General Anzeiger vom 28.02.2002:Für Krunic war es ein besonderer Tag

Der Trainer der Bonner Baskets erhält nach dem 91:88-Sieg in der Heimat viel Lob von seinem Lehrmeister - Burke hatten die Belgrader nicht auf der Rechnung - Am Samstag gegen Hagen

Belgrad. Kollektives Schulterklopfen war angesagt - für einen Mann. "Paul Burke hat uns mit seiner Energieleistung zurück ins Spiel gebracht und zum Sieg geführt", meinte stellvertretend Aleksandar Zecevic. Burke, der Kapitän der Telekom Baskets Bonn, ersetzte den schon früh mit drei Fouls belasteten etatmäßigen Bonner Aufbauspieler Terrence Rencher nahtlos und machte eines der besten, wenn nicht sogar das beste Spiel für die Baskets seit seinem Wechsel nach Bonn vor gut eineinhalb Jahren.Am Ende stand ein 91:88-Erfolg im Saporta-Cup bei Zeleznik Belgrad, der den Baskets im Rückspiel am Dienstag (19.30 Uhr) alle Chancen lässt, mit einem weiteren Sieg das Viertelfinale zu erreichen. Dort wartet der Sieger aus der Partie Valencia gegen Madrid. Einen besseren Beweis seiner tadellosen, hoch professionellen Einstellung konnte Burke in Belgrad nicht abliefern. Noch am Tag vor dem Spiel waren beide Hände geschwollen - Nachwehen aus der Begegnung in Gießen. Doch er ließ keinen Zweifel daran, dass er spielen werde. "Ich hatte zwar noch Schmerzen, aber das hielt sich in Grenzen", sagte Burke. Und auf dem Feld wusste der Amerikaner mit schwedischem Pass, dass es nach dem Ausfall von Rencher auf ihn ankam. Offensichtlich wurden die Belgrader auch überrascht. Sie waren gut auf Rencher eingestellt, aber Burke hatten sie nicht auf der Rechnung. Der 29-Jährige spielte sich in einen Rausch, riss sein Team mit und wurde mit 25 Punkten auch Topscorer. Es war aber insgesamt eine bemerkenswerte Vorstellung der Baskets. Mit nur sieben Spielern, Marc Suhr und Tilo Klette konnten verletzungsbedingt nicht eingesetzt werden, waren sie gegenüber den in Bestbesetzung angetretenen Jugoslawen deutlich im Nachteil. Bestnoten verdienten sich auch Aleksandar Nadjfeji und natürlich Distanzschütze Hurl Beechum. Mit elf Rebounds war Center Mike Mardesich unter dem Korb eine Bank. Und Branko Klepac sorgte nach der Pause mit einer bissigen Vorstellung gegen den besten Schützen der Jugoslawen, Goran Nikolic, für Furore. Einen darf man nicht vergessen: Coach Predrag Krunic. Der Bosnier hatte wie Nadjfeji und Zecevic zahlreiche Bekannte und Verwandte in die Halle eingeladen ("Ich habe 50 Tickets gekauft") und das Zepter jederzeit in der Hand. Vor allem mit einer kombinierten Zonen-/Manndeckung ließ er die Belgrader nach der Pause verzweifeln. Unter dem Korb war kein Durchkommen mehr, aus der Distanz agierten die Spieler um Trainer Miodrag Baletic immer fahriger. So durfte sich Krunic später im Hotel von seinen Freunden kräftig auf die Schultern klopfen lassen. Darunter auch Professor Milivoje Karalejic, Lehrmeister von Krunic, bei dem der Bosnier sein Basketball-Diplom gemacht hat. Seit Jahren ist er als Konditionstrainer für die Fitness der Spieler von Alba Berlin verantwortlich. "Für mich war dieser Sieg vor heimischem Publikum schon etwas Besonderes", war Krunic sichtlich stolz. Noch stolzer wäre er, wenn sein Team am Dienstag den Einzug ins Viertelfinale perfekt machen würde. "Wir dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen. Zeleznik kann auch auswärts jederzeit eine Klasseleistung abliefern", warnte er. Sein Schützling Zecevic schätzt den Gegner in fremder Halle sogar als stärker ein: "Wir müssen besser spielen als in Belgrad, wenn wir gewinnen wollen." Zuvor müssen die Baskets aber in der Bundesliga noch einmal ran. Am Samstag um 15 Uhr ist Brandt Hagen in der Hardtberghalle zu Gast. "Ein unangenehmer Gegner", wie Krunic feststellt. Nicht nur weil die Bonner das Hinspiel in Hagen verloren haben, sondern weil die Truppe von Trainer Brad Dean zuletzt mit dem 81:80-Sieg gegen Spitzenreiter Opel Skyliners Frankfurt zeigte, zu welchen Leistungen sie gegen Topmannschaften fähig ist.