„Gewinn‘ oder geh heim!“
Chris Ensminger im TOP FOUR-Interview
Das Beko BBL TOP FOUR (24./25. März) rückt immer näher. Rund um den Telekom Dome ist die Anspannung schon jetzt förmlich greifbar. Nur Chris Ensminger scheint noch ganz ruhig zu sein. Der zweifache Familienvater freut sich riesig auf die Pokalendrunde auf heimischem Terrain. Und er peilt den ersten Titelgewinn für die Telekom Baskets Bonn an. Ein Gespräch über die eigenen Chancen, die Atmosphäre im Telekom Dome und „back-to-back“-Spiele.
Chris, warum gewinnen die Telekom Baskets Bonn beim Beko BBL TOP FOUR 2012 den Pokal? Chris Ensminger: „Hier in Bonn herrscht eine großartige Atmosphäre, davon habe ich mich in den letzten zweieinhalb Jahren selbst überzeugen können. Es kommen regelmäßig fünf- bis sechstausend Zuschauer in die Halle, die uns unterstützen - da kann es im Pokalwettbewerb nichts Schöneres geben, als vor dem eigenen Publikum um den Titel mitzuspielen. Für mich persönlich ist es erst das zweite Mal, dass ich bei der Endrunde dabei bin. Das Ganze noch in der eigenen Halle miterleben zu dürfen, macht es zu etwas besonderem.“ Lässt sich irgendwie erahnen, was in der Halle abgehen würde, sollte es für Bonn tatsächlich zum Pokalsieg reichen? „Schon das ALLSTAR Game 2010 war ganz speziell - zumal ich damals zum MVP gewählt wurde. Auch die Karnevalsspiele sind der Wahnsinn, da herrscht in der Halle mit all den verkleideten Fans eine ganz eigene, wilde Atmosphäre. Da macht es auch vor und nach dem Spiel Spaß, in der Halle zu sein. Wobei natürlich nichts besser ist, als Spiele zu gewinnen. Allein die Chance, das Beko BBL TOP FOUR auszurichten und um den Titel mitzuspielen, ist für den Verein großartig. Nach fünf Vizemeistertiteln und zwei Niederlagen im Pokalfinale wäre es ein Riesenerfolg, endlich einen Titel nach Bonn zu holen.“ Was ist dir von deinem ersten Pokal-Wochenende in Erinnerung geblieben? „Das war 2006 mit Bamberg. Damals haben wir auch daheim gespielt und im Halbfinale gegen die Artland Dragons gewonnen. Im Finale mussten wir uns dann leider ALBA Berlin geschlagen geben (73:85, die Red.), das wirklich ein gutes Spiel aufs Parkett brachte. Ich habe zwar zwei Meisterschaften gewonnen, aber der Pokalsieg fehlt mir noch, weswegen ich hier in Bonn nach all den Jahren in der deutschen Liga sehr glücklich über diese Chance bin.“ Der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze. Was ist das Verrückteste, woran du dich mit Bezug auf Pokalspiele erinnern kannst? „Das Verrückte an sich ist einfach der unerbittliche Modus. Du gewinnst und bist weiter, oder du verlierst und bist raus, bzw. spielst am TOP FOUR-Wochenende um den dritten Platz, der dich eigentlich nicht interessiert. Du kannst es von der Stimmung her mit der March Madness in der NCAA vergleichen ... es ist „Do or Die“ ... gewinn‘ oder geh heim! Genau deswegen ist für uns auch das Halbfinalspiel gegen Braunschweig so wichtig. Es gibt nur dieses Spiel, und keine weiteren 30 wie im Ligabetrieb.“ Apropos: Braunschweig: In der Liga gab es im Hinspiel, auch hier im Telekom Dome, eine knappe 76:80-Niederlage. Was muss diesmal besser laufen? „Braunschweig ist eine wirklich gute Mannschaft, die in der Liga aktuell mit uns um die Playoff-Plätze kämpft. Sie haben einen guten Coach und erfahrene Spieler, die teilweise schon früher oder länger in der Beko BBL spielen. Coach Machowski hat seine Jungs im Hinspiel extrem gut auf uns eingestellt, deswegen erwarte ich auch für das Pokalhalbfinale eine enge, kampfbetonte Begegnung. Für uns ist die Rechnung ganz einfach: Wir haben den Heimvorteil und wollen beweisen, dass wir sie schlagen können. Natürlich werden wir uns in der Woche vor dem Spiel ganz genau auf sie einstellen und noch ein paar kleine Veränderungen vornehmen.“ Beim Beko BBL TOP FOUR müsst ihr „back-to-back“ spielen. Wie sehr beschäftigt ihr euch als Spieler da schon mit Ulm oder Bamberg, bzw. wie frisch sind am zweiten Tage die Beine? „Braunschweig hat absolute Priorität, um den Einzug ins Finale sicher zu stellen. Danach hast du keine 24 Stunden, um dich schnellstmöglich zu erholen und dich mental auf den nächsten Gegner einzustellen. Du musst am ersten Tag alles geben und dich dann um deinen Körper kümmern. Das bedeutet, sich vor, nach und zwischen den Spielen vom Physio behandeln zu lassen, sich vernünftig zu ernähren und so viel Ruhe wie möglich zu haben. Denn wenn du im Finale stehst, wird das Team mit mehr Energie sicher einen Vorteil haben. Es sind nun mal nur zwei Spiele bis zum Titel, keine Serie, die sich über zwei oder drei Wochen zieht. Das ist die Herausforderung, die ich, und die wir alle hier in Bonn annehmen.“ Ist es da ein Vorteil, im eigenen Bett schlafen zu können ... nicht im Hotel, wo die Matratzen zu hart und die Betten zu kurz sind? (lacht) „Das ist schon ein Privileg, in den eigenen vier Wänden schlafen zu können, keine Frage. Dann müssen nur die Kinder schön ruhig sein, damit man sich genug erholen kann.“