Kampfschwein auf ganzer Linie

Homestory Josh Mueller - Part 2/3: Reise durch Europa

Josh Mueller ist im amerikanischen Bundesstaat South Dakota geboren und aufgewachsen. Schon früh wurde dem Ausnahmetalent eine große Karriere im Basketball vorausgesagt. In seiner High-School- und College-Zeit legte der Amerikaner den Grundstein für seine Laufbahn in Europa. Er verließ die Universität von South Dakota als einer ihrer besten Guards. Nach vielen erfolgreichen Spielen für die Sioux Falls Skyforces in der CBA, verschlug es den heute 30-Jährigen 2005 in die zweite deutsche Basketballbundesliga..

Bei den NVV Lions Mönchengladbach gelang ihm unter Headcoach Carsten Pohl in der Saison 2005/2006 ein aufsehenerregendes Debüt in Deutschland. Mit 24,9 Punkten war der 1,80 Meter große Point-Guard viertbester Scorer der zweiten Liga Nord. Bei den Assists (6,1 pro Spiel) und Steals (3,5 pS) landete er im blau-weißen Dress der Lions sogar auf Platz eins. Zudem verwandelte der damals erst 23-Jährige 86% seiner Freiwürfe und beendete sein Profidebut auf dem zweiten Platz der Effektivitäts-Liste. „Ich musste mich erfreulicherweise nicht erst an den deutschen Basketball gewöhnen. Er ist ziemlich gut vergleichbar mit dem Basketball an den amerikanischen Unis, deswegen habe ich mich schnell eingespielt. Noch dazu hatte ich mit Carsten einen wirklich guten Coach und tolle Teamkollegen. Nur an den German Way of Life musste ich mich erst einmal gewöhnen, aber Unterschiede machen das Leben doch erst interessanter. Deswegen habe ich auch diese Erfahrung sehr genossen.“ Die wahrscheinlich schönste Auszeichnung bekam Josh von den Fans der NVV Lions. Als Belohnung wurde er zum „Most Valuable Player“ (MVP) der Saison gewählt und von der Liga sogar zum „Spieler des Monats April“ im Jahr 2006 – Karrierestart im europäischen Basketball erfolgreich geglückt. Auch seine Trikotnummer hat einen großen Teil dazu beigetragen. „Die meiste Zeit meiner Karriere habe ich die Nummer fünf getragen. In ihrem Trikot habe ich meine besten Spiele abgeliefert. Sie war mir immer sehr wichtig, weil diese Zahl zu der Zeit, als ich noch klein war, drei meiner Lieblingsbasketballer getragen haben. Das war ein wenig berühmter Spieler von der High-School, der mich damals aber sehr beeindruckt hat und die berühmten Basketballer Jason Kidd und Jeff Caple.“ 2006 und 2007 sammelte der bedingungslose Kämpfer, der niemals aufgibt und bis zur letzten Sekunde eines Spiels kämpft, jeweils für eine halbe Saison in den europäischen Nachbarstaaten Finnland und Holland Erstligaerfahrungen. „Hier sprachen natürlich mehr Leute Englisch, aber im Großen und Ganzen war da nicht wirklich viel Unterschied zum deutschen Basketball. In Finnland und Holland war ich an vielen tollen Orten und habe einige interessante Menschen kennen gelernt – für mich sind das unvergessliche Erfahrungen.“ Danach kam seine Profikarriere kurz ins Stocken. Der sympathische Amerikaner wechselte zum Regionalligisten TUS Meckenheim. Für den Club spielte er allerdings nicht lange. Ein Angebot von einem höherklassigen Verein war schnell in Sicht. „Ich habe nach meiner Saison im europäischen Ausland anfangs Schwierigkeiten gehabt einen guten Verein zu finden. Die Meckenheimer haben mir als erstes ein gutes Angebot gemacht, das ich dann auch schnell angenommen habe. Die Leute dort waren wirklich toll. Als nach wenigen Wochen die Offerte vom FC Bayern München kam, haben sie mich netterweise ohne Probleme ziehen lassen. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.“ Schnell wechselte Josh dann im Jahr 2007 für eine Saison zum FC Bayern München und punktete dort für den Verein, der damals noch in der Regionalliga spielte. 2010 kehrte er in den ProA-Kader der Mannschaft zurück – und hier leistete der kleine Wirbelwind so einiges. Mueller hatte einen erheblichen Anteil am Aufstiegserfolg der Münchener. Mit seiner kämpferischen und unermüdlichen Spielweise bereicherte er den kompletten Verein. „Die Zeit beim FC Bayern München war eine riesige Chance für mich. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht dort zu spielen. Ich habe mit tollen Leuten zusammen gearbeitet und viele großartige Menschen und gute Freunde kennen gelernt, mit denen ich bis heute in Kontakt stehe. Das ich zum Aufstieg des Vereins beigetragen habe war ein wahnsinnig tolles Gefühl und eine schöne Errungenschaft.“ 2008 bestritt der damals 26-Jährige zwölf Matches für den Zweitligisten Bremen Roosters. Hier stand er im Durchschnitt 30 Minuten auf dem Feld, erzielte 14,3 PpS, holte trotz seiner Größe 4,1 RpS und vergab ganze 3,8 ApS. Eine Zeit, die er sicher nie vergessen wird, ist die Saison 2008/2009. Mit Phoenix Hagen schaffte Josh den Aufstieg in die erste Liga und trug maßgeblich zum Erfolg der Hagener bei – und das mit einer Leistung von der viele Basketballer nur träumen können. In durchschnittlich 18 Minuten Einsatzzeit, gelangen ihm 5,8 Punkte, 2,5 Assists und 2,3 Rebounds. „Phoenix Hagen war das beste Team bei dem ich je gespielt habe - tolle Jungs und dazu einfach fantastische Fans. Es war wirklich die Zeit in meiner bisherigen Karriere, die ich am meisten genossen habe und die für mich am zufriedenstellendsten war.“ Nach seiner Zeit bei Hagen kehrte Josh für zwei Jahre in seine Heimat South Dakota zurück. Hier war er als Assistenz-Coach am College tätig und brachte in zahlreichen Basketballcamps jungen Leuten den Mannschaftssport näher. Seine Familie lebt immer noch in den USA. „In den letzten sechs Jahren, die ich in Europa bin, habe ich sie immer nur ein paar Monate im Sommer besucht, weil Ich es einfach liebe durch Europa zu reisen und etwas von der Welt zu sehen und dafür nehme ich mir eben viel Zeit. Nach jeder Saison habe ich mir deshalb erstmal einen kompletten Monat frei genommen, meinen Rucksack gepackt, bin als Backpacker durch Europa gereist und habe in verschiedenen Hostels gelebt. Meine Lieblingsstädte sind Amsterdam, wegen ihrer Einzigartigkeit und Schönheit, und Barcelona. Da war ich vier Mal. Ich mag die Einstellung der Leute dort, den Strand und die spanische Lebensweise. In Barcelona habe ich zu jeder Zeit viel Spaß gehabt. Einmal bin ich auch von einer griechischen Insel zu nächsten gereist. Das war auch ein tolles Erlebnis.“ Auch wenn er seine Eltern nicht sehr oft sieht, hat Josh eine enge Beziehung zu ihnen. Für ihn sind sie seine größten Vorbilder. „Ich denke, sie leben ihr Leben auf dem richtigen Weg. Sie haben mich und meine Geschwister sehr gut erzogen, viel besser hätte man das nicht machen können.“ Heute spielt der US Guard in der zweiten Mannschaft der Telekom Baskets Bonn. "Josh ist ein Kampfschwein" Mauricio Parra, heute Assisttant Coach bei ALBA Berlin, über seinen ehemaligen Schützling Josh Mueller, dessen Weg er beim FC Bayern München ein Stück weit begleitete. „Wir haben Joshua Ryan damals ins Team geholt, weil er den Ruf hat, ein sehr guter Werfer zu sein. Mueller ist kein feiner Techniker, hat aber eine starke rechte Hand und dazu einen unbändigen Kampfgeist. Defensiv hat der Amerikaner sich nie von jemandem schlagen lassen. Mit seinen Emotionen und seiner Euphorie hat er die ganze Mannschaft angesteckt - so ein Kerl ist unentbehrlich für ein Basketballteam. Josh ist relativ klein und zählt deswegen nicht zu den Athletischsten, aber er ist ein willensstarker Kämpfer, immer positiv eingestellt – ein richtiges Kampfschwein eben. Genau deshalb war Mueller der Kapitän des Teams. Der Guard hatte die meisten Minuten auf dem Konto und hat den Ton angegeben. Er war sowohl Vocal- als auch Teamleader, weil er gern mit seinen Mitspielern spricht und sie motiviert. Josh ist ein Mensch, der den Spielern eben auch mal so richtig in den Arsch treten kann. Noch dazu war der Profi-Basketballer der beste Verteidiger und einer unser Hauptspieler. Als Trainer haben wir den sympathischen Kerl gern an unserer Seite gesehen.“ Teil 1 der Homestory: