Karnevalslaune von Bremerhaven eiskalt verdorben

Telekom Baskets Bonn enttäuschen erneut und unterliegen Eisbären Bremerhaven 77:85 Nur Ensminger top: Double-Double mit 22 Punkten und 11 Rebounds Playoff-Teilnahme rückt in weite Ferne

Die schwachen Vorstellungen der Telekom Baskets Bonn der letzten Wochen haben auch am 25. Spieltag der Beko Basketball Bundesliga mit einer 77:85- Niederlage (20:22, 21:20, 13:23, 23:20) gegen die Eisbären Bremerhaven ihre Fortsetzung gefunden. Die Gäste profitierten davon, dass sich die Baskets erneut wenig überzeugend präsentierten, dass bei den Rheinländern außerhalb der Zone kaum Würfe fielen, sie sich im dritten Durchgang mit drei Dreiern hintereinander allerdings selbst vorentscheidend absetzen konnten. Bei Bonn avancierte Chris Ensminger mit einem Double-Double (22 Punkte,11 Rebounds) zum besten Akteur. Der überragende Bonner Center war einmal mehr der Fels in der Brandung und das bei einer Trefferquote von 100% aus dem Feld. Forward Patrick Flomo knickte im zweiten Viertel um und konnte in der zweiten Halbzeit nicht mehr aktiv ins Geschehen eingreifen. Die Partie vor 5.220 Jecken inklusive einer lautstarken Abordnung aus Bremerhaven begann ganz nach dem Geschmack der Gastgeber. Zwar verzeichneten die Eisbären den ersten Korb des Abends, doch die Baskets übernahmen mit einem 10:2-Lauf unmittelbar danach die Führung (10:4, 3. Minute). Gäste-Trainer Douglas Spradley zog die frühe taktische Notbremse und nahm eine Auszeit. In der Folge suchten die Nordlichter ihr Heil in frühen Pick-and-Rolls sowie Fastbreaks. Bonn, das immer wieder Chris Ensminger im Lowpost oder den Weg ans Brett suchte, konterte den 0:7-Lauf der Eisbären und sorgte von da an für eine enges Kopf-an-Kopf-Rennen auf der Anzeigetafel (16:16, 8. Minute). Als Mark Tyndale einen Jumper vom rechten Flügel aus einnetzte, stellte dieser Wurf die ersten Baskets-Zähler außerhalb der magentafarbenen Zone dar. Da Verwertbares von außen ansonsten ausblieb, ging Bremerhaven mit einem knappen Vorsprung in die Viertelpause (20:22). Den Gästen war die Brettlastigkeit der Hausherren nicht verborgen geblieben und zogen sich daher in der Verteidigung immer weiter zurück. Bonn nahm zunächst die angebotenen Räume für Distanzwürfe dankend an, einzig die Trefferquote wollte nicht mitspielen (20:29, 12. Minute). Nach einer kurzen Besprechung an der Seitenauslinie schickte Coach Michael Koch seine Schützlinge mit verbessertem Passspiel und erhöhter Aggressivität ausgestattet zurück aufs Parkett. Nic Wise versenkte den ersten Baskets-Dreier des Abends, nur um kurz darauf mit dem dritten persönlichen Foul eine Pause auf der Bank verschrieben zu bekommen (36:40, 19. Minute). Eine Schrecksekunde ging 20,3 Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit durch den Telekom Dome: Patrick Flomo blieb nach einem erfolgreichen Putback auf dem Boden liegen und hielt sich das linke Bein. Der Power Forward war beim Absprung mit dem Fußgelenk umgeschlagen und musste von seinen Teamkameraden gestützt vom Feld humpeln (41:42). Keine der beiden Mannschaften hatte sich bis dahin mit Treffern aus der Distanz besonders in den Vordergrund gespielt. Bremerhaven konnte in der ersten Halbzeit drei von zehn Versuchen versenken, auf Bonner Seite standen zwei von zwölf Dreiern zu Buche. Umso überraschender zeigten sich die Baskets-Akteure, als binnen vier Angriffen der Eisbären gleich drei Treffer von Downtown einschlugen zwei davon aus den Händen von Nationalspieler Philipp Schwethelm (49:60, 26. Minute). Die Hausherren versuchten mit viel Physis den Spieß umzudrehen, doch die Gäste hielten ebenso kraftvoll dagegen und behaupteten ihren Vorsprung bis zum Pausenhorn (54:65). Je länger das Spiel dauerte, umso mehr zerbrach das Bonner Spiel. Ohne Selbstvertrauen wurden einfache Chancen nicht verwertet oder erneut viel zu viele individuelle Fehler gemacht. Fast drei Minuten dauerte es, ehe Folarin Campbell mit einem beidhändigen Baseline-Jam die ersten Zähler für die Rheinländer im finalen Durchgang erzielte (56:69, 33. Minute). Die Hausherren versuchten den Rhythmus der Gäste mit einer Zonenpresse zu brechen, was ihnen in deren erstem Angriff auch prompt gelang. In der Folge fanden die Baskets jedoch zu keiner Zeit zurück in die Spur, stattdessen verfiel man erneut in die altbekannten Muster. Bremerhavens Coach Spradley bat seine Mannen zur Auszeit und unterbreitete ihnen einen Plan, wie gegen die aggressive Ball-Raum-Deckung ohne weitere Ballverluste vorzugehen sei. Zwar tickten Sekunden um Sekunden beim Ballvortrag von der Uhr, doch das orangefarbene Leder zappelte anschließend meist im Bonner Netz (61:72, 37. Minute). Koch ordnete taktische Fouls an, um möglichst viele eigenen Ballbesitze zu generieren und den Rückstand schnellstmöglich abzutragen. Die Eisbären umgingen die flinken Bonner Hände, passten geschwind durch die eigenen Reihen und fanden in der rechten Ecke den freien John Allen für den offenen Dreier (66:79, 39. Minute). Bonn hielt den defensiven Druck aufrecht, konnte der Bremerhavener Sicherheit an der Freiwurflinie jedoch nichts mehr entgegen setzen. Stimmen Michael Koch (Headcoach Telekom Baskets Bonn): "Glückwunsch an Doug und die Eisbären. Der Trend der letzten Wochen hat sich heute leider fortgesetzt. Unsere 77 Punkte in der Offense sind gar nicht so schlecht aber unsere Verteidigung reißt uns derzeit nach unten. Hinten spielen wir ohne Stolz und Herz. Es ist uns viel zu selten gelungen Fastbreaks der Eisbären zu stoppen. Mit 85 Gegenpunkten zu Hause bekommst du einfach Probleme. Mein Team hat momentan kein Selbstvertrauen. Wir spielen ohne Konstanz und haben nur wenig gute Phasen. Es wird jetzt sehr eng mit den Playoffs. In Halbzeit zwei haben wir es nicht mehr geschafft den Ball vernünftig ans Brett zu bringen, bedingt aber auch durch die veränderte Defense Bremerhavens. Es wird entscheidende und gravierende Folgen geben. Das wird man in den nächsten Spielen klar sehen. Wir müssen jetzt eng zusammen rücken und wer das nicht tut, rückt raus." Douglas Spradley (Headcoach Eisbären Bremerhaven): "Mit dem heutigen Sieg bin ich natürlich sehr zufrieden. Wir haben uns gut angestellt obwohl wir zwei neue Spieler dabei hatten, die erst seit drei Tagen bei uns sind. Glückwunsch an mein Team, das sich trotz Karnevalatmosphäre gut verkauft hat. Ich bin froh, dass wir gewonnen haben und hoffe auf einen Schub in die richtige Richtung. Wir haben mit Everett und Brewer zwei erfahrene Spieler hinzu gewonnen, konnten ihnen natürlich in der Kürze der Zeit nur unsere Basissysteme beibringen, für die Verteidigung war das natürlich etwas schwieriger. Auf jeden Fall haben wir jetzt Spieler, die etwas Ruhe in den Aufbau bringen können." Telekom Baskets Bonn: Hauer (dnp), Ensminger (22, 11 Rebounds), Hunt (10/1), King (7), Campbell (10), Thülig (2), Wise (20/1), Jaacks (0), Flomo (4), Ohlbrecht (0), Tyndale (2) Eisbären Bremerhaven: Lipke (3), Canty (dnp), Drevo (11/3), Allen (14/1), Schwethelm (18/3), Callahan (14/1), Everett (4), Denison (12), Brewer (5), Shtein (4) Hinweis: Am 20. März absolviert das Team Bonn/Rhöndorf in den Playoffs der Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL) ein Heimspiel gegen die Funkwerk Baskets SCJ. Es ist die zweite Partie der im Modus Best of three ausgetragenen Serie. Die Begegnung beginnt um 15:00 und wird im Telekom Dome ausgetragen.