„Kann es kaum erwarten, im Telekom Dome aufzulaufen“

Tony Gaffney im Interview

Am Donnerstagmorgen landete Tony Gaffney wieder auf deutschem Boden. Eine erstes Training mit dem Team und eine trotz Zeitumstellung recht ruhige Nacht später war der Amerikaner schon heiß auf die zweite Einheit im Telekom Dome. Doch ehe sich der Power Forward auf den Weg zur Halle machte, stand er im Welcome back-Interview Rede und Antwort - Ein Gespräch über Träume, neue Positionen, Dennis Schröder und Telefonate mit Jared Jordan.

Tony, du bist Ende September kurz vor dem in die Staaten aufgebrochen, um am teilzunehmen. Wie ist es dir in den ersten Tagen dort ergangen? Tony Gaffney: „Es war nicht leicht, Bonn zu verlassen. Immerhin hatten wir schon einen Großteil der Vorbereitung bestritten und wirklich gut zueinander gefunden. Das Angebot aus Memphis war für mich eine Gelegenheit, die für mich die bot und die ich mir meiner Meinung nach verdient hatte. Ich bin von Bonn aus zunächst für einen Tag nach Boston geflogen, wo ich ein paar Sachen erledigt und umgepackt habe, ehe es zu den Grizzlies ging. Dort haben wir schon vor dem Start ins offizielle Camp jeden Tag in der Halle gestanden, trainiert und Fünf-gegen-Fünf gespielt.“ Wie sehr hat es dir geholfen, dass du bei den Telekom Baskets bereits viel Mannschaftstraining absolviert hast? „Ich wusste, dass mir die Vorbereitung in Bonn helfen würde, in Memphis schnell Fuß zu fassen und „ready“ zu sein. So kam es dann auch, wenngleich mir die Coaches direkt von Anfang gesagt haben, dass sie mich auf der Drei spielen lassen wollen. Das war zwar eine Umstellung, aber sie ist mir ziemlich gut gelungen.“ Die Positionen des Power und des Small Forward sind sich im Verlauf der Jahre offensichtlich immer ähnlicher geworden. Wie siehst du das, und wie hart war der Kampf um die freien Kaderplätze der Grizzlies? „Das stimmt. Wobei ausgerechnet ein Deutscher, nennen wir ihn mal Dirk Nowitzki, dafür gesorgt hat, dass Power Forwards viel mehr von außen agieren und das Feld weit machen (lacht). Ich habe auf dem College und auch später für die Lakers und Celtics immer auf der Drei gespielt, erst hier in Europa bin ich auf die Vier gerückt. Von daher kam die Umstellung zurück auf Small Forward für mich ganz natürlich. Es kommt mir sogar entgegen, wenn es in hohem Tempo das Feld hoch und runter geht. Es ist vor allem defensiv etwas anderes, plötzlich etwas kleinere, dafür schnellere Gegenspieler vor sich halten zu müssen. Diese Herausforderung hat mir gut gefallen mich im Endeffekt ein besserer Spieler werden lassen. Die Grizzlies haben noch Leute gesucht, die auf dem Flügel mit einer guten Länge ein hohes Tempo gehen und mehrere Positionen verteidigen können. Von daher habe ich sehr gut in das Anforderungsprofil gepasst, was mir die Coaches auch oft bestätigt haben. Wir hatten eine tolle Gruppe an Jungs beisammen, die sich im Camp empfehlen wollten. Die Basketball-Welt ist klein, und so kennt man eigentlich die meisten Spieler schon. Aber trotz allem ist es immer noch eine Konkurrenz-Situation, in der jeder den anderen ausstechen will.“ Während der Preseason hat ihr ein Spiel gegen die Atlanta Hawks bestritten, die im Sommer mit Dennis Schröder einen jungen Deutschen gedraftet haben. „Es war schön zu sehen, wie er sich in den letzten Jahren entwickelt und dass er es in die NBA geschafft hat. Als ich ihn zuletzt in der BBL habe spielen sehen, war er gerade 18 Jahre alt. Es war aber schon damals zu erkennen, dass er viel Potenzial hat. Es hilft ihm sicher, dass er in Deutschland bereits früh gegen gestandene Männer gespielt hat.“ Wie viel hast du in den Staaten von dem mitbekommen, was in der Zwischenzeit bei den Telekom Baskets passiert ist? „Es lebe das Internet. Ich habe nach den Spielen immer direkt geschaut, wie es gelaufen ist. Wenn im Netz irgendwo ein Livestream verfügbar war und es zeitlich passte, habe ich mir die Partien auch angeschaut. Ich habe mich viel mit Jared ausgetauscht, oft haben wir uns direkt nach den Spielen geschrieben oder spätestens am Tag danach telefoniert.“ Jetzt bist du wieder hier. Was wird die Hauptaufgabe in den kommenden Tagen und Wochen sein? „Dadurch, dass ich mit den Jungs schon während der Vorbereitung zusammengespielt habe, fangen wir ja nicht bei Null an. Mit einigen habe ich schon vor zwei Jahren gespielt, und die Neuen kenne ich bereits aus dem September. Ich bin überhaupt gespannt auf alles, was noch vor uns liegt und kann es kaum erwarten, wieder im Telekom Dome aufzulaufen. Die Mannschaft hat einen starken Saisonstart hingelegt und ich hoffe natürlich, dass wir daran anknüpfen können. Doch im Endeffekt ist alles, was wir uns jetzt - unabhängig von den Ergebnissen - erarbeiten, wichtig für das Frühjahr 2014, wo wir unseren besten Basketball spielen wollen.“ Was bedeutet das konkret? „Wir haben eine Mannschaft mit Playoff-Kaliber, das habe ich schon während der Vorbereitung gesagt. Jetzt geht es für uns darum, von Spiel zu Spiel besser zu werden und einen Rhythmus zu finden, der uns trägt. Der Eurocup ist dafür immens wichtig, weil wir da auf hohem Level getestet werden. Alles, was wir tun, bereitet uns auf das vor, was noch vor uns liegt.“