„Ich habe von Larry Johnson gelernt“

Baskets-Neuzugang Patrick Ewing jr. im Interview

In knapp einem Monat beginnt für die Telekom Baskets Bonn die Vorbereitung auf die Saison 2012/2013. Eine Zeit, auf die sich Patrick Ewing jr. schon jetzt freut. Nach Spielen mit der jamaikanischen Nationalmannschaft und der eigenen Hochzeit fand der Baskets-Neuzugang die Zeit, um einige Fragen zu beantworten.

Patrick, wie kam der Kontakt zwischen dir und den Telekom Baskets zustande? Patrick Ewing jr.: „Über einen Agenten, der hier in Europa tätig ist und bereits mit meinem Vertreter in den USA, David Falk, zusammengearbeitet hat. Als wir mit ihm über einen möglichen Sprung nach Europa gesprochen haben, sind die Telekom Baskets Bonn ganz schnell ein Thema geworden. Als ich dann mit Coach Koch gesprochen habe, hat sich alles relativ zügig zusammengefügt. Ich hatte schon früher damit geliebäugelt, außerhalb der USA Basketball zu spielen, aber durch die D-League war ich schlichtweg ein Stück näher an der NBA dran. Die Erfahrungen, die ich bei den New York Knicks und auch den New Orleans Hornets gemacht habe, sind ungemein wertvoll gewesen. Ich hoffe, dass ich all das nun in Bonn ins Team einbringen kann. Außerdem werde ich ja nicht mehr jünger (lacht). Ganz ehrlich: Ich denke, dass ich in Bonn eine super Situation vorfinde, um den nächsten Schritt zu machen.“ Welche Schritte sollen das konkret sein? „Ich will ein wichtiger Teil eines funktionierenden Teams sein und dazu beitragen, Spiele zu gewinnen. Das habe ich vor allem durch die Zeit in der NBA gemerkt, dass es für mich schwer ist, weit hinten in der Rotation zu sein und kaum Einfluss aufs Spiel zu haben. Ich möchte das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Die Herausforderung für mich persönlich ist herauszufinden, in welchen Aspekten ich dem Team weiterhelfen kann und genau da meine Stärken einfließen zu lassen.“ Könnte die Umstellung auf das europäische Spiel dabei zu einem Hindernis werden? „Nein, das glaube ich nicht. Durch die Spiele mit der jamaikanischer Nationalmannschaft kenne ich die FIBA-Regeln gut und habe auch schon gegen Teams gespielt, die einen europäischen Stil gepflegt haben. Zudem habe ich mich über die Beko Basketball Bundesliga schlau gemacht, so dass ich pünktlich zum Trainingsbeginn hoffentlich bestmöglich vorbereitet in Bonn eintreffe. Auf dem College habe ich mir mit John Wallace (FC Bayern München, die Red.) das Zimmer geteilt, jetzt hat er mich mit Informationen über Deutschland und die Liga gefüttert - das hat mir bei meiner Entscheidung sehr geholfen.“ Auf welche Art Spieler können sich die Fans der Telekom Baskets Bonn freuen? „Auf einen „stat sheet stuffer“, würde ich sagen. Auf dem College war ich kein großer Scorer, dafür habe ich das Brett beschützt und die Verteidigung mit Pässen aus dem Lowpost heraus bewegt. In der D-League habe ich dann beispielsweise viele Punkte aufgelegt. Ich kann viele Positionen verteidigen und beim Gegner für Ballverluste sorgen, durch die wir unseren eigenen Fastbreak starten - im Notfall bringe ich dann sogar den Ball. Ich sehr variabel, kann viele kleine Dinge tun, die am Ende des Tages hoffentlich den Unterschied zu unseren Gunsten ausmachen.“ Was liegt dir insgesamt mehr: Run-and-gun oder gesetztes Halbfeldspiel? „Da habe ich keine wirkliche Präferenz. Ich mag beides sehr gerne, da ich bei beiden Varianten meine Stärken einbringen kann. Im Lowpost kann ich mit dem Rücken zum Korb agieren oder den Pass auf den freien Schützen spielen - das kommt im Setplay natürlich mehr zu Geltung. Ich kann aber auch in der Transition mitgehen. Beide Varianten machen mir unheimlich viel Spaß. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich immer den Stil nehmen, der das ganze Team einbindet und in dem sich alle wohlfühlen.“ Kommt diese Einstellung daher, dass Basketball in deinem Leben immer präsent war und du viele verschiedene Stile gesehen hast? „Ja, das wird sicherlich einen gewissen Teil dazu beigetragen haben. Wenn du seit deiner Geburt mit NBA-Spielern zu tun hast, mit ihnen aufwächst und viele, viele Spiele siehst, dann lernst du automatisch etwas für dich selbst dazu.“ Nenne ein Beispiel. „Da gibt es gleich mehrere Beispiele. (lacht) Natürlich ist es von Vorteil, wenn dein Vater ein Basketball-Superstar ist, bei dem du dir daheim im Wohnzimmer noch was abgucken kannst. Aber auch so habe ich in meiner Jugend bei den Knicks unheimlich viel mitgenommen. Von Derek Harper habe ich den Linkskorbleger gelernt, Larry Johnson hat mir eine Mischung aus Floater und Hakenwurf gezeigt. Als ich Balljunge im Madison Square Garde war, haben wir zum Warmup oft Eins-gegen-Eins mit den NBA-Jungs gespielt - da bleibt einiges haften. Nicht zuletzt durch deinen Vater bist du ein Teil der Knicks-Familie. Was war dein persönlicher Höhepunkt, was die schlimmste Niederlage? „Klare Sache: Das in den Conference Finals 1999! Ich war damals als Balljunge im Garden mit dabei, und als Larry den Wurf mit Foul rein machte, rastete die ganze Halle aus. (lacht) so hoch bin ich wahrscheinlich nie wieder in meinem Leben gesprungen. Das war der absolute Wahnsinn, denn alle wussten, welche Bedeutung dieser Wurf hatte. Der Tiefpunkt, auch wenn ich nicht in der Halle war, ist sicherlich die Niederlage im siebten Spiel der Conference Semi-Finals 1995 gegen die Indiana Pacers. Mein Dad hatte damals den Sieg auf der Hand, . Danach hat er sich daheim eine Woche eingeschlossen, ehe er halbwegs darüber hinweg war. Das war auch für mich schlimm, denn ich wusste, wie es ihm damit geht.“ Wie sehr haben diese Ereignisse den Basketballer Patrick Ewing jr. geprägt? (lacht) „Ich bin ein schlechter Verlierer. Ich mag es nicht, unnötig Spiele abzugeben. Wenn ich auf dem Feld stehe, dann möchte ich mit meinem Team alles dafür tun, um am Ende als Sieger vom Platz zu gehen. Genau das ist es, was ich auch mit den Telekom Baskets Bonn anstrebe: Viele Spiele gewinnen und die Anzahl der Niederlagen auf einem minimalen Level halten.“ ------------------------------- „I learned from Larry Johnson“ Patrick Ewing jr. on his decision to go overseas playing for Telekom Baskets Bonn Just one month from now the Telekom Baskets Bonn open training camp in order to get prepared for the 2012-13 season in the Beko Basketball Bundesliga. Something, Patrick Ewing jr. is eager to experience as the start of his overseas career. After playing for the jamaican NT and his wedding, the 28 year-old found some downtime to sit down and talk about his future with one of the best-known franchises in german basketball. Patrick, after playing in the U.S. for your whole pro career, how did you get in touch with the Telekom Baskets Bonn organization? Patrick Ewing jr.: „It all went through my agent in europe, Gerrit Kersten-Thiele, who is very close with my representative in the United States, David Falk. They have been working together in the past, and when we talked about going overseas, Bonn instantly was one of the names that popped up. After talking to head coach Michael Koch everything fell into place pretty soon. I always liked the idea of playing overseas, through my seasons in D-League play I just felt to being closer to the NBA. My experience with the New York Knicks and the New Orleans Hornets haven been wonderful and very valuable to me. I hope, this will help me contribute for Bonn now. (laughs) Plus, I‘m not getting any younger. To be honest: I have a good feeling, Bonn will be the perfect fit for me to take the next step forward as a player.“ What would that „next step“ look like in detail? „I want to be a big part of a hardworking groug of guys, and I want to help win games. From being the NBA I learned what it feels like to sit on the bench a lot and not really have an impact on the game. I want to feel being needed. For me personally, I want to help my team in any way possible, and the challenge is to find out in what way I can do it best by displaying my individual strengths.“ Talk about the european style of basketball possibly being a huge obstacle to overcome. „I don‘t really think it is an obstacle for me. By playing for the jamaican NT I know playing under FIBA rules and faced teams in the past that played a european style of basketball. On top I started gathering information on the german Beko Basketball Bundesliga to be well-prepared when I hit Bonn once training camp opens in mid-august. In college John Wallace, who is with Munich these days, was my room-mate. He gave me plenty of advice, what made my decision to head for Germany a lot easier.“ What kind of player can the Bonn crowd expect to see? „The crowd can expect a stat sheet stuffer to give all he‘s got. In college I have not been known as a scorer, my task was to protect the paint and play good passes out of the low block to open shooters. During my time in the D-League I showed that I could score, for example. I proofed to be very versatile, I can defend multiple positions and cause turnovers that lead to easy run-outs for my team - I‘ll even lead the break and bring the ball upcourt, if necessary. I can do all these little things, that hopefully make us win games at the end of the day.“ What do you like better: an uptempo style of play or going into halfcourt sets? „I don‘t have any preferences in this regard, really. I like going both ways and feel comfortable with it. Working in the low post with my back to the hoop or open up space for our shooters - these strengths weigh heavily in setplays. But I like to run a lot in transition as well. Both paces bring a lot of fun and excitement. If I had to decide which way to go I‘d pick the one everybody feels comfortable with the most.“ Does this approach to the game have to do with the fact that you have seen many different styles over the years? „Yep, hanging out in the gym with all kinds of players and coaches shaped my understanding for the game, for sure. I‘ve been around NBA players all my life and grew up watching many, many games. As a side effect you get to learn many lttle things for yourself on the run without even noticing it.“ Could you state an example? „There are many examples to name. (laughs) Well, it is obviously an advantage to be a basketball superstar‘s son, what enables you to learn certain things even in the living room. During my younger days I‘ve been soaking up a lot of things by just hanging around with the Knicks. Derek Harper taught me the left-handed layup, Larry Johnson showed me his running hook in the lane. Being a ball boy at Madison Square Garden I went 1-on-1 against several NBA cats during warmup - that‘s where I got many of my moves from.“ The Ewing family is a huge part of the Knicks community. What is you‘re sweetest memory, what is the lowest point to you from what you‘ve witnessed? „To answer the first part is a no-brainer: at the 1999 Conference Finals. At that time I was a ball boy at MSG, and when he sunk that unbelievable triple, the whole place went crazy. (laughs) In this moment I jumped as high as I never would jump again in my entire life. It‘s been amazing, because everybody in the building knew of the significance of that very shot. The lowest point, even if I was not at MSG that particular night, was game 7 against Indiana in the 1995 Conference Semi-Finals - the my dad missed. I remember him coming home and not leaving his room for about a week before he somewhat was over it. To me it was devastating, too, because I knew how bad he felt.“ In what kind of way did these events shape you as a basketball player? (laughs) „I‘m a sore loser! I hate to lose games without giving opponents their best challenge. When I‘m on the court, I want to do everything I can for my team to not leave the court empty-handed. That‘s what I am going to achieve in Bonn now: win as many games as possible and minimize our losses in order to make the next step - for me and the organization.“