„Mir gefällt die Energie der Mannschaft“

Baskets-Neuzugang Jamel McLean im Interview

Am vergangenen Sonntag saß Jamel McLean noch hinter der Mannschaftsbank und beobachtete aufmerksam, wie seine neuen Mitspieler einen 90:76-Sieg gegen TBB Trier einfuhren. Seit Montag befindet sich der 24-jährige Amerikaner, der bei den Telekom Baskets Bonn einen Vertrag bis Saisonende unterzeichnete, im Mannschaftstraining. Vor seinem Debüt im magentafarbenen Dress gegen Bayreuth nahm sich der Forward Zeit für ein kurzes Gespräch.

Zu Beginn der Klassiker: Wann und wo und warum hast du angefangen Basketball zu spielen? Jamel McLean: „Das muss gewesen sein, als ich fünf oder sechs Jahre alt war. Ursprünglich hat mich meine Mutter dazu gebracht, später kamen dann auch noch Baseball und Football dazu. Am Ende bin ich aber immer wieder zum Basketball zurückgekommen. Es ist einfach die Sportart, die ich am meisten mag. Woher das wirklich kommt, kann ich gar nicht sagen (lächelt). Du bist dann für ein Jahr nach Tulsa aufs College gegangen, nach der ersten Saison aber zu Xavier gewechselt. Wie kam dieser Transfer zustande? „Um ehrlich zu sein, wollte ich nicht ganz so weit weg von daheim sein. Ich hätte damals nicht gedacht, dass das für mich ein Faktor sein wird. Deswegen habe ich mich dann für Xavier umentschieden.“ Obwohl dies bedeutete, dass du als Redshirt ein Jahr pausieren musstest... „Ja, aber ich habe dennoch unheimlich viel aus dem Jahr mitgenommen, auch wenn ich keine Spiele bestreiten durfte. Ich habe viel Krafttraining gemacht, bin breiter und stärker geworden. Es war zwar hart, den Jungs auf dem Feld bei den Spielen nicht helfen zu können, aber so habe ich einen anderen Blick für das Spiel bekommen. Während das Team zu Auswärtsspielen gereist ist, blieb ich am Campus und konnte durchtrainieren - so gesehen hat mir das alles trotzdem in meiner Entwicklung trotzdem sehr geholfen.“ Du hast bei den Musketeers gemeinsam mit Kenny Frease gespielt, der jetzt in Tübingen ist. Habt ihr nach dem College noch Kontakt zueinander gehabt? „Ja. Ich habe meine College-Karriere 2011 beendet, Kenny ist diesen Sommer rausgegangen. Seither haben wir ein, zwei Mal im Monat miteinander telefoniert. Als er mitbekommen hat, dass ich hier in Bonn unterschrieben habe, hat er mich direkt kontaktiert.“ Zuvor warst Du in Belgien für Leuven und Oostende aktiv. Wie hast Du seinerzeit die Umstellung von College-Basketball zum europäischen Stil hinbekommen? „Das war schon sehr gewöhnungsbedürftig. Im College hast du es nur mit Jungs in deinem Alter zu tun. Hier triffst du plötzlich auf Spieler, die viel mehr Erfahrung haben, die körperlich eine ganze Ecke stärker sind. Es hat sicherlich drei Monate gebraucht, ehe ich wirklich ein Gefühl für den europäischen Basketball und die Spielertypen im Profigeschäft hatte. Ab da konnte ich auch mehr mein eigenes Spiel und meine eigenen Stärken einbringen, da ich wusste, wie ich mich auf dem Feld verhalten muss.“ Ende 2012 warst du kurz bei Oostende unter Vertrag. Was hast du aus dieser Zeit für sich am meisten mitnehmen können? „Erst einmal war es für mich wichtig, überhaupt im Spielbetrieb zu sein und dem Team helfen zu können. Aber besonders hat mir gefallen, dass wir im Eurocup standen und so zusätzliche Spiele hatten. Wir mussten nach Russland, Polen und Griechenland - das war eine zusätzliche tolle Erfahrung.“ Wie wichtig ist es für dich, dass auch Bonn international - in der EuroChallenge - unterwegs ist? „Das ist super, da es mir die Möglichkeit gibt, viel schneller den Rhythmus des Teams aufzunehmen. Bei zwei Spielen die Woche bekommst du viel eher die Möglichkeit, dich in die Mannschaft zu integrieren und an das Level der Wettbewerbe zu gewöhnen.“ Was ist dir die Mannschaft betreffend beim Spiel gegen Trier aufgefallen. Was hat dir gefallen, wo siehst du Verbesserungspotenzial? „Um ganz ehrlich zu sein, hat mir an erster Stelle die Intensität, hat mir die Energie der Mannschaft gefallen. Wenn du siehst wie Jonas den Offensiv-Rebounds hinterher geht oder Würfe blockt ... das macht Freude. Das sind die Situationen, wo ich mich schon drauf freue, Teil des Geschehens zu sein. Wenn wir einen weiteren Spieler haben, der am Brett arbeitet und sich für das Team einsetzt. Ich denke, dass wir eine sehr gute Guard-Riege haben. Ob nun Jared - ich sage nur: 16 Assists - oder auch David und Andrej, Benas und Robert ... da ist jede Menge Tempo und Explosivität im Spiel. Gut war auch, dass wir mit der zweiten Fünf weiter Gas gegeben haben und es keinen Bruch gab. Trier war ein Spiel, das ich gesehen habe, also will ich mich mit einer Analyse nicht zu weit aus dem Fenster lehnen (lacht). Aber man kann sehe, dass viele Dinge stimmig sind.“ In welchen Bereichen siehst du deine Stärken, mit denen du dem Team helfen kannst? „Wie schon gesagt, sehe ich mich hauptsächlich in Brettnähe. Das war schon immer so, da liegen meine Stärken. Ich mag es, physisch zu spielen und Rebounds nachzugehen. Klar werfe ich vorne auch mal gerne einen rein, darauf liegt aber nicht mein Fokus. Mir ist auch klar, dass ich hier nicht die erste Scoring-Option bin - muss ich aber auch gar nicht sein. Letztlich geht es darum, dass ich versuche den Team etwas zu geben, was uns dabei hilft mehr Spiele zu gewinnen.“ Bei deinem Debüt in Bayreuth triffst du auf Gary McGhee, der dir 2009 und 2010 mit Pittsburgh bereits im NCAA Tournament begegnet ist. Sorgt das für zusätzliche Motivation? „Wir haben einmal in der dritten Runde mit Xavier gegen Pitt verloren, konnten uns aber das Jahr danach revanchieren - das war schon ok (lacht). Ich kenne Big Gary auch noch aus dem Sommer, wo wir in Indiana gemeinsam trainiert haben. Solche Duelle in der Liga sind immer schön, schließlich geht es auch darum zu beweisen, wer der bessere Spieler ist und wer das bessere Team hat. Abseits des Feldes mögen wir uns gut verstehen, aber beim Spiel selbst wird sich nichts geschenkt - das gehört zum Wettbewerb dazu.“