Hart erkämpfter 83:78-Triumph über Frankfurt
Telekom Baskets bezwingen nach dramatischem Spielverlauf die Deutsche Bank Skyliners - Bonn mit 20:4-Lauf im dritten Viertel - Conley macht 20 Punkte - Kolodjiejski wirft fünf Dreier - Erster Auftritt von Pearson nach sechsmonatiger Verletzungspause
Den Telekom Baskets gelang am 26. Spieltag der Basketball-Bundesliga ein entscheidender Schritt in Richtung Play-off-Teilnahme. Nach einer hoch attraktiven Vorstellung vor 3.500 begeisterten Zuschauern in der trotz Fußball-EM-Qualifikationsspiel ausverkauften Hardtberghalle, bezwang Bonn die Deutsche Bank Skyliners mit 83:78 (20:23, 14:20, 26:16, 23:19). Mit jetzt 36:18 Punkten haben die Baskets bereits fünf Siege mehr als der Tabellenneunte Oldenburg auf dem Konto. Das war heute ein ganz besondere Atmosphäre, schwärmte Baskets-Pointguard Jason Gardner nach dem Spielende. Die 3.500 Zuschauer in der Halle, darunter an die hundert Fans aus Frankfurt, hatten den Hardtberg in einen Hexenkessel verwandelt. Verständlich, denn beide Teams boten den Fans ein äußerst abwechselungsreiches und attraktives Basketballspiel, bei dem die Gäste vom Main den besseren Start erwischten. Murat Didin, der neue Coach der Skyliners, hatte seine Jungs bestens auf die Baskets eingestellt. In den ersten Minuten schlugen die Frankfurter das Bonner Team mit ihren eigenen Waffen. Eine aggressive Verteidigung gestattete den Baskets kaum einen freien Wurf, gleichzeitig schauten die Akteure von Trainer Mike Koch den schnell und kombinationssicher auftretenden Gästen allzu oft hinterher. Über vier Minuten zehrten die Baskets von einem einzigen Korbleger durch Gyasi Cline-Heard. Nach weniger als sechs Minuten lagen die Hausherren bereits mit 4:16 zurück. Spätestens da hatte Michael Koch genug gesehen, der jetzt die unbefriedigende Defense seines Teams auf eine Zonenverteidigung umstellte. Die neue Taktik zahlte sich schnell aus, denn das bis dahin effektive Angriffspiel Frankfurts kam fast völlig zum Erliegen. Umgekehrt eröffnete die Zone den Baskets neue Optionen im Angriff, besonders in Form von Fastbreaks. Zusätzliche Motoren im Bonner Spiel waren jetzt die beiden Bankspieler Artur Kolodziejski und Patrick Flomo. Besonders Kolodziejski riss bereits im ersten Viertel die Fans gleich mehrmals von ihren Sitzen. In nur vier Minuten sorgte der 27-jährige Bonner Shooting-Guard mit drei erfolgreichen Dreiern, einer sogar mit Foul, für 10 Punkte, so dass das erste Viertel mit 20:23 doch noch einigermaßen glimpflich für die Baskets endete. Spätestens jetzt war das Spiel ausgeglichen. Dem trotz Ellenbogenverletzung stark aufspielenden Jason Gardner gelang sogar in der 15. Minute durch einen Korbleger die erste Führung (28:27). Mike Koch nutze den Lauf seines Teams, um nach über sechs Monaten Verletzungspause (Riss der Achillessehne) Tyray Pearson erstmals in dieser Saison in einem BBL-Spiel einzusetzen. Mit Standing Ovations wurde der Power-Forward von den Bonnern Fans begrüßt. Impulse konnte der effektivste BBL-Spieler der Saison 2005/06 verständlicherweise noch nicht geben, doch jede Minute Spielpraxis bringt Tyray seiner alten Form ein Stückchen näher, erklärte Mike Koch später. Kurz vor der Pause war es mit dem Lauf der Baskets zunächst vorbei. Wie schon so oft, brachten individuelle Fehler das Team erneut in Schwierigkeiten. Vor allem Jason Conley machte in den letzten Sekunden keine glückliche Figur, als er zunächst einen Einwurf direkt in die Hände des Gegners beförderte und wenig später eine hundertprozentige Chance zum Korberfolg nur an den Ring setze. So betrug der Rückstand auf die Deutsche Bank Skyliners nach zwei Vierteln doch wieder relativ deutliche neun Punkte (34:43). Nach dem Seitenwechsel konnten die Gäste ihre Führung sogar noch weiter ausbauen. In der 23. Minute lagen schon 13 Punkte (40:53) zwischen beiden Teams, als ein Vier-Punkte-Spiel (Dreier plus Foul) von Jeff Schiffner der Auftakt für eine furiose Aufholjagd wurde. Angetrieben von der lautstarken Kulisse der Hardtberghalle starteten die Baskets in nur vier Minuten einen 15:0-Lauf, der mit dem 55:53 in der 27. Minute endete. Dieses Team ist einfach phänomenal, freute sich Patrick Flomo nach dem Spiel. Immer wenn wir scheinbar am Boden sind, kämpfen wir uns zurück. Niemand sollte uns zu früh abschreiben. Es dauerte jedoch noch eine ganze Weile, bis die Weichen auf Sieg gestellt werden konnten. Ein sehenwerter Dunking nach einem weiteren Fastbreak des nach der Pause stark spielenden Jason Conley, brachte den Baskets drei Minuten vor dem Ende die 75:72-Führung. Artur Kolodziejski krönte seine gute Leistung wenig später mit seinem fünften Dreier (bei acht Versuchen) zum 78:72 und Patrick Flomos Korbleger zum 80:72 78 Sekunden vor Schluss brachte die Fans endgültig aus dem Häuschen. Frankfurt musste jetzt alles auf eine Karte setzten und sein Glück von außen suchen. Jimmy McKinney, mit insgesamt 20 Punkten bester Spieler der Mainstädter, brachte sein Team mit fünf Punkten in Folge tatsächlich noch einmal auf 80:77 heran, doch die Baskets behielten in den letzten Sekunden des Krimis mit Jeff Schniffner und John Bowler an der Freiwurflinie die Nerven Michael Koch (Telekom Baskets Bonn): Das Spiel hat mir heute bis auf die ersten 5 Minuten großen Spaß gemacht. Letztlich hat unsere Umstellung auf die Zonenverteidigung das Spiel der Frankfurter verlangsamt und uns viele Fastbreaks ermöglicht. Zudem haben wir in der 2. Halbzeit viel mehr als Team gespielt und hatten die ganze Zeit das Selbstvertrauen, viele Dreier von außen zu werfen. Ich bin sehr zufrieden, weil wir nie aufgegeben haben und wir uns stets auf unsere tolle Bank verlassen konnten. Murat Didin (Frankfurt): Am Anfang war ich mit unserer Defense noch zufrieden, später hat das nachgelassen. Letztlich haben die Baskets dann mit ihrer Zonenverteidigung das Spiel gewonnen, zumal sie am Ende die wichtigen Würfe getroffen haben. Ich bin froh wieder in Frankfurt zu sein und möchte versuchen, die Play-offs noch zu erreichen. Bonn möchte ich zu diesem Sieg und dem tollen Publikum gratulieren.