ab." Der Bonner Coach sieht sein Team ausgeglichener besetzt: "Nach der ersten Fünf kommt bei den Ulmern nicht mehr viel. Das müssen wir nutzen." Aber die Baskets müssten wieder mehr als Mannschaft auftreten. "Gegen Frankfurt haben wir in der zweiten Halbzeit viel zu passiv gespielt, den Korb nicht mehr attackiert und überhastet abgeschlossen. Das müssen wir abstellen." Leicht erkrankt ist Jason Conley. Er konnte nicht regelmäßig trainieren, soll aber auflaufen. Auf Seiten der Gäste ist mit Jan Sprünken ein ehemaliger Bonner nicht dabei. Er zog sich im Spiel gegen Braunschweig einen Jochbeinbruch zu. Neu verpflichtet wurde mit Ian Young ein US-Collegespieler. Vieles wäre für die Bonner einfacher, hätte sich ihr potenziell bester Angreifer, Tyray Pearson, nicht in der Saisonvorbereitung verletzt (Achillessehnenriss). Doch der Amerikaner macht sich und seinem Verein Mut auf eine Rückkkehr noch weit vor der Play-off-Runde. "Ende Februar will ich wieder dabei sein", erklärte Pearson, obwohl die Ärzte den Zeitpunkt seines Comebacks eher auf Ende März setzen. Der Heilungsprozess verlaufe ohne Komplikationen. Pearson: "Aber ich weiß, dass die Verletzung auch im Kopf stattgefunden hat. Auch das muss heilen. Selbst wenn nach medizinischem Ermessen alles in Ordnung ist, muss ich erst wieder Vertrauen in meine Belastbarkeit beim Sprung bekommen. Ich hoffe aber, das geht schnell."