„Ich möchte meinen Traum erfüllen und reisen“

Homestory Josh Mueller - Part 3/3: Telekom Baskets Bonn

Josh Mueller (30) ist im amerikanischen Bundesstaat South Dakota geboren und aufgewachsen. Schon früh wurde dem Ausnahmetalent eine große Karriere im Basketball vorausgesagt. Er verließ die Universität von South Dakota als einer ihrer besten Guards. Nach vielen gefeierten Erfolgen im europäischen und vor allem deutschen Basketball kehrte er als aktiver Spieler dem Mannschaftssport erst einmal den Rücken zu, um in seiner Heimat als Co-Trainer und mit Jugendlichen in Basketballcamps zu arbeiten. Seit letztem Jahr spielt er bei den Telekom Baskets Bonn 2.

Du kommst immer zu Fuß zum Training in den Telekom Dome. Liegt das daran, dass Du für Dein Benzin musst? Josh (lacht): Nein. Ich habe mein Auto einem Teamkollegen gegeben, der in Düsseldorf wohnt. So hat er es leichter zum Training zu kommen. Ich lebe direkt in der Nähe vom Dome, deshalb kann ich auch ganz gut dahin laufen. Das ist kein Problem für mich. Wie lange spielst Du jetzt schon bei den Baskets? Das ist meine erste Saison hier. Ich bin vergangenen Sommer nach Bonn gekommen. Wieso hat es Dich nach zweijähriger Pause als aktiver Basketballer hierhin verschlagen? Carsten Pohl, Co-Trainer der ersten Mannschaft und Sportlicher Leiter der Baskets, war mein erster Coach in Europa. Damals habe ich unter ihm in Mönchengladbach mein Profidebüt gegeben. Uns verbindet eine ganz besondere Beziehung. Er ist einer der Menschen, denen ich in meinem Leben voll und ganz vertraue. Der Kontakt zu ihm ist nie abgerissen. Nach zwei Jahren als Co-College-Trainer in den USA wollte ich dem Basketball jetzt noch mal eine Chance geben und bin hier in Bonn gelandet – Carsten sei Dank. Du bist Guard in der zweiten Mannschaft der Telekom Baskets in der 1. Regionalliga. Ist es nicht schwer, nach Deinen Erfolgen in den USA und im europäischen Basketball, jetzt auf einem niedrigeren Level zu spielen? Am Anfang der Saison war es wirklich schwierig - aber nicht wegen der Unterschiede im Level. Es war nicht ganz einfach herauszufinden, wie alle am besten zusammenspielen, wie die anderen so ticken und wie am besten miteinander harmoniert wird, um eine gute Leistung zu bringen und gute Matches zu machen. Aber die Jungs sind klasse. Es war ganz und gar nicht schwierig mit ihnen zu spielen, weil jeder einfach sein Bestes gibt - und wie man sieht, funktioniert das auch ziemlich gut. Ich bin mit unserer Leistung sehr zufrieden, wir sind ein gutes Team. Für das Du wahrscheinlich der wichtigste Spieler bist. Wie gehst du damit um? Ich habe eigentlich immer eine der wichtigsten Rollen in einem Team gespielt. Das war schon in der High School und auf dem College so. Also bin ich es gewohnt und kann mit dem Druck, der auf mir lastet, ganz gut umgehen. Ich habe eben mehr Erfahrung und auch bereits höherklassig gespielt als viele der Anderen. Dadurch kann ich den Jüngeren im Team helfen, ihnen viel erklären und hilfreiche Tipps geben. Mir macht es Spaß, meine Erfahrungen weiter zu geben. Außerdem sehe ich das Spiel durch meine Zeit als Trainer oft aus einem anderen Blickwinkel. Ist es Dein Traum, einmal in der ersten Mannschaft zu spielen? Nicht wirklich. Wieso nicht? Mein Lebenstraum ist etwas von der Welt zu sehen. Ich bin jetzt 30 Jahre alt und es ist Zeit für den nächsten Abschnitt in meinem Leben. Ich möchte meinen Traum erfüllen und reisen, aber ich bin sehr dankbar für die Chancen und Erfahrungen die mir im Basketball gegeben wurden. Zum Beispiel, und so kommen die Profis doch noch ins Spiel, mit der Ersten ab und an zu trainieren? Genau. Aber gibt es da nicht große Unterschiede im Bezug auf die Praxis mit Deinem Team? Klar gibt es da Unterschiede, sehr viele sogar. Das Tempo ist einfach viel höher und auch die Instinkte sind anders. Die Spieler in der ersten Mannschaft können einfach genau einschätzen, wann sie am besten zum Korb ziehen oder wo gerade der beste Anspielpartner steht. Das ist schon ein ganz anderes Niveau als in der Regionalliga. In der Regionalliga hast Du viel Freizeit zwischen den einzelnen Spielen. Was machst Du da so? Ich engagiere mich bei den Telekom Baskets – trainiere eine U18-Mannschaft und gebe Einzeltraining. Hast Du noch eine andere Lieblingsmannschaft neben den Baskets? Nein, nicht wirklich. Ich habe viele Freunde, die in verschiedenen Vereinen spielen. Mit denen fiebere ich dann immer mit. Treibst Du auch noch andere Sportarten? Ich habe mal Football gespielt und auch geboxt. Davon hatte ich schon oft eine gebrochene Nase - oder auch von langen Nächten (lacht). Ist Basketball das Wichtigste in Deinem Leben? Es war mal das Wichtigste in meinem Leben. Aber je älter man wird, desto mehr werden andere Dinge wichtiger, wie zum Beispiel das Leben in der Zukunft, nach dem Basketball. Wie stellst Du dir denn das Leben nach dem Basketball vor? Von April bis August werde ich in den USA als Coach in verschiedenen Camps Mädchen und Jungen Basketball beibringen. Dann entscheide ich was meine nächste Station ist, wo es mich danach hin verschlägt. Wenn ich nach Deutschland zurückkehren sollte, dann kann ich mir nur vorstellen nach Bonn zurückzukehren. Ich halte mir die Möglichkeit offen, ob ich an meiner Basketballkarriere weiter arbeite. Aber die Chance ist da. „Ohne Josh wären wir jetzt nicht da, wo wir sind.“ Jost Meiworm, Trainer der Telekom Baskets Bonn 2, über seinen verlängerten Arm auf dem Parkett. „Es ist gut jemanden zu haben, bei dem man weiß, was man bekommt. Josh Mueller ist so ein Typ, den man gut einschätzen kann. Carsten Pohl kennt ihn schon jahrelang. Josh ist der perfekte Spieler für uns und meiner Meinung nach der beste Point Guard der Liga. Er hat zwar länger nicht mehr selbst aktiv gespielt, weil er Co-Trainer am College war, bewegt sich aber trotzdem auf einem hohen Level und macht gleichzeitig seine Mitspieler besser. Unlängst holte er im Spiel gegen Grevenbroich sein viertes oder fünftes Triple Double - und das mit gerade mal 1,80 Meter. Er führt das Team ganz klar in Punkten, Rebounds, Assists und Steals an –also in fast jeder Disziplin. Josh ist mein verlängerter Arm auf dem Feld, wir kommunizieren sehr viel. Nachdem ich ihn kennen gelernt hab, kann ich mir heute keinen anderen ausländischen Spieler als ihn im Team vorstellen. Für ihn war es sicher schwierig sich umzustellen, vom extrem professionellen Basketball in der zweiten Liga oder auch in Amerika zum Basketball auf der Schwelle zur Professionalität in der 1. Regionalliga. Hier bekommen viele kein Geld und gerade bei den jungen Spielern geht noch nicht jeder Ball in den Korb und noch nicht jeder Pass wird gefangen. Josh hat sich aber gut ins Team eingearbeitet und hat gelernt damit umzugehen. Ohne Josh wären wir jetzt nicht da, wo wir sind. Als Spieler hat er meiner Meinung nach keine Ambitionen weiter oben zu spielen. Schließlich ist er „schon“ 30. Er hat eine lange, bewegte Karriere hinter sich. Er wird den Fokus jetzt nach und nach auf andere Dinge legen. Bei der ersten Mannschaft hat er ein paar mal mit trainiert, weil er eben auch das Level dazu hatte. Um Spielzeit zu bekommen reicht das aber leider nicht mehr aus, aber das weiß er auch selber und er hat kein Problem damit. Dass Michael Koch ihn ohne Probleme ins Training aufgenommen hat, spricht für Joshs Können.“ Teil 1 der Homestory: Teil 2 der Homestory: