Playoff-Start nicht in der neuen Halle

Die Telekom Baskets auf dem Weg zur steinigen Schlussetappe

Die Telekom Baskets Bonn werden die Playoffs 2008 in ihrer vertrauten Umgebung beginnen: in der Hardtberghalle! Sollte es eine sportliche Überraschung geben und wir uns für das Halbfinale qualifizieren, werden wir dann vielleicht im Telekom-Dome startklar sein, sagt Pressesprecher Michael Mager. Die Gründe für die nunmehr schleppende Fertigstellung der Halle und deren Inbetriebnahme sind vielschichtig. Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich erläutert sie: Es war bereits vor dem »Go« für die Halle klar, dass wir zahlreiche Gewerke in Eigenregie übernehmen müssen, um unterm Strich eine trag- und auch verantwortbare Kreditbelastung zu erzielen. Als dann kurz vor dem Satzungsbeschluss der Stadt zugesagte Sponsoringmittel plötzlich ausfielen und im Folgenden Dritte durch einige Tricks zusätzliche Kosten auf Baskets-Seite verursachten, mussten wir weiter einsparen. Die Zahl der Eigengewerke wurde dadurch zwangsläufig erhöht. Damit keine unnötigen Spekulationen entstehen: Die Stadt Bonn hat bisher alle ihre Zusagen 1:1 eingehalten, und die Verwaltung hat uns, einen Verein als sicher gewöhnungsbedürftigen Baupartner, konstruktiv begleitet. Auch unserem Generalunternehmer Goldbeck und unserem Hauptsponsor Deutsche Telekom danken wir für die Unterstützung. Ob eine Halle behördlich abgenommen werden kann und darf, entscheidet nicht der beobachtete Baufortschritt per Webcam. Einige (nicht alle!) Gesichtspunkte: Erstens: Das zweigeschossige Innenleben unter den Tribünen, einem Kreuzfahrtschiff nicht unähnlich, muss in großen Teilen ebenfalls einsatzbereit sein, um dort ein BBL-Playoffspiel veranstalten zu können. Zweitens: Der Umzug mit dem gesamten Inventar aus der Hardtberghalle inmitten der Playoffs stellt ein gewisses Wagnis dar. Er wäre endgültig. Das mag trivial klingen, ist es aber nicht. Man hat nur wenige Tage, um eine in 12 Erstligajahren geölte, durchgetaktete und eingespielte Maschinerie zu verpflanzen. Drittens: Die neue Halle ist ein Hightech-Teil, wo Beschallung und Beleuchtung nicht mehr per Taste oder Kippschalter funktionieren, sondern via Software. Unsere Fachkräfte Hans-Günter Roesberg und Dirk Eultgen wollen nicht nur einmal die Bedienungsleitung gelesen haben, bevor sie ein BBL-Playoff-Spiel technisch begleiten. Viertens: Wie man unschwer erkennen kann, sind einige Gewerbetreibende auf dem Grundstück sehr spät in ihre Bauvorhaben gestartet, sodass wir heute auch noch ein Stellplatzproblem haben. Ich bin aber zuversichtlich, dass alle Beteiligten in dieser Frage in den nächsten Tagen zügig Boden gut machen werden. Allgemein gilt, dass der Rohbau schnell hochgezogen wird und der Baufortschritt sich dann im Verborgenen abspielt. Das ist bei unserer Halle nicht anders. Denn die Ausbauphase umfasst nicht nur Tribünenbestuhlung, Toiletten für Zuschauer oder Sprinklertank, sondern (nur einige Stichworte) auch Geschäftsstelle, Fitnessfabrik, Gastronomie, Ärzteetage wir werden noch einigen Kreditbedarf haben, um später nicht nur eine 6000er-Basketballhalle zu haben, sondern ein Teil, dass auch Erlöse generiert. Sollten die vorgenannten Absätze den Eindruck erwecken, dass unsere neue Halle unter dem »Jammerstern« heranreift, so täuscht das. Wir wussten vorher, dass es nicht einfach wird. Als Basketballverein einen Hallenkomplex dieser Dimension zu bauen, bedeutet, eine Expedition durch unbekanntes Gelände zu wagen. Kurz vor dem Start zu dieser Abenteuerreise türmten sich absehbare Hindernisse auf, trotzdem haben wir »Ja« gesagt. Rückblickend muss ich sagen: Das war richtig. Es gäbe sonst heute keine neue Basketshalle mit Ausbildungszentrum und, meine Meinung, auch keine Zukunft für den Spitzenbasketball in Bonn. Es gab einen Zeitpunkt X, da mussten wir »Ja« oder »Nein« sagen. Auf der Einnahmeseite (Sponsorengelder, öffentliche Zuschüsse) gab es eine Konstellation, die heute nicht mehr denkbar wäre. Auf der Ausgabeseite gab es einen endverhandelten Hallenpreis (inkl. Ausbildungszentrum) von 15,0 Millionen Euro. Danach explodierten die Preise für Stahl, Mineralwolle, Fertigbetonteile. In Deutschland und weltweit. Wenn ich heute von anderen BBL-Standorten höre, was 5.000er-Hallen ohne Ausbildungszentrum kosten, nämlich mindestens 25 Millionen Euro, dann bereue ich das »Ja« zu dieser Expedition nicht. Heute könnten wir dazu gar nicht mehr aufbrechen. Ich möchte abschließend noch Danke sagen an viele Menschen und kleine Unternehmen, die dieses Projekt egal wie unterstützen. »Für mich als Oberbürgermeisterin ist es bemerkenswert zu erleben, wie ein solches Projekt durch die ungewöhnliche Begeisterungsfähigkeit Vieler möglich wurde.« Es ist gut, wenn die Politikerin Bärbel Dieckmann mit diesem Satz öffentlich zitiert wird. Denn darin spiegelt sich, dass die Gesellschaft mehr ist als eine verlorene der Egoisten und Ellenbogen. Das gilt nicht nur für eine Veranstaltungshalle mit Ausbildungszentrum, sondern eigentlich für alles: Bibliotheken, Kindergärten, Schwimmbäder eine unvollständige Aufzählung. Doch Begeisterungsfähigkeit reicht nicht. Begeisterung führt zu Worten, aber daraus müssen Taten erwachsen, was ja gelegentlich, nicht nur in der Politik oder im Privaten, das Schwierigste ist. Was ich meine, zeigte sich am vergangenen Samstag auf der Baustelle. Mich würde einmal interessieren, wie viele Tonnen wir Baskets-Ameisen da Stein für Stein gestemmt haben. Aber das werden wir ermitteln.