In South Dakota tankt er umsonst
Homestory Josh Mueller - Part 1/3: Kindheit & Jugend
In Deutschland kennt ihn kaum jemand. Der Name Joshua Ryan Mueller sagt wahrscheinlich nur eingefleischten Basketballfans etwas. In seiner Heimat South Dakota dagegen wird er verehrt wie eine Gottheit.
Am 23. Dezember 1982 wurde Josh in dem kleinen Bundesstaat im Nordwesten der USA geboren. Damals dachte vermutlich noch keiner daran, dass aus dem niedlichen, kleinen, rothaarigen Baby eines Tages mal der wohl berühmteste Basketballer von South Dakota werden würde – dabei waren die Grundlagen dafür eigentlich perfekt. Muellers Vater ist nicht nur American Football-, sondern auch Basketballtrainer. Das Talent wurde ihm damit buchstäblich in die Wiege gelegt. „Ich habe eigentlich seit meiner Geburt an immer einen Ball in den Händen gehabt“, sagt Josh. Schon früh konnte sich der heute 30-Jährige für den Mannschaftssport begeistern. Als Kind hat er seinem Dad beim Training über die Schulter geschaut und in jeder freien Minute Korbwürfe geübt. „Ich habe lieber Basketball gespielt, als mich mit meinen Freunden zu treffen oder wilde Parties zu feiern“, erzählt der Amerikaner. Disziplin und hartes Training zahlten sich aus. An der West Central High-School von South Dakota erzielte er in seinen besten Jahren ganz gerne schon mal 60 Punkte in 32 Minuten. Das Josh nicht nur ein Basketballer von vielen war, realisierte er ziemlich früh. „Als ich in der achten Klasse ein Stipendium angeboten bekam und somit quasi dafür gezahlt wurde, dass ich zur Schule gehe und Basketball spiele, dachte ich mir: „Okay, so schlecht bin ich wohl doch nicht“, lacht Mueller. „Normalerweise bekommen Schüler diese wertvolle Möglichkeit nämlich frühestens in der Zwölf auf dem College angeboten.“ Die Erfolgsgeschichte des Point-Guards riss auch auf der Universität nicht ab – im Gegenteil. Trotz seiner „kleinen“ Größe von gerade mal 1,80 Meter vollbrachte der Rotschopf zahlreiche Bestleistungen. Als Aufbauspieler und richtungsweisender Verteidiger nahm er beim populären College-Basketball richtig Fahrt auf und spielte sich in die Herzen der Zuschauer. Mueller wurde im Jahr 2004/05 drei Mal in Folge in das All-NCC Team berufen. Er beendete seine einzigartige Basketballkarriere an der Uni von South Dakota als einer ihrer bedeutendsten Spieler. Er führt die Bestenliste in den Bereichen Assists (801), Steals (256) und erfolgreich eingelochten Dreiern (308) an. Josh ist darüber hinaus zweitbester Scorer der Universität mit insgesamt 1,994 erspielten Punkten. Noch dazu ist er mit sensationellen 147 in drei Spielen alleiniger Rekordhalter über die meisten, geworfenen Zähler bei den Bundesmeisterschaften. In einem kleinen Bundesstaat wie South Dakota mit gerade einmal knapp 815.000 Einwohnern spricht sich so etwas natürlich schnell rum. „Jeder kennt dort jeden. Durch meinen Erfolg an der High School und am College bin ich schnell berühmt geworden. Mein Foto und mein Name war in allen Zeitungen“, sagt Josh. In seiner Heimat wird er verehrt wie ein Gott. Wenn er an eine Tankstelle fährt und sein Auto voll tankt, bekommt er den Sprit wie selbstverständlich umsonst. In den Jahren 2004 und 2005 wurde er sogar zweimal hintereinander für den begehrten „Bob Cousy Award“ nominiert. Der Preis ist eine jährlich verliehene Basketballauszeichnung, die von der „Naismith Memorial Basketball Hall of Fame“ an die besten Point-Guards der Colleges verliehen wird. Er ist benannt nach dem sechsmaligen NBA-Champion Bob Cousy. Jeder andere Basketballspieler hätte bei so viel Ruhm wahrscheinlich einen Höhenflug bekommen und wäre abgehoben. Joshua Ryan dagegen ist auf dem Boden geblieben. Brav hat er neben seinen sportlichen Erfolgen auch in seiner Schullaufbahn Bestleistungen abgeliefert. Mueller machte seinen Bachelor in Kommunikation und hängte danach sogar noch den Master in Sonderpädagogik mit Schwerpunkt auf Autismus dran. Das Helfersyndrom liegt in der Familie. Seine Eltern adoptierten einen Jungen aus Indien, als er 16 war. Seine Mutter ist Krankenschwester und seine vier Jahre jüngerer Schwester Logopädin. Josh zog es ebenfalls in diese Berufsschiene – was nicht zuletzt wahrscheinlich auch an seinem Charakter liegt. Der Point-Guard ist ein liebevoller, hilfsbereiter und herzlicher Mensch. Neben seiner eigenen Karriere hat der begnadete Basketballer auch immer Zeit für den Nachwuchs und gibt seine eigenen Erfahrungen gerne an junge Talente weiter. Bis heute ist er diesem Sport treu geblieben. „Basketball ist wie eine Droge für mich. Ich liebe einfach dieses Gefühl, wenn man gewinnt“, erklärt der erfolgreiche Aufbauspieler. Nach ein paar Monaten bei den Sioux Falls Skyforce in der CBA, dem Vorgänger der NBA und gleichzeitig die älteste, am längsten bestehende professionelle Basketballliga der Welt, setzte er seine einzigartige Karriere in Europa fort. Teil 2 der Homestory: