„Ich will einer der besten Passgeber sein“
Eugene Lawrence im Rückkehrer-Interview
Im Gegensatz zu seinen Mitspielern hatte Eugene eine vergleichsweise kurze Anreise nach Bonn zu bewältigen. Immerhin hob der Flieger direkt von New York aus in Richtung good ol‘ Germany ab – quasi direkt vor seiner Haustür. Entsprechend entspannt traf der Guard am späten Samstagmittag am Telekom Dome ein und nahm sich zwischen Anprobe der Trikots und Wagenübergabe sogar noch die Zeit, um einen kleinen Plausch zu halten.
Geno, vorweg erstmal: Willkommen zurück in Bonn. Wie war der Trip, auf dem du auch schon einige neue Mannschaftskameraden kennenlernen konntest?
Eugene Lawrence: „Es ist alles reibungslos über die Bühne gegangen. Ryan und die anderen Jungs sind erst nach New York geflogen, um von dort aus mit mir gemeinsam weiter nach Frankfurt zu reisen – das hat alles gut geklappt. Aber gerade Angelo, der von der Westküste kam, und auch Mickey, der von Phoenix gestartet ist, hatten deutlich längere Wegstrecken zurück zu legen. Jetzt kommen wir erstmal an und ruhen uns etwas aus.“
Ende Juli stand endgültig fest, dass du auch 2014/2015 auf dem Hardtberg spielst. Wie kam es dazu?
„Ich hatte schon früh die grundsätzliche Intention zurück zu kommen. Es gab viele Faktoren, die für mich unheimlich wichtig sind und bei dieser Entscheidung eine entscheidende Rolle gespielt haben. Mir hat letzte Saison sehr gut gefallen, auf welche Art und Weise hier in Bonn gearbeitet wurde und wie gewisse Dinge angegangen wurden. Es wurde auf und abseits des Feldes immer klar miteinander kommuniziert und es gab keine krummen Dinge, die unnötig Unruhe stiften. Hinzu kommt natürlich, dass ich ein tolles Verhältnis zu Coach Mathias Fischer habe. Es ist immer von Vorteil, wenn Trainer und Point Guard voneinander wissen, wie der jeweils andere tickt.“
Wie ist dieses Vertrauensverhältnis in der Kürze der Zeit so schnell gewachsen, nachdem du vergangene Saison um Karneval herum zum Team gestoßen bist?
„Ich war am Anfang erst einmal etwas zurückhaltend, da ich um den ganzen Wirbel mit dem Wechsel von Jared wusste und ich die Teamchemie nicht gefährden wollte. Coach Fischer hat mir einen riesigen Vorschuss gegeben und ganz klar gesagt, dass ich einfach mein Spiel machen soll und keine Angst zu haben brauche, eine Führungsrolle in der Mannschaft zu übernehmen.“
Rückblickend betrachtet: Wie hat sich das auf dem Feld für dich angefühlt? „Es war einerseits nicht ganz einfach, da ich mich ordentlich präsentieren, gut spielen und dem Team direkt von Beginn an helfen wollte. Für mich als Aufbau hat es bedeutet, in jeder Sekunde genau darauf zu achten, wer welche Vorlieben und Stärken hat. Auf der anderen Seite wurde es mir wahnsinnig leicht gemacht, da die Spielweise der Jungs und die Taktik von Coach Fischer sehr gut zu mir gepasst haben. Ich würde sagen, dass es zwei, drei Spiele gebraucht hat … ab dann war ich voll und ganz drin.“
Mit dir sind sechs Spieler des Vorjahres auch 2014/2015 dabei. Wohin kann diese Saison die Reise gehen – sowohl für dich individuell als auch das Team?
„Die Eingespieltheit ist sicherlich ein großer Faktor für uns, der gerade in der frühen Phase der Saison hilfreich sein kann. Auch in der Vorbereitung können wir bei einigen Dingen sicherlich schneller in die Vollen gehen, da wir uns teilweise schon kennen und den neuen Jungs somit die Eingewöhnung erleichtern können. Als Mannschaft sollten wir versuchen, insgesamt den nächsten Schritt nach vorn zu machen. Im Pokal war Bonn nur ganz knapp vom TOP FOUR entfernt, und auch die Viertelfinalserie war hart umkämpft – das sorgt für eine Menge Motivation.
Ich persönlich will versuchen, einer der besten Passgeber der gesamten Beko BBL zu sein. Es ist jedes Jahr mein Anspruch, zu den Top3 in Assists zu gehören.“
Eins noch: Du hast während des Sommers in Brooklyn viel Streetball gespielt. Nimm uns mit in den Gersh Park, wo du gemeinsam mit Freunden ein Turnier gewonnen hast.
„Da geht es in erster Linie darum, den eigenen Grund und Boden zu verteidigen und sich gegen alles zu behaupten, was dir entgegengesetzt wird. Das ist noch guter, ehrlicher, harter Basketball. Da bekommst du nichts geschenkt, geschweige denn einen Bonus, weil du anderswo vielleicht einen Titel oder dergleichen gewonnen hast. Und die Spieler, die im Gersh Park an den Start gehen, wissen auch ganz genau, worauf sie sich einlassen – das macht die Sache umso spannender. Wenn Jungs wie Kemba Walker (NCAA-Champion 2011, jetzt Charlotte Hornets) dort auflaufen, geben sie alles, weil sie ganz genau wissen, was die Leute zu berichten haben, wenn sie von jemandem an die Wand gespielt werden.
Ich bin dort mit Jungs aus Brownsville angetreten. Unser Team hieß „Never Ran, Never Will“, was die Mentalität der Leute in dem Viertel ziemlich auf den Punkt bringt. Wir lassen uns nicht unterkriegen und laufen nicht davon – vor nichts und niemandem. Mit Leuten wie Anthony Mason Jr. (Sohn von Ex-New York Knick Anthony Mason) zusammen zu spielen und in jeder Partie gefordert zu werden, hat mir sehr geholfen den Sommer über in Form zu bleiben.“