"Ich liebe die Crunchtime"

Baskets Powerforward Ronald Burrell im Interview

Seine Leistungskurve zeigt in den letzten Spielen stark nach oben und beim All Star Game am vergangenen Wochenende in der Mannheimer SAP Arena durfte er die Farben der Telekom Baskets repräsentieren. In 15 Minuten gelangen ihm dabei vier Punkte und vier Rebounds, sowie zwei Steals für das Süd-Team. Mit Baskets-PowerForward Ronnie Burrell sprach vor dem Spiel David Volkmann.  Ronnie, zu allererst: Gratulation zur Nachnominierung! Dies ist dein erster Auftritt beim alljährlichen All Star Game der Basketball Bundesliga, wie fühlt man sich als einer der besten 24 Spieler der Liga? Ronnie Burrell: Es fühlt sich natürlich super an. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die Coaches mich nach Jasons Ausfall zum All Star berufen haben und ich nun hier Bonn repräsentieren darf. Du sprichst es bereits an: Du bist ‘nur‘ nachnominiert worden…Bist du der Meinung, dass du den Platz im All Star Team auch so verdient gehabt hättest? RB: Ja, ich denke ich hätte genau so gut All Star sein können. Aber Jason spielt natürlich auch eine tolle Saison. Dazu sind wir als Team sehr erfolgreich und daher denke ich, dass wir beide es verdient gehabt hätten heute hier in Mannheim zu spielen. Du hattest einen durchwachsenen Start in die Saison, aber es scheint, als hättest du deine Rolle im Team mittlerweile gefunden. Ist es normal, dass man erst einige Zeit braucht, um sich in einem neuen Team zurechtzufinden? RB: Sicher, aber am meisten entscheidet da wirklich die aktuelle Tagesform. Auch als Profi hast du manchmal Phasen wo nicht viel zusammenläuft. Bei mir war das am Anfang der Saison der Fall und jetzt steigere ich mich und wir gewinnen immer mehr Spiele. Wenn es so weiter geht, spiele ich in den Play-Offs den besten Basketball und so sollte es ja auch sein. Du hast in den letzten Spielen wirklich starke Zahlen aufgelegt. Trägt auch die Verletzung von Winsome Frazier dazu bei, dass sich deine Werte so verbessert haben? RB: Klar. Als Winsome sich verletzt hat, mussten wir als Team natürlich zusammenrücken und die Energie, die er normalerweise aufs Feld bringt, irgendwie kompensieren. Jeder hat dabei seinen Teil dazu beigetragen, ob in der Verteidigung oder im Angriff. Wir alle sind also durch diese Notsituation produktiver geworden. Gegen Trier bist du das Spiel über lange untergetaucht, warst dann aber am Ende das, was die Basketballer clutch nennen, also ein wichtiger Faktor in der Schlussphase. Erst ein Block in der Verteidigung und anschließend der Gamewinner aus der Mitteldistanz. Woher hast du diese Abgezocktheit? RB: Ich weiß nicht, ob man es Abgezocktheit nennen soll…Irgendjemand muss diese Schüsse nun einmal nehmen und wenn du sie triffst, nimmt das sehr viel Druck von deiner Mannschaft. Und bis jetzt läuft es bei mir in dieser Hinsicht ganz gut. Und du scheinst dich wohl damit zu fühlen, in engen Situationen die Verantwortung zu übernehmen… RB: Ja, ich liebe die Crunchtime. Es ist einfach aufregend und meiner Meinung nach das Beste am Basketball. Entweder du gehst als Sieger oder als Verlierer vom Platz…Und glaub mir, niemand ist gern der Verlierer!  Lass uns über das letzte Auswärtsspiel bei deinem alten Verein in Köln sprechen. Wie bereitet man sich auf so ein spezielles Spiel vor? RB: Ich habe mich schon sehr auf das Spiel gefreut. Es macht immer wieder Spaß im Energy Dome zu spielen und ich finde die Rivalität zwischen den beiden Vereinen sehr spannend. Daher war es natürlich super, dass wir dorthin gefahren sind und einen großen Sieg eingefahren haben. Wir haben einfach sehr gut gespielt und konnten endlich mal eine Klatsche verteilen. Und das ausgerechnet gegen Köln. Am Anfang sah es dabei für dich nicht so gut aus…Du warst ziemlich sauer über ein paar Pfiffe, die du recht früh bekommen hast. Wie schätzt du die deutschen Schiedsrichter ein und wie wird im Vergleich dazu international gepfiffen? RB: Die Euroleague an sich ist ein ganz anderes Level. Da wird anders gespielt und daher auch anders gepfiffen. Auf die deutschen Referees kann man sich nur schwer einstellen, da die gleichen Situationen oftmals unterschiedlich ausgelegt werden. Du gehst dann einfach jedes Spiel raus, spielst hart und manchmal geht eine Aktion durch und manchmal eben nicht. Natürlich war ich in Köln frustriert, als ich schnell drei Fouls zusammen hatte, aber jeder ist hin und wieder mal frustriert. Das hat nicht immer nur etwas mit den Schiedsrichtern zu tun, sondern auch damit, dass man sich dann häufig über sich selbst ärgert. Ist es dann nicht schwer sich immer wieder den verschiedenen Linien der Schiedsrichter anzupassen? RB: Ja, das ist es wirklich. Aber ich bin jetzt das zweite Jahr hier in Deutschland und weiß mittlerweile, wie die jeweiligen Schiris pfeifen und wie ich mein Spiel dann entsprechend anpassen muss. Viel wichtiger ist aber, dass man sich nicht andauernd über Pfiffe beschwert, da einen das nur frustriert und aus der Fassung bringt und einem letztendlich selbst am Meisten schadet. Eine wichtige Erkenntnis vor allem für die jungen Spieler da draußen! Kommen wir zum heutigen All Star Game…Ich habe euch heute Morgen schon bei der Warm-Up-Session zusehen können. Ist es etwas Besonderes für dich, die ganzen anderen Spieler mal abseits vom harten Wettbewerb zu treffen? RB: Auf jeden Fall. Das ist immer ganz witzig, wenn man die Leute mal wirklich kennenlernt gegen die man sonst auf dem Feld steht. Ein paar Spieler kennt man auch noch aus seiner Collegezeit, hat mit ihnen oder gegen sie gespielt. Da gibt es schon viel zu erzählen! Und was kann man vom heutigen Spiel erwarten? RB: Naja, wir wollen natürlich einen Sieg für den Süden holen! Aber vor allem geht es darum, den Fans eine gute Show zu bieten und viele, hoffentlich spektakuläre Punkte zu erzielen. Euer Coach Dirk Bauermann hat beim Warm-Up ein paar Spielzüge erklärt und trainieren lassen…Nehmt ihr das Match so ernst? RB: Nein, natürlich steht der Spaß eindeutig im Vordergrund. Aber man braucht natürlich auch ein paar grundlegende Spielzüge, damit die Spieler sich nicht gegenseitig im Weg rumstehen und jeder seine Laufwege kennt. Anderes Thema: Die Baskets. Wie gefallen dir der Verein und deine Teamkameraden? RB: Der Verein ist wirklich sehr gut organisiert und die Mitarbeiter machen alle erstklassige Arbeit. Die Atmosphäre im Team ist spitze und viel besser als bei allen Mannschaften, bei denen ich zuvor gespielt habe. Wir haben echt andauernd Spaß zusammen und Jeder versteht sich mit Jedem. Das hilft uns auch auf dem Feld entscheidend weiter. Freust du dich über den Anstieg deiner Spielzeit im Gegensatz zum letzten Jahr, als du dir deine Position mit dem Ex-Bonner Sascha Nadjfeji teilen musstest? RB: Sicher, aber für einen professionellen Sportler sollte die eigene Spielzeit nicht im Mittelpunkt stehen. Mir ist es lieber, wenn wir gewinnen, obwohl ich nur zehn Minuten gespielt habe, als, dass ich durchspiele und wir verlieren. Wichtig ist immer nur, dass man seiner Mannschaft weiterhilft, wenn man auf dem Feld steht und in wichtigen Spielen seine Leistung bringt, wenn man am Dringendsten gebraucht wird. Ihr wirkt nach vor allem nach Siegen oft wie eine lustige Truppe, die gerne zusammen abhängt und Spaß hat. Unternehmt ihr abseits des Courts öfter etwas miteinander? RB: Das Problem bei uns ist, dass fast alle im Team entweder verheiratet sind oder eine feste Freundin haben. Daher verbringen wir unsere freie Zeit dann eher in Ruhe mit unseren Partnerinnen oder der Familie. Aber ab und an treffen wir uns schon mal und machen was zusammen, was dann auch immer sehr witzig ist. Eine Frage, die natürlich besonders die Fans interessiert: Kennst du deinen persönlichen Schlachtruf ‚Der schöne Burrell‘? RB: Nein, ich glaube nicht… Übersetzt bedeutet es ‚The beautiful Burrell‘. Der Gesang entstand eigentlich eher aus einer Schnapsidee heraus, als einige weibliche Zuschauer in der Vorbereitung auf diese Saison meinten, dass du sehr gut aussehen würdest. Mittlerweile hat sich der Schlachtruf etabliert… RB (macht große Augen und fängt an zu lachen): Ehrlich? Das ist ja mal eine lustige Geschichte! Aber erzähl es bloß nicht meiner Freundin…Nein, Spaß beiseite! Sie ist auch immer bei den Spielen und feuert mich und das ganze Team an und sie kennt die Sprüche und Gesänge auch viel besser als ich! Themawechsel: Können Faktoren wie eine neue Halle, tolle Fans oder auch die netten Mitspieler im Team bei Vertragsverhandlungen entscheidend sein oder muss man als Profi hauptsächlich auf das Geld schauen? RB: Da ist jeder Spieler anders, aber für mich geht es nicht ausschließlich um das Geld. Sicherlich ist Geld ein wichtiger Faktor, aber ich habe in diesem Jahr bemerkt, dass auch andere Dinge sehr dazu beitragen können, dass man sich bei einem Verein wohlfühlt. Wo stehen die Baskets am Ende der Saison und wie weit geht es in den Play-Offs? RB: Momentan sind wir Dritter hinter Berlin und Artland. Berlin haben wir schon geschlagen und nur knapp gegen Quakenbrück verloren, also sehe ich momentan keine Mannschaft, vor der wir Angst haben müssten oder die besser als wir spielt. Wir sind aktuell in guter Form und ich bin mir sicher, dass wir, wenn alle wieder gesund sind, um die Meisterschaft mitspielen können. Wir blicken da sehr selbstbewusst in die Zukunft… Hat euer sehr selbstbewusstes Auftreten etwas mit eurem Coach Mike Koch zu tun? RB: Auf jeden Fall! Wir sind kein arrogantes Team, aber eben sehr selbstbewusst, weil der Coach uns immer wieder sagt, dass die anderen Teams nicht besser sind als wir. Und wie man sieht, kommen wir mit der Rolle des Favoriten alle wunderbar zu Recht.  Ok Ronnie, du hast es fast geschafft! Ich gebe dir jetzt noch ein paar Wörter und du sagst mir einfach, was du mit ihnen in Verbindung bringst. Als Erstes hätten wir Mike Koch… RB: Mike Koch ist der beste Trainer unter dem ich je gespielt habe. Er weiß, wie er seine Leute im Training motiviert und gesund hält und ist einfach mit dem ganzen Herzen dabei! Das nächste Wort lautet Euroleague… RB: Ein harter Wettbewerb. Man reist viel, sieht viele interessante Städte aber es ist und bleibt ein verdammt harter Wettbewerb. Die nächste Saison? RB: Die Ungewissheit. Das ist auch ein sehr spannender Teil dieses Berufs, dass man nie genau weiß, ob man in der nächsten Saison sein altes Team wiedersieht oder bei einem anderen Club spielt. Die neue Halle… RB: Ich freue mich schon unglaublich darauf, in der neuen Halle zu spielen. Hoffentlich können die Fans die Stimmung vom Hardtberg in die neue Halle tragen und uns dadurch weiterhin so einen tollen Heimvorteil garantieren. Und zu guter letzt: Die Bonner Fans. RB: Die Bonner Fans sind meiner Meinung nach eindeutig die besten Fans der Liga! Ronnie, vielen Dank für das ausführliche Interview und wir wünschen dir viel Glück für das Spiel und den weiteren Saisonverlauf mit den Baskets! RB: Kein Problem, ich danke dir!