Ich bin jetzt auf dem richtigen Weg

Baskets-Spieler Branko Klepac im Interview

Frage: Branko, seit vier Tagen wissen die Fans von deiner Krankheit. Wann hast du davon erfahren?So richtig konkret habe ich am vergangenen Freitag davon erfahren. Aber es gab schon einige Tage davor Anzeichen. Auf den Kernspin-Bildern, die vorher gemacht wurden, waren wohl schon Probleme zu erkennen, aber noch nicht so auffallend. Da habe ich mir noch gedacht, dass es schon nicht so schlimm sein wird.Der Schock kam dann vergangenen Freitag mit der Diagnose auf MS. Da hat mir unser Teamarzt Dr. Michael Volkmer sehr geholfen. Er hat die Situation gut erklärt und direkt mögliche Strategien aufgezeigt. Das konnte den ersten Schock dann doch ein wenig mildern. Uns alle hat die Nachricht sehr getroffen. Wie sah das in deinem direkten Umfeld aus? "In den ersten Tagen haben mir vor allem meine Familie, meine Verlobte mit der ich gerade zusammen gezogen bin, und deren Familie sehr geholfen. Die haben mich aufgebaut und sich selbst nicht hängen lassen. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben." Und wie hat es das Team aufgenommen? "Ich wollte offensiv mit der Sache umgehen, daher haben wir am letzten Sonntag ein Teammeeting einberufen, wo die Jungs die Nachricht von mir erfahren haben. Mit dabei war auch Dr. Volkmer, der erstmal allen erklärt hat, worum es sich bei dieser Krankheit genau handelt. Klar waren alle sehr betroffen. Ich hoffe, dass meine Situation jetzt eher ein Ansporn als ein Hemmschuh für das Team ist. Ich werde es auf jeden Fall weiter unterstützen, soweit meine derzeitige Situation dies erlaubt." Also auch schon am Samstag in Berlin? "Das wohl nicht, da ich noch ein wenig ausruhen muss. Da schaue ich mir eher ein Jugendspiel an. Ich werde die Jungs beim Training besuchen und wahrscheinlich nächste Woche gegen Leverkusen wieder in der Hardtberghalle sein." Wie gehst du momentan gegen die Krankheit vor? "Da die Diagnose erst ein paar Tage her ist, muss erstmal die genaue Situation festgestellt werden. Kurzfristig bekomme ich jetzt bis Freitag noch Cortisoninfusionen. In der nächsten Zeit werden dann die weiteren Maßnahmen mit den Ärzten und Experten besprochen." Wie kam überhaupt der Verdacht auf MS auf? Gab es früher schon Anzeichen für diese Krankheit? "Im Nachhinein sicher. An MS habe ich konkret erst gedacht, als die Diagnose fest stand. Aber ich hatte schon vorher einige Anzeichen für Schübe dieser Krankheit, zum Beispiel Sehstörungen. Beim Spiel hatte ich einen seltsamen Schleier vor den Augen, aber ich dachte zunächst, dass dies an den Kontaktlinsen liegen könnte. Ich war daher beim Augenarzt, aber der konnte natürlich nicht viel ausrichten. Im Nachhinein wird jetzt einiges klar." Hast Du dir schon darüber Gedanken gemacht, wie es weiter gehen könnte? "Ehrlich gesagt noch nicht. Klar, der Profibasketball ist vorbei, aber ich mache mir im Moment keine großen Gedanken über meine berufliche Zukunft, sondern hauptsächlich über die Behandlung der Krankheit. Das hat jetzt erst einmal oberste Priorität. Wie es dann weiter geht, werden wir in ein paar Wochen oder Monaten sehen. Ich muss mit Respekt mit dieser Krankheit umgehen, aber werde versuchen, mich nicht zu sehr einschränken zu lassen." Die Fans machen sich große Sorgen und zeigen sehr viel Anteil. Wie ist das bei dir angekommen? "Ich bin einfach überwältigt. Besten Dank an die Fans und alle meine Freunde! Das hat mir sehr geholfen. Ich habe sehr viele E-Mails, Anrufe und Briefe erhalten. Darunter auch viele ehemalige Mitspieler und Coaches." Wie sollen die Fans deiner Meinung nach mit der Situation umgehen? "Naja, sie sollten mich auf keinen Fall bemitleiden, sondern mich so sehen wie immer. Klar, die Situation ist schwierig, aber ich bin jetzt nach ein paar Tagen auf dem richtigen Weg und so sollten einfach alle mit der Sache umgehen. Das Leben geht weiter. Jeder sollte jetzt dem Team noch mehr Support geben. Die Jungs haben es verdient, besonders, da sie sich jetzt noch mehr anstrengen müssen, denn ohne mich wird es schwer mit den Playoffs (lacht)!" Wie schätzt du die Chancen ein? "Wichtig ist jetzt erstmal das Spiel in Berlin. Da können wir super befreit aufspielen, denn niemand erwartet von uns einen Sieg. Wir haben insgesamt noch fünf Spiele, davon sollten wir unsere Heimspiele gewinnen. Wenn wir dann noch einen guten Tag in Karlsruhe oder Gießen erwischen, hätten wir es wohl geschafft. Ich werde jedenfalls versuchen, bei möglichst vielen Spielen dabei zu sein. " Branko, vielen Dank für das Gespräch!