Preseason Chronicles: Ganz nah dran an Seinfeld

Ein Trio mit vier Handys und ein Team-Fotoshooting

(Foto: easyCredit BBL)

Die erste Trainingswoche ist noch nicht ganz rum, da stand für die Telekom Baskets Bonn bereits die erste echte Bewährungsprobe auf dem Programm. Logistik, gutes Timing und eine Portion Glück waren nötig. Innerhalb von knapp 38 Stunden galt es den ligaweiten Media Day, die Erstellung des offiziellen Mannschaftsfotos und die Abreise ins Trainingslager unfallfrei über die Bühne zu bringen.

Wie schon im vergangenen Jahr hatte die – jetzt easyCredit – BBL-Zentrale dazu aufgerufen, Terabyte an Foto- und Videomaterial einzelner Spieler aller Vereine zu erstellen. Problem: Für die Baskets geht es in Kalenderwoche 33 gen Slowenien. Trainingslager in den Bergen. Aber der Montag ginge? Ja, schon, eventuell, dann aber bitte so früh wie möglich, denn mittags wird im Telekom Dome das offizielle Mannschaftsfoto geschossen. Da müssten die angeforderten Spieler wieder in der Heimat sein. Wer soll überhaupt vor die Linse? Local Hero Florian Koch. Bundesliga-Rückkehrer Ryan Thompson. Dazu noch Julian Gamble als Neuling.

Anreise am Sonntagabend. Abfahrt direkt nach dem Abendtraining. Thompson ist zuerst aus der Dusche und muss zu Paolo fahren, um Verpflegung zu holen. „Er hat uns auch Besteck mitgegeben … aber das will er zurück haben.“ Das gute Silber. Sonst alles dabei? Ein Kasten Wasser. Laptop. Gefühlt kilometerweise Ladekabel für diverse Unterhaltungstechnik. Trikots inklusive Kleiderbügel – damit sich der feine Stoff über Nacht aushängen kann. Musik stellt die Presseabteilung. Punkt 19:00 Uhr rollt der Wagen vom Parkplatz. Freie Bahn auf der A3. Passend dazu läuft „Rolling‘“ von Limp Bizkit. Als Remix.

Gamble stülpt sich massige Kopfhörer über. Thompson schläft. Koch textet viel und telefoniert mit Max Gottwald von „Baller’s Planet“. Umweg über den besten Schuhladen der Stadt? Wenn der Mann spät noch rauskommt, kein Problem. Anschließend noch ein Snack, ehe es ins Hotel geht? Via Twitter kommen Vorschläge rein, wo es den besten Döner Würzburgs gibt. Kurzumwunden doch lieber asiatisch. Bitte nur helles Fleisch zu den gebratenen Nudeln. Für Thompson ohne Gemüse. Check-In im Hotel um 23:00 Uhr. Frühstück lieber regulär oder als Fresspaket zur Mitnahme? Regulär. Kurzes nicken, ab ins Bett. Gamble kündigt an, nach Möglichkeit nicht schnarchen zu wollen.

Der Wecker geht um 6:30 Uhr. Guten Morgen Sonnenschein. Übers TV lässt sich 1Live empfangen. „Ahnma“ von den Beginnern. So kann der Tag starten. Duschen. Tasche packen. Zwei Tassen Kaffee, zwei Gläser Orangesaft, die obligatorische Portion Rührei mit Würstchen und Speck später geht’s schon wieder los. Die Fahrt zur Media Day-Location ist kurz. Ein Parkhaus. Drittes Untergeschoss. Die Reifen quietschen in den Kurven. Die Sets stehen bereits. Fast. Umziehen. Ab in die Maske. Derweil herzliches Shake Hands mit der Moodmood-Crew. Gute Jungs. Die besten. Mit Abstand.

Innerhalb einer Stunde liefert das Baskets-Trio ab. Vom feinsten. Die Spieler werden eingeölt. „Sieht später wie Schweiß aus“, sagt die Visagistin. Die Moodmood-Jungs haben echtes Salzwasser auf der Stirn. Gangsta-Posen im biederen Würzburg. Gamble und Thompson lassen Snapchat glühen. Letzterer kapert den BBL-Account. Vier Handys auf Hochbetrieb. Die magentafarbenen Trikots kommen gut in blauem Licht. Einzig die Musik fehlt für richtige Atmosphäre. Zündung des Wagens an, Türen und Boxen auf. Oldschool Hip Hop. Mehr Parkhaus-Unterhaltung gab es nur bei Seinfeld.

Um 9:00 Uhr ist alles im Kasten. Bonn ist fertig, Jena rollt vor. Long time no see. „That’s my boy right here.“ Thompson zu Daniel Schmidt. Güßbach’s Finest. Kurzer Informationsaustausch unter ehemaligen Mitspielern. Letzter Stopp am Catering. Ab ins Auto. Mit den Baskets verlässt auch die musikalische Beschallung das Parkdeck. Nach zehn Kilometern schon der erste Stau. Dann noch einer. Und noch einer. Ab Frankfurt wird es flüssiger. Thompson und Gamble schlafen. Koch zockt auf dem Handy. Basketballer sind ein Clan.

Auf dem Hardtberg wartet bereits der nächste Fotograf auf das Trio. Und den Rest des Teams. Plus Staff. Plus Docs. Plus Bonni. Plus Maskottchen. Der große Aufbau beim Mannschaftsfoto ist die Königsdisziplin. Wo sind noch Lücken? Sitzen die Trikots? Wer steht schief? Gucken alle in der richtigen Millisekunde in die Kamera? Drei unterschiedliche Motive werden geschossen. Diesmal ohne künstlichen Schweiß. Die hinterste Reihe auf der Bank, davor stehend, dann kniend, Bonni und die Deutschen Meister in der Kategorie „Small Senior Hip Hop“ drapieren sich liegend. Konstantin Klein kniet in der Mitte als Fixpunkt. „Alles easy … kein Problem … bis wir mit allem durch sind.“ Die restliche Reihe stöhnt. Der Guard hat Bonnis ausstaffierten Schwanz als Kissen untergelegt. Der Fuchs. Weitere vier Foto-Stationen folgen. Motive für die Autogrammkarten. Für die Teampräsentation auf den Leinwänden und den LED-Banden. Platzhalter für Social Media-Grafiken.

Um 18:00 Uhr schlurft der letzte Spieler vom Parkett. Schnell noch die Sets abbauen. Für den Telekom-Fotografen geht es anschließend nach Wuppertal, um eine alte Turnhalle abzulichten. Spoiler: Retro-Look. Zu dem Zeitpunkt ist der erste Wagen mit Trainings-Equipment bereits auf dem Weg gen Zrece. Via Zwischenstopp in Gmunden. Chris O’Shea hat da was organisiert. Ausrufezeichen. Die Mannschaft folgt Dienstagmorgen um 8:30 Uhr. Per Flieger. Von Köln/Bonn nach Klagenfurt, und von dort mit dem Bus weiter. Dann keine Fotoshootings mehr, sondern abends wieder ehrliche Arbeit am orangefarbenen Leder. Basketballer-Romantik pur.