General Anzeiger vom 12.01.2006:"Von uns Centern muss mehr kommen"

Branco Klepac ist der dienstälteste Bonner Spieler bei den Telekom Baskets - Am Samstag will er in Trier mit aller Macht für die Teilnahme an den Play-offs kämpfen

Bonn. Es ist kurz vor 22 Uhr, als sich Branko Klepac in der Hardtberghalle von der Gymnastikmatte erhebt, um zum Duschen zu gehen. Die Stretching-Übungen zur späten Stunde sind für den Basketballprofi der Telekom Baskets Bonn so selbstverständlich, wie für andere Arbeitnehmer der Dienstschluss um 16.30 im Büro.Seit acht Jahren (Saison 1998/99) ist der 2,07 Meter lange Flügel- und Centerspieler nun bei den Bonnern unter Vertrag und hat die Übungseinheiten am Abend verinnerlicht. Für die Baskets ist nun mal ein früherer Beginn des zweiten Trainings am Tag aufgrund des Belegungsplans nicht möglich. "Man kommt halt spät ins Bett und muss zuvor noch etwas essen. Ein Training um 18 Uhr wäre sicherlich besser", erklärt Klepac, der 1979 in Speyer geboren wurde, in Hockenheim sein Abitur machte und als 18-Jähriger vom Zweitligisten TSV Speyer zu den Baskets kam. Bonns damaliger Trainer Bruno Soce hatte nach einem Tipp eines befreundeten Trainerkollegen aus Speyer den heute dienstältesten Spieler im Team der Bonner beim U-20-Allstarspiel in Oberhausen gesehen. Danach wurde er zum Training der Telekom Baskets eingeladen. "Das Probetraining verlief katastrophal", erzählt Branko Klepac. "Damals waren noch Sinisa Kelecevic und Gunther Behnke in der Mannschaft. Am Ende habe ich dann doch einen Vertrag bekommen." Das Dasein als Sparringspartner war schnell beendet, als er nach einer Krankheitswelle in der Saison `98/99 sein Können auch in der Bundesliga unter Beweis stellen musste. Von da an hat Klepac etliche Spieler in Bonn kommen und gehen sehen. Er selbst brachte es durchschnittlich auf rund 15 Minuten Einsatzzeit pro Spiel, bekam jedoch jedes Jahr einen neuen Center vor die Nase gesetzt und spielte selten in der Stammformation. "Damit hatte ich nie ein Problem", sagt Klepac. "Ich habe die Rolle übernommen, von der Bank zu kommen und gut zu verteidigen. Ich bin halt irgendwie da rein gewachsen." Zwischendurch hat er an einen College-Aufenthalt in Milwaukee gedacht und auch einmal mit Leverkusen geliebäugelt. "Da hätte ich vielleicht mal eine andere Rolle spielen können", sagt der Spieler. "Aber in Bonn gefiel es mir bisher sehr gut. Hier waren immer gute Trainer." Das Training unter Mike Koch bringe ihm am meisten, ergänzt er. "Und ich arbeite daran, mehr Selbstvertrauen in der Offensive zu entwickeln." Mit einer guten Leistung will Klepac auch am Samstag aufwarten, wenn eine Art Schlüsselspiel beim Tabellenachten Trier ansteht. "Wir können noch viele Punkte holen. Aber das Spiel in Trier ist schon überlebenswichtig für uns", erklärt der Profi. "Wir wollen mit aller Macht in die Play-offs. Das ist für mich keine Übergangssaison, in der alles an der neuen Halle festgemacht wird. Wir spielen für unseren Erfolg und für unsere Fans." Dabei seien vor allem er und seine Center-Kollegen gefordert, Bonns Top-Rebounder Hrvoje Perincic und Jason Conley mehr unter den Brettern zu unterstützen. "Das ist noch unsere große Schwäche. Von uns Centern muss einfach mehr kommen. Das hat auch viel mit Gewohnheiten beim Positionskampf unter den Brettern zu tun. Wir müssen uns da noch viel mehr Mühe geben." Ob sich die Baskets noch um eine reboundstarke Nachverpflichtung kümmern, bleibt abzuwarten, ist aber sehr wahrscheinlich. Denn hier ist eindeutig die Achillesferse der Bonner. Auch wenn die Wechselfrist erst Ende Februar ausläuft, stehen nach Trier bis dahin noch sechs Meisterschaftsspiele und das Pokal-Achtelfinale auf dem Programm. Für Klepac ist der Wandel Teil seines Berufs. "Wenn noch ein neuer Mann kommen sollte, werden wir alles tun, um ihn schnell zu integrieren", sagt er. Er selbst will seinen Teil bis zum Ende der Saison beitragen und ist auch bereit, im kommenden Jahr für die Bonner zu spielen. "Ich habe jetzt so lange zugeschaut, wie über die neue Halle diskutiert wurde", sagt er: "Wenn sie dann gebaut wird, wäre ich auch gerne als Spieler dabei, wenn sie eröffnet wird." www.general-anzeiger-online.de