Telekom Baskets führen gegen Berlin 2:0!

Bonn schlägt Meister Alba nach hochdramatischem Spielverlauf mit 75:72 n.V. (15:24, 16:18, 16:8, 17:14, 11:8) - Nach der Pause alles gegeben - Jetzt drei "Matchbälle" zum Einzug ins Finale

Die Telekom Baskets Bonn behalten in den BBL-Playoffs 2009 auch nach fünf Spielen eine weiße Weste. Im zweiten Spiel der Halbfinalserie gegen den Deutschen Meister Alba Berlin ging das Team von Headcoach Michael Koch nach einer tollen kämpferischen und in der Schlussphase höchst dramatischen Vorstellung mit 75:72 nach Verlängerung als Sieger von Platz. Den Baskets gelang es mit viel Herz und Energie eine bis Mitte des dritten Viertels dominierende Berliner Mannschaft doch noch in die Schranken zu weisen. Bonn führt jetzt in der Serie Best-of-Five mit 2:0 und benötigt nur noch einen Sieg, um zum fünften Mal in der Vereinsgeschichte das Finale um die Deutsche Basketball-Meisterschaft zu erreichen. 6.000 Zuschauer im ausverkauften Telekom Dome hatten die ersten zwanzig Minuten des Spiels wenig Grund zur Freude. Das lautstarke Schlagt Berlin der Bonner Fans spiegelte mehr Wunschdenken als die Realität wider. Zu stark präsentierte sich der amtierende Meister und Pokalsieger bis zur Halbzeitpause auf dem Hardtberg. Beide Teams hatten mit guter Defense begonnen, doch den Baskets gelang es nicht, auch im Angriff Akzente zu setzen. Der Viezemeister wirkte gehemmt und nervös. Ganz anders, als noch vor drei Tagen, als in Berlin der sensationelle 73:71-Auswärtssieg gelang. Gleichzeitig schien Berlin in den ersten beiden Vierteln wieder zu alter Meisterform auflaufen zu können, denn nachdem es am Ende der sechsten Minute noch 6:6 stand, schafften es die Albatrosse bis zum Ende des Viertels, den Baskets einen 15:24-Rückstand einzubrocken. Bonn fand zu dieser Zeit gegen Verteidigung und Angriff des Gegners kaum wirksame Mittel, Zudem hatte Alba den Schuss von der Dreierlinie wiederentdeckt. Mit zwei Dreiern von Wright und einem von Jenkins wurde die Baskets-Defense in arge Verlegenheit gebracht. Dazu immer wieder leichte Korbleger am Bonner Brett oder sieben Freiwürfe ohne einen einzigen Fehlversuch. Alba hatte das Spiel im Griff, spielte abgeklärt und schickte sich an, den verlorenen Heimvorteil zurückzuerobern. Den Baskets gelang es im zweiten Viertel nur mit Mühe, einigermaßen Schritt zu halten. Gleich mehrmals lagen zwölf Punkte zwischen Berlin und Bonn und nach wie vor hatte die Bonner Verteidigung zu viele Schwachstellen. Albas Blagota Sekulic drehte jetzt groß auf. Bis dahin noch ohne Punkte, machte der Center gleich neun im zweiten Viertel. Insgesamt sollte er mit 24 Zählern am Ende Topscorer des Spiels werden, sein bestes BBL-Ergebnis überhaupt. Der Pausenstand von 31:42 machte es deutlich. Bonn gestattete dem Gegner in eigener Halle zu viele Punkte. Hier musste der Hebel angesetzt werden. Nur durch die gleiche leidenschaftliche Verteidigung wie im ersten Spiel der Serie konnte Alba noch in Verlegenheit gebracht werden. Zunächst sah es jedoch auch nach dem Seitenwechsel nicht danach aus, dass Bonn den Schalter noch umlegen könnte. Bis zur 23. Minute. In den darauffolgenden 120 Sekunden legten die Baskets einen eindrucksvollen 10:0 Lauf auf das Parkett und kamen so nach 34:45-Rückstand in Minute 25 bis auf einen Punkt heran (44:45). Ein schwieriger Korbleger von Vincent Yarbrough, es waren die ersten Punkte des bis dahin glücklosen Matchwinners aus Spiel 1, leitete die Wende ein. Es folgte ein Dunking nach Fastbreak von Brandon Bowman, danach ein Dreier von EJ Rowland und noch einmal Bowman. Die Halle stand Kopf. In weniger als zwei Minuten war das Spiel ein völlig anderes. Die Baskets waren jetzt endlich hellwach und nahmen den Kampf an. In der Verteidigung gab es jetzt kaum noch einfache Würfe für die Gäste, denen im dritten Viertel nur acht Punkte gestattet wurden. Mit viel Einsatz und noch mehr Herz spielten sich die Baskets auf Schlagdistanz zum Meister, der die Souveränität der ersten Halbzeit mehr und mehr verlor. Schlagt Berlin klang es jetzt tausendfach aus den Kehlen der Bonner Fans. Jetzt glaubte jeder daran. Ihr Team mühte sich nach Kräften, hatte das Momentum mittlerweile auf seiner Seite, konnte jedoch zunächst die Führung nicht erobern. Fehler im Angriff führten zu Ballverlusten, so dass Alba immer wieder vorlegen konnte. Bis zur 36. Minute. Die Begegnung war längst zu einer dramatischen Abwehrschlacht geworden. Alba hatte erstmals seit längerem wieder einen Fünf-Punkte-Vorsprung heraus spielen können (55:60), als Winsome Frazier groß auftrumpfte. Zunächst brachte ein Dreier des US-Amerikanes sein Team wieder auf 58:60 heran. Nach drei vergebenen Chancen hintereinander für die Baskets, stand Frazier nach dem vierten Foul von Berlins Julius Jenkins an der Freiwurflinie und verkürzte weiter auf 60:61. 16 Sekunden später fand er sich an gleicher Stelle wieder. Erneut Foul, diesmal von Casey Jacobsen und danach ein Technisches Foul gegen die Berliner Bank bedeuteten vier Freiwürfe und Ballbesitz. Frazier verwandelt alle vier sicher, bringt seine Baskets erstmals mit 64:61 in Führung, doch Brandon Bowman vergibt direkt im Anschluss die Chance, den Vorsprung auf 66:61 auszubauen. Wieder hat Bonn bis zur Schlusssirene dreimal die große Gelegenheit, zu punkten, doch in dieser Phase spielen die Baskets wenig clever. Stattdessen arbeitet sich Berlin über die Freiwurflinie wieder heran (64:64). Bonn hat den letzten Angriff, aber auch der bringt nichts ein. Wie schon beim letzten Playoff-Spiel beider Teams in Telekom Dome, dem vierten Finale der Saison 2007/08, geht es in die Verlängerung. Damals setze sich Alba Berlin durch und wurde zum achten Mal Deutsche Meister. Diesmal haben jedoch die Telekom Baskets die Nase vorn. Zwar liegt Bonn in der 42. Minute wieder mit 66:69 zurück, doch ein immens wichtiger Dreier von Vince Yarbrough bringt erneut den Ausgleich. Das Spiel ist jetzt reine Nervensache. Brandon Bowman und John Bowler legen mit zwei Korblegern nach und Bonn führt 73:69 (44.). Doch wieder bringen sich die Baskets fast selbst um den Lohn. Nachdem Albas Sekulic durch Korbleger und einen Freiwurf sein Team wieder auf 73:72 heran gebracht hat, passt EJ Rowland zwölf Sekunden vor dem Ende der Verlängerung den Ball zum Entsetzen der Fans ins Aus. Jetzt hat Berlin den letzten Angriff und kann so das Spiel für sich entscheiden. Alba macht es nicht viel besser als Bonn vor fünf Minuten, Dragan Dojcins Wurf trifft nur den Ring, Winsome Frazier sichert sich den Rebound, wird gefoult und macht in der letzten Sekunde durch zwei erfolgreiche Freiwürfe alles klar. Danach mutiert der Telekom Dome endgültig zum Tollhaus. 6.000 Fans feiern den dritten Saisonsieg über Berlin und den zweiten Sieg in der Halbfinalserie. Doch noch ist nicht gewonnen. Nur ein einziges verlorenes Heimspiel trennt Meister und Vizemeister. Die besseren Karten besitzen momentan jedoch die Telekom Baskets Bonn. Nur noch ein Sieg ist nötig, um erneut ins Finale einzuziehen. Die nächste Chance hierzu bietet sich bereits am kommenden Samstag bei Spiel Nr. 3 in Berlin (06.06.09, 20.00 Uhr, live auf Radio Bonn/Rhein-Sieg und Sportdigital.tv). Baskets-Coach Mike Koch: "Es ist schön, diese gute Laune hier zu spüren. Am Anfang haben beide Teams gut verteidigt, doch leider haben wir vorne zu viel verworfen und so schnell das Selbstvertrauen verloren. In der Pause haben wir uns gesagt, dass noch alles möglich ist, zumal wir in dieser Saison schon viele Rückstände wett gemacht haben. Letztlich hat in der zweiten Halbzeit unsere Defense das Spiel gewonnen. Wir sind eine verschworene Gemeinschaft und genau zum richtigen Zeitpunkt topfit. Am Ende hatten wir uns das Glück durch unser gutes Spiel verdient. Ich bin sehr stolz auf diese Truppe, doch wir sind noch nicht durch. Am Samstag werden wir aber alles geben, um den dritten Sieg zu holen." ALBA-Coach Luka Pavicevic: "Das war eine sehr bittere Niederlage für uns. Mehr möchte ich dazu nicht sagen."