General Anzeiger vom 06.11.2003: Der einzige Sieg gelang noch unter Bruno Soce

Telekom Baskets Bonn vor dem schweren Gang zu den Opel Skyliners nach Frankfurt - Aus dem Retorten-Klub wurde ein richtiger Verein - Krunic versucht den Druck zu nehmen

Bonn. Mit dem Namen Opel Skyliners verbinden die Telekom Baskets Bonn keine guten Erinnerungen. Seitdem die Frankfurter in der Basketball-Bundesliga sind, konnten die Bonner nur einmal gegen die Hessen gewinnen. Demgegenüber stehen sieben Niederlagen. Bei so einer deprimierenden Bilanz spricht man gemeinhin von einem Angstgegner. Angst müssen die Baskets vor dem neunten Aufeinandertreffen mit den Skyliners am kommenden Sonntag um 15 Uhr in der Ballsporthalle nicht haben, schließlich führen sie die Bundesliga als einziges ungeschlagenes Team an, dennoch hat Trainer Predrag Krunic einen Heidenrespekt vor dem Gang in die Main-Metropole. "Ich halte die Skyliners für eines der besten Teams der Liga, das auch bei der Vergabe des Meistertitel mitreden kann", meinte der 35-Jährige. Das Spiel der Truppe um Trainer Gordon Herbert habe ihn bisher beeindruckt. Die Niederlage zuletzt beim Aufsteiger Iceline Karlsruhe hält er nur für einen Ausrutscher. Krunic: "Das kam schon sehr überraschend, aber hat im Hinblick auf die Stärke der Frankfurter überhaupt keine Aussagekraft." Vielmehr würde dieser Patzer die Aufgabe seiner Mannschaft noch schwieriger machen. "Frankfurt wird sehr gut vorbereitet sein und die Scharte von Karlsruhe gegen uns bestimmt auswetzen wollen." Er versucht aber, den Druck von seinem Team zu nehmen. "Wir haben überhaupt nichts zu verlieren. Die Skyliners sind für mich favorisiert. Natürlich wollen wir gewinnen, aber eine Niederlage ist keine Schande." Wichtig sei in erster Linie, dass die Baskets auf ihrem bisher eingeschlagenen Weg weiter gehen. Für Krunic geht es dabei in erster Linie darum, die starken Schwankungen innerhalb eines Spiels in den Griff zu bekommen. "Wir haben bisher immer nur 20 bis 30 Minuten guten Basketball gespielt. Es hat zwar immer zum Sieg gereicht, doch damit werden wir sehr schnell an unsere Grenzen stoßen." Vielleicht schon in Frankfurt. Der erste und einzige Sieg gegen die Skyliners gelang am 3. Februar 2001, als die Baskets - noch von Bruno Soce trainiert - in der Ballsporthalle mit 97:81 gewannen. Damals redete man über die Frankfurter noch als Retorten-Klub, schließlich wurde der Verein vor vier Jahren erst gegründet. Grundlage war eine von Rhöndorf an den Main übertragene Bundesliga-Lizenz. Inzwischen aber haben die Macher, allen voran Manager Gunnar Wöbke, ihrem Projekt Leben eingehaucht. Das zeigt sich nicht zuletzt an den stetig steigenden Zuschauerzahlen. In der vergangenen Saison kamen im Schnitt 4 300 Fans in die 5 000-er-Halle. Verwöhnt wurden sie aber selten. Mit Platz sieben nach der Vorrunde und dem Ausscheiden im Viertelfinale gegen Alba Berlin blieben die Hessen weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Und die sind hoch. Immerhin will man langfristig ein europäisches Spitzenteam aufbauen. Doch die Arbeit an der Basis will man dabei nicht vergessen. Die eigens gegründete Basketball-Academy Rhein-Main soll junge Talente hervorbringen und zum Profitum führen, während man an den Schulen mit diversen Programmen die Werbetrommel rührt. Diesen Bereich nehmen die Frankfurter inzwischen so ernst, dass man so gar bereit ist, im Bundesliga-Bereich temporär Abstriche zu machen. Dennoch präsentierten sich die Skyliners bisher sehr stark, sieht man vom Ausrutscher am vergangenen Samstag einmal ab. "Einige haben die Karlsruher nicht ernst genug genommen", meinte Gunnar Wöbke. Der ehemalige Bonner Bundesligaspieler, der früher zusammen mit Baskets-Sportmanager Arvid Kramer beim Godesberger TV spielte, ist ansonsten vom Saisonauftakt angetan. "Wir spielen attraktiver, und ich hoffe auch auf Dauer erfolgreich." Mit den Baskets erwarte man einen sehr kompakten Gegner. "Inklusive Pokal 5:0 Siege - diese Statistik spricht für sich", so Wöbke. Trainer Gordon Herbert setzt im Spielaufbau auf deutsche Kräfte. Point Guard Pascal Roller und Shooting Guard Robert Garrett sind die Motoren des Frankfurter Spiels, wobei Garrett bisher im Schnitt fast 20 Punkte machte. Star der Mannschaft ist aber Chris Williams. Der Forward wurde in der vergangenen Saison zum wertvollsten Spieler in der ersten australischen Liga gekürt. Unter dem Korb sind die Frankfurter mit Mario Kasun (2,13 Meter) und Nationalspieler Robert Maras (2,15 Meter) nicht nur von der Größe her stark besetzt. Dementsprechend stark erwartet Baskets-Coach Krunic den Frankfurter Druck auf die Bretter. "Im Rebound müssen wir dagegen halten, sonst wird es sehr schwer."