Ronnie Burrell dreht nach der Pause auf!
99:92-Erfolg der Baskets in Gießen stößt das Tor zur Runde der letzten Acht weit auf Burrell macht 21 seiner 25 Punkte nach der Pause 46ers stehen 41-mal an der Freiwurflinie
Nichts Neues aus Gießen. Wie schon so oft in den Jahren zuvor lieferten sich die heimischen 46ers und die Telekom Baskets auch am 29. Spieltag der BBL-Saison 2007/08 bis zur letzten Minute ein enges und intensives Match. Die 3.600 Zuschauer in der Osthalle, darunter rund 70 Fans aus dem Rheinland, sahen mit dem 99:92-Erfolg (18:20, 26:27, 28:19, 27:26) den dritten Auswärtssieg der Baskets in Folge, gleichbedeutend mit einem Riesenschritt in Richtung Play-Offs. Doch bis der Sieg gefeiert werden konnte, hatten die Baskets eine Menge Arbeit zu verrichten. Schon die Anreise nach Gießen verlief nicht unproblematisch. Die Mannschaft saß schon zur vereinbarten Abreisezeit im Reisebus, als dieser wegen eines technischen Defekts den Dienst quittierte. Ein Ersatzfahrzeug musste her, was den Zeitplan des Bonner Teams mächtig durcheinander brachte. So konnten die Jungs von Michael Koch erst kurz nach 19.00 Uhr (Spielbeginn: 19.30 Uhr) das Parkett der Giessener Halle betreten. Trotz der knappen Vorbereitungszeit begann das erste Viertel eigentlich ganz nach dem Geschmack des Bonner Headcoachs. Schon nach drei Minuten war der Tabellensechste aus der Bundesstadt den abstiegsbedrohten Hessen auf 8:3 enteilt. Auch im weiteren Verlauf waren die Baskets die spielbestimmende Mannschaft, doch auf dem Scoreboard machte sich die Bonner Überlegenheit bis zum Ende des ersten Abschnitts kaum bemerkbar. Und das, obwohl die Spielstatistik bis dahin Bonn in fast allen Disziplinen deutlich im Vorteil sah. Wären da nicht die Freiwürfe gewesen. Als die LTi 46ers zu Beginn des zweiten Viertels mit 23:18 in Führung gingen waren sagenhafte 17 Punkte der Hausherren an der Freiwurflinie entstanden. Quote: 100%! Im zweiten Viertel sahen die Zuschauer auch auf Giessener Seite zunehmend Treffer aus dem Feld und somit ein ansehnliches Basketballspiel, bei dem bei beiden Teams der Angriff im Mittelpunkt stand. Verunsichert durch die vielen Pfiffe der Unparteiischen im ersten Viertel verteidigten die Baskets nicht ganz so intensiv, wie es die Fans in den letzten Spielen von ihnen gewohnt waren. Die Folge waren 47 Punkte für Gießen bereits zur Pause (Halbzeitstand: 44:47). Immer noch hatte fast die Hälfte der 46ers-Punkte ihren Ursprung an der Freiwurflinie (20) und immer noch lag die Quote von dort bei 100%. Ein Umstand, der sich glücklicherweise in der zweiten Halbzeit änderte. Zum einen ging irgendwann auch einmal einer der insgesamt 41 Giessener Freiwürfe daneben, andererseits drehte bei Bonn jetzt ein Mann auf, der bis dahin mit nur vier Punkten kaum in Erscheinung getreten war. Ronald Burrell hatte mit 13 Punkten im dritten Viertel einen maßgeblichen Anteil daran, dass im sonst oft schlechten dritten Spielabschnitt diesmal der Grundstein für den Bonner Sieg gelegt wurde. Insgesamt sollten dem Allstar-Spieler an diesem Abend 25 Punkte gelingen, zudem wurde er zusammen mit dem ebenfalls starken John Bowler (15 Punkte) mit zehn gefangenen Abprallern bester Rebounder der Partie. So sah es nach 27 Minuten fast schon so aus, als ob die Baskets bei einer Acht-Punkte-Führung (64:56) nach einem weiteren erfolgreichen Fastbreaklauf von Winsome Frazier (insgesamt zwei Steals und 15 Punkte) endgültig Oberwasser gewonnen hatten. Doch Gießen meldete sich eindrucksvoll zurück. In einer jetzt hitzigen Atmosphäre, in der jeder Bonner Angriff von einem Pfeifkonzert begleitet wurde, kämpften sich die 46ers bis zur 28. Minute tatsächlich wieder auf 66:66 heran. Die Baskets hatten es in dieser Phase Ronald Burrell zu verdanken, dass das Momentum nicht weiter zu Gunsten der Hausherren ausschlug. Der Bonner Topscorer machte acht Punkte in Folge und führte sein Team mit einer 72:66-Führung in das letzte Viertel. Der Vorsprung der Baskets sollte jedoch erneut nicht lange halten. Es folgte zunächst eine wahre Dreierstafette beider Teams mit vier erfolgreichen Distanzwürfen zwei pro Team hintereinander. Artur Kolodziejskis Treffer hielten Gießen auf Abstand. Doch in der 34. Minute schien das Spiel fast noch zu kippen. Zunächst kassierte Miah Davis (sieben Assists) sein viertes Foul. Zuvor war bereits Teamkollege und Backup Johannes Strasser wegen einer Knieverletzung ausgefallen. Dann kassierte Bonns Coach Mike Koch wegen Abwinkens ein Technisches Foul. Gießen nutzte die Chance und lag fünf Minuten vor dem Ende wieder mit 81:80 vorne. Winsome Frazier und Ronald Burrell halten die Baskets jetzt mit wichtigen Punkten im Spiel. Frazier ist es auch, der etwas mehr als eine Minute vor dem Ende durch seinen zweiten erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf zum 91:86 die Weichen für die Baskets auf Sieg stellt. Die folgenden Versuche Gießens, Bonn durch Fouls an die Freiwurflinie zu zwingen, um so die Uhr zu stoppen und schnell wieder in Ballbesitz zu gelangen haben keinen Erfolg. Miah Davis, Winsome Frazier und Ronald Burrell verwandeln alle ihre Freiwürfe und sichern so den 99:92-Erfolg in Gießen. Baskets-Coach Mike Koch: "Wir haben nach dem Gießener Sieg gegen Bamberg erwartet, dass es kein einfaches Spiel für uns werden würde. Es war kein schönes Spiel. Ich war überrascht davon, dass das heute so etwas wie ein Offensiv-Festival geworden ist. Wir haben als eines der defensivstärksten Teams der Liga 92 Punkte zugelassen. Gießen hat im Angriff clever gespielt und seine Optionen gut genutzt. Dass wir aber 99 Punkte erzielt haben, gibt mir sehr viel Zuversicht für die Play-Offs, denn wir wissen jetzt, dass wir sowohl gut verteidigen als auch ein gutes Offensivspiel hinlegen können. Die kleinen Dinge haben heute das Spiel entschieden. Ausschlaggebend für unseren Sieg war auch, dass Ronald Burrell in der zweiten Halbzeit leistungsmäßig eine Schippe draufgelegt hat und wir als Mannschaft gespielt haben. Am Ende kamen wir auf 17 Assists, in dieser Kategorie sind wir sonst eigentlich nicht so stark." 46ers-Coach Thorsten Leibenath: "Glückwunsch an Bonn. Von der Leistung meiner Mannschaft bin ich enttäuscht. Wenn ein Team, das im Abstiegskampf steckt, zu Hause 99 Punkte kassiert, ist das einfach zu viel. Wir haben nicht aggressiv genug verteidigt, was auch darin zum Ausdruck kommt, dass am Ende nur vier Ballverluste für die Bonner notiert wurden. Vor allem in Korbnähe waren wir zu passiv. Wir haben zu viele Bälle in unsere Zone hereinkommen lassen. Unser Ziel war, John Bowler und Ronald Burrell nicht an den Ball kommen zu lassen. Das hat nicht geklappt, was auch an der Verteidigung unserer Außenspieler lag. Positiv zu bewerten war, dass wir uns nach dem Rückstand nicht aufgegeben haben. In einigen Phasen kam etwas Pech dazu. Wenn der Dunk von Corey Rouse in einer wichtigen Spielphase Mitte des letzten Viertels nicht wieder aus dem Netz herausgesprungen wäre, hätte das Spiel vielleicht eine andere Wendung genommen."