Gezaubert, gezittert und am Ende doch triumphiert
Telekom Baskets siegen im Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga gegen Alba Berlin 76:75 - Herzschlag-Finish mit besserem Ende für Bonn - Jackson und Milisavljevic schicken 3.500 restlos begeisterte Fans auf Achterbahn-Fahrt der Gefühle
Einen besseren Auftakt konnte sich der TV-Sender Premiere für die erste Live-Übertragung eines Basketball-Bundesliga-Spiels kaum wünschen. Das Spitzenspiel des fünften Spieltages - Erster gegen Zweiter - ging nach dramatischem Ablauf hauchdünn mit 76:75 (21:11, 17:24, 16:19, 22:21) an die Telekom Baskets. Die Bonner bleiben damit als einzig ungeschlagene Mannschaft weiter mit 10:0 Punkten an der Tabellenspitze. Besonders bemerkenswert: Altron Jackson gelang im fünften Spiel mit 22 Punkten und zehn Rebounds bereits das vierte Double-double.3.500 Fans in der ausverkauften Hardtberghalle, darunter 70 Anhänger aus der Hauptstadt, fieberten dem ersten Höhepunkt der noch jungen Saison 04/05 entgegen. Bislang lief es gut für die Baskets. Viermal ging das Team von Coach Predrag Krunic als Sieger vom Parkett. Doch mit dem ehemaligen Serienmeister Alba Berlin empfingen die Bonner ein ganz besonderes Kaliber auf dem Hardtberg. Von dem meisten Experten als der Topfavorit auf die Meisterschaft gehandelt, waren die Albatrosse der erste richtige Maßstab für die überraschend stark gestarteten Baskets. Und die fingen dort an, wo sie eine Woche vorher beim Kantersieg in Braunschweig aufgehört hatten. Mit schnellem Spiel nach vorne und einer bärenstarken Defense wurde Berlin im ersten Viertel förmlich überrollt. Altron Jackson, der Bundesliga-MVP des Monats Oktober zeigte eindrucksvoll, dass er zu Recht den Titel des wertvollsten Spielers erhalten hatte. Mit 5:0 brachte er sein Team nach vier Minuten in Front. Wenig später erhöhte Teamkollege Aleksandar Djuric sogar auf 7:0. Den Telekom Baskets war ein glänzender Start geglückt. Berlin dagegen tat sich im ersten Viertel schwer. Wenn etwas lief, dann fast ausschließlich über den bärenstarken Center Jovo Stanojevic, der von der Bonner Defense zu keiner Zeit richtig zu kontrollieren war. Doch ein Stanojevic alleine reichte an diesem Abend nicht gegen Team-Basketball spielende Bonner. Mit 21:11 ging der erste Spielabschnitt klar an die Gastgeber, die ihren Vorsprung im zweiten Viertel jedoch dahin schmelzen sahen. Alba verteidigte nun besser und die Einwechselung von Nationalspieler Mithat Demirel brachte mehr Impulse im Angriff. Zum Seitenwechsel hatte Berlin den Rückstand auf vier Punkte verkürzen können. Vor allem ein Verdienst von Stanojevic, der bis dahin bereits 17 seiner insgesamt 29 Punkte erzielt hatte. An ihm bissen sich an diesem Abend Bonns Aleksandar Djuric, Branko Klepac und Aleksandar Nadjfeji die Zähne aus. Stanojevic ist der dominierende Center der Liga, meinte anerkennt auch Baskets-Coach Predrag Krunic nach der Schlusssirene. In der zweiten Halbzeit konnten wir ihn zum Glück besser verteidigen. Während Berlin auf einen Spieler baute, setzten die Bonner auf mehrere Trümpfe. Zum ersten Mal glänzte Aufbauspieler Branko Milisavljevic auch als Scorer. Mit 22 Punkten wurde er zusammen mit Altron Jackson Topscorer, zudem gelangen dem Serben im Magenta-Dress acht Assists. Sein Gegenüber Gerald Brown blieb mit fünf Punkten und einem Anspiel dagegen blass. Allerdings sorgte sein einziger Dreier drei Minuten nach dem Seitenwechsel für die erste Führung der Gäste. Alba zeigte sich nun weitaus souveräner, als noch im ersten Viertel. Dennoch gelang es dem Meister der Jahre 1997 bis 2003 nicht, davon zu ziehen. Erst gegen Ende des dritten Durchgangs schien das Spiel zu Gunsten der Albatrosse zu kippen. Bonn wirkte in dieser Phase müde und unkonzentriert. Der effektive Teambasketball schien Einzelaktionen zu weichen. Die Unkonzentriertheit der Hausherren wurde unverzüglich von Berliner Seite ausgenutzt. In etwas mehr als zwei Minuten machte Alba zehn Punkte und aus einem 50:54-Rückstand eine 60:54-Führung (33.). Doch die Baskets gaben sich noch lange nicht geschlagen. Angetrieben von den fast immer stehenden Fans gelang Milisavljevic kurz darauf ein Vier-Punkte-Spiel (Dreier mit Foul), direkt darauf traf Jackson einen weiteren Distanzwurf zum 61:60, um direkt darauf Demirel den Ball zu stehlen und per Dunking zum 63:60 abzuschließen. Die Halle tobte und Berlins Coach Mutapcic zog mit einer Auszeit die Reißleine. Spätestens jetzt geriet das Spiel zur reinen Nervensache. Vergebene Chancen auf beiden Seiten ließen kein Team entscheidend davon ziehen. Besonders die Baskets spielten gleich mehrmals hintereinander zu hastig und brachten den Gegner so immer wieder zurück ins Spiel. Doch Berlin erging es nicht viel besser und nutzte zur Erleichterung der 3.500 in der Halle seine Chancen nicht. Auch nicht im letzten Angriff, als noch sechs Sekunden zu spielen waren und Bonn aufgrund schlechter Freiwurfausbeute mit nur einem Punkt führte. Die Baskets-Defense verhinderte den Sieg Albas in letzter Sekunde, sicherte damit den äußerst knappen 76:75-Erfolg im 32. Aufeinandertreffen der beiden Teams und schickte die feiernden Fans in den siebten Himmel. Baskets-Coach Predrag Krunic: "Im dritten Viertel haben wir schlecht verteidigt. Doch wir haben auch durch unser Publikum zum Sieg zurückgefunden." ALBA-Coach Emir Mutapcic: "Wir haben zu Beginn unkonzentriert gespielt und waren nicht so aggressiv wie Bonn. Wir sind gut wieder zurückgekommen, doch zum Schluss haben wir die offenen Würfe nicht getroffen." Für die Baskets bleibt kaum Zeit, den Sieg gegen Berlin ausgiebig zu feiern. Schon morgen startet der Flieger nach Portugal, zum ersten Spiel im europäischen ULEB-Cup. Beim ersten Gruppenspiel am Dienstag, den 09.11.04 gegen Benfica Lissabon wird sich zeigen, was der Sieg gegen Berlin wirklich wert ist.