Telekom Baskets bleiben cool in der "Frankenhölle"
Bonn erkämpft 64:63-Sieg über die Brose Baskets - Starke Defense der Schlüssel zum Sieg - Baskets gewinnen Reboundverhältnis 31:18 - Koch: "Wir sind zwar nicht das Team mit dem meisten Talent, aber das mit dem größten Herz"
Am Aschermittwoch ist doch noch nicht alles vorbei. Ein starker kämpferischer Auftritt der Telekom Baskets Bonn bei den Brose Baskets verlängerte für das Team und die mitgereisten 30 Fans aus dem Rheinland die Karnevalssession um mindestens einen Tag. Mit 64:63 (18:16, 15:18, 20:15, 11:14) gewannen die Baskets ihr Nachholspiel des 16. Spieltages in Bamberg und stehen damit mit 30:14 Punkten weiter auf Platz 4 der Bundesligatabelle. Wir haben vielleicht nicht die Spieler mit dem meisten Talent, aber sicher die mit dem größten Herz, freute sich Michael Koch nach dem Spiel. Der Bonner Trainer konnte zu Recht Stolz auf seine Jungs sein, denn die Baskets ließen sich in der mit 6.800 Zuschauer ausverkauften Jako-Arena auch in hitzigen Situationen nicht aus dem Konzept bringen. Aus einer starken Defense heraus wollte man dem Team von Bundestrainer Dirk Bauermann begegnen und dieses Konzept ging von Beginn an auf. Ein Beleg dafür war die gute Reboundarbeit der Bonner, die die Statistik in dieser Disziplin mit 31:18 eindeutig für sich entscheiden konnten. Dazu kam eine durchaus gelungene Vorstellung im Angriff, durch die Bonn in den wichtigen Situationen die nötigen Punkte erzielen konnte. Diesmal waren John Bowler (16 P.), Jason Gardner (15 P.) und Jason Conley (12 P.) die tragenden Säulen der Baskets-Offense. Ganz zu Beginn sah es jedoch so aus, als ob Bamberg an die zuletzt gezeigten starken Leistungen in der BBL anknüpfen wollte. Schnell lagen die Hausherren nach weniger als drei Minuten mit 7:2 in Führung, doch die Baskets konterten mit einem 8:0-Lauf in 120 Sekunden zum 10:7. Ausgerechnet ein Dreier von John Bowler, sonst eher durch seine Qualitäten am Brett bekannt, hatte Bonn erstmals in Führung gebracht. Von da an entwickelte sich ein intensiv geführtes Spiel, bei dem die Baskets, angeführt durch Jason Gardner, geschickt das Tempo kontrollierten, aber zunehmend in Foul-Trouble gerieten. Besonders die Langen mussten an diesem Abend mehr Pfiffe der Unparteiischen gegen sich hinnehmen, als ihnen lieb war. Zunächst hatten die Baskets jedoch ihre größten Probleme mit Bambergs Casey Jacobsen, der über 20 Minuten kaum zu halten war und der mit 15 Punkten, davon drei Dreier maßgeblich dafür verantwortlich war, dass die Bonner Führung zur Halbzeit nur 34:33 lautete. Jacobsen und die sehr gute Quote von der Dreierlinie von 55% (6 von 11) hatte die Brose Baskets bis dahin im Spiel gehalten. Der ehemalige NBA-Spieler war es auch, der Mitte des 3. Viertels für die bis dahin heikelste Situation aus Sicht der Telekom Baskets sorgte. Mit einem weiteren Distanzwurf und anschließenden Freiwürfen schraubte er sein Punktekonto auf 20 Zähler und den Rückstand der Baskets auf sechs Punkte (41:47). Es sollten allerdings die letzten Punkte von Jacobsen sein, denn von da an kümmerten sich Artur Kolodziejski und Jeff Schiffner äußerst erfolgreich um den Bamberger Topscorer. Gleichzeitig blieben die Baskets trotz des Rückstandes in der so genannten Frankenhölle cool und konterten den kleinen Lauf der Gastgeber ihrerseits durch einen 10:0-Lauf von 41:47 auf 51:47 in der 29. Minute. Die letzten zehn Minuten boten Spannung pur. Zunächst erhöhte Jason Gardner für die Telekom Baskets auf 55:49 (31.), aber bei Bamberg läuft jetzt ein Spieler heiß, der in Halbzeit eins keinen einzigen Treffer erzielt hatte. Centerspieler Chris Ensminger machte zehn seiner insgesamt zwölf Punkte im 4. Viertel und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Bauermann-Truppe bis zum Spielende auf Tuchfühlung blieb. Gleichzeitig hatten die Baskets massive Foulprobleme. Patrick Flomo und Jeff Schiffner hatten schon im 3. Viertel ihre 4. Fouls kassiert. Im letzten Spielabschnitt folgten schnell Gyasi Cline-Heard und Bernd Kruel. Kein Grund für die Telekom Baskets, die Intensität in der Verteidigung zu lockern. Im Gegenteil. Die letzten Punkte überhaupt wurden den Brose Baskets vier Minuten vor dem Ende gestattet (60:62, 36.). Danach war es der starken Defense und vier Punkten von John Bowler zu verdanken, dass die Telekom Baskets einen direkten Konkurrenten um die Play-Off-Plätze besiegen und erstmals seit Herbst 2002 wieder einen Erfolg in Bamberg feiern konnten. Baskets-Coach Mike Koch: "Uns war klar, dass hier in Bamberg mit tollem Offensivbasketball nichts zu holen ist. Bamberg ist sehr defensivstark, wir jedoch auch. Wir wollten das Spiel sehr eng halten, weil dann der Druck auf Bamberg gewechselt ist. Dies ist uns auch sehr gut gelungen. In der ersten Halbzeit hat uns Jacobsen sehr große Probleme bereitet, aber im zweiten Durchgang haben wir sehr gut gestanden und konnten immer wieder frische Spieler von der Bank ins Spiel bringen, die unsere Intensität hoch hielten. Bei einem Einpunkt-Sieg ist natürlich auch immer ein wenig Glück dabei." Brose-Coach Dirk Bauermann: "Es ist schwierig wenn man innerhalb von einer Woche das zweite Heimspiel mit einem Punkt verliert. Bonn hat sehr gut gespielt und geschickt das Tempo kontrolliert. Wir haben unsere Chancen nicht nutzen können, weil wir in entscheidenden Situationen schlecht gerebounded oder getroffen haben. Bonn hat sehr gut verteidigt und auch im Angriff clever gespielt. Leider konnten wir den Druck nicht entfalten um ins Laufen zu kommen und das Spieltempo zu erhöhen. Es war für uns das fünfte Spiel in wenigen Tagen und mit Darren Fenn, Vincent Yarbrough und Ivan Pavic hatten wir einige grippegeschwächte Akteure auf dem Feld. Es ist sehr bitter das zweite Spiel gegen einen Mitkonkurrenten um einen der oberen Playoff-Plätze zu verlieren, aber es sind noch viele Partien zu spielen und wir blicken nach vorne."