Nichts für schwache Nerven

Telekom Baskets verlieren 70:75 in Bamberg Terrence Rencher angeschlagen Spiel stand kurz vor dem Abbruch Bambergs Derrick Taylor sichert in der dramatischen Schlussphase den Sieg für die Oberfranken

Nichts für schwache Nerven war der erste Auftritt der Telekom Baskets beim TSK Bamberg in der Halbfinalserie um die Deutsche Basketball-Meisterschaft 2003. Dass es laut im Bamberger Forum zugeht, hatten die Baskets schon oft erleben müssen, doch eine derart aggressive Stimmung unter den 4.500 Zuschauern gegenüber den Gästen hatte bisher noch kein Bonner erlebt. Auch nicht die in den hintersten Winkel der Halle verbannten rund 100 Fans der Baskets, die sich trotz Wochentag auf den Weg nach Oberfranken gemacht hatten, um ihr Team zu unterstützen. Diese war auch dringend notwendig, denn vom ersten Einlauf in die Halle bis zum Abgang in die Kabine nach dem Schlusspfiff wurden die Telekom Baskets mit Pfiffen und allerlei Schmähungen bedacht. Eine Stimmung, die Anfangs des letzten Viertels fast zur Eskalation geführt hätte, als die Gästebank und besonders Aleksandar Radojevic unter Beschuss genommen wurde. Rasseln und andere Gegenstände wurden Richtung Bonner Spieler geworfen und nur das schnelle Eingreifen der eilig angeforderten Sicherheitskräfte konnte Schlimmeres verhindern. Der Technische Kommissar Ulli Sledz drohte mit Spielabbruch, doch die Nerven beruhigten sich kurze Zeit später wieder ein wenig und das Spiel konnte zu Ende geführt werden. Von Beginn an mussten die Baskets einem Rückstand hinterher laufen. Im Gegensatz zum ersten Spiel vor drei Tagen, haperte es in der Anfangsphase vor allem in der Offense. Im ersten Viertel fanden lediglich 27% der Würfe ihr Ziel, letzten Sonntag waren es 68%. Doch auch dem Team von Dirk Bauermann merkte man die Anspannung in den ersten Minuten an. Wie so oft versuchten es die Hausherren zunächst verstärkt über ihren Center Chris Ensminger, der an diesem Abend seinen Ruf als bester Rebounder der Liga mehr als gerecht wurde. Insgesamt pflückte Ensminger 15 Bälle von Korb oder Brett, davon neun in der gegnerischen Zone. Doch trotz der Rebound-Überlegenheit und besserer Wurfausbeute betrug der Vorsprung der Oberfranken zur Pause nur drei Punkte (36:33). Nach der Pause dann eine Schrecksekunde für die Bonner. Terrence Rencher hielt sich schmerzverzerrt dem Oberschenkel. Der Commander spielte zunächst humpelnd weiter, musste dann jedoch zwecks Behandlung das Spielfeld verlassen. Obwohl der Lenker des Bonner Spiels fehlte, folgte nun die beste Phase der Gäste. Oluoma Nnamaka bekam Jason Sasser nun besser in den Griff und Brian Brown bewies seine Klasse als Spielgestalter und Scorer. Zwei Minuten vor Ende des dritten Viertels brachte ein Dreier von Brad Traina die Baskets erstmals mit 47:46 in Front, ein weiterer Distanzschuss des Amerikaners mit italienischem Pass brachte das 50:48 nach 30 Minuten. Doch in dieser Phase lag auch der Anfang vom Ende, denn sowohl Aleksandar Nadjfeji als auch Branko Klepac kassierten noch vor dem letzten Spielabschnitt ihre jeweils vierten Fouls. Die hohe Foulbelastung, eine nur durchschnittliche Defense und ein in den letzten Minuten groß auftrumpfender Derrick Taylor bei Bamberg waren letztendlich für die erste Niederlage der Baskets nach sechs Siegen in Folgen gegen das Bauermann-Team verantwortlich. Durch den "Pferdekuss" am Oberschenkel gehandicapt, gelang es Terrence Rencher zu selten, seinen Gegenspieler in Schach zu halten. Immer wieder machte der 39jährige Guard der Bamberger wichtige Punkte, wenn die Baskets gerade wieder heranzukommen drohten. Diese hätten es beinahe sogar noch geschafft, als Brad Traina in der dramatischen Schlussphase 34 Sekunden vor dem Ende sein Team durch Freiwürfe auf 70:71 heranbringen kann. Doch wieder ist es Taylor, dessen Korbleger im direkten Gegenzug seinem Team das 73:70 beschert. Bonn hat noch einen Angriff, Brad Traina kann jedoch nicht frei gespielt werden, statt dessen muss Branko Klepac den Dreier nehmen, der sein Ziel verfehlt. Am Ende gewinnt der TSK uniVersa Bamberg knapp aber verdient mit 75:70 das zweite Spiel der Serie, in der es nun 1:1 steht. Bereits am kommenden Sonntag, 25.05.03, 15.00 Uhr, treffen beide Teams erneut aufeinander. Dann in der Bonner Hardtberghalle.