Telekom Baskets schnuppern zwei Viertel an der Sensation
Bonner Rumpfteam verliert drittes Play-Off-Viertelfinalspiel bei GHP Bamberg 64:76 Zur Halbzeit noch 35:31 geführt Bei Teams und Fans stand Fairness an erster Stelle Dienstag viertes Spiel der Serie auf dem Hardtberg
Das Wunder von Bamberg fiel aus. Im dritten Spiel der BBL-Play-Off-Viertelfinal-Serie gegen den Deutschen Meister GHP Bamberg mussten die Telekom Baskets mit 64:76 (20:17, 15:14, 14:29, 15:16) ihre zweite Niederlage hinnehmen. Dem Europaligisten fehlt jetzt nur noch ein Sieg um ins Halbfinale einzuziehen.Trotz der Niederlage herrschte beim Bonner Team und den 150 mitgereisten Fans nach dem Spiel ausgesprochen gute Stimmung, denn niemand der 4.750 Zuschauer im Bamberger Forum hatte wohl je im Traum daran gedacht, dass die Bonner Not-Truppe auch nur den Hauch einer Chance haben könnte. Nach den Vorfällen im zweiten Spiel vor drei Tagen stand Baskets-Coach Michael Koch mit Hrvoje Perincic nur noch ein Spieler der regulären Starting-Five zur Verfügung. Jason Conley fiel durch Verletzung aus, Andrew Wisniewski, der Topscorer der Liga, Michael Meeks und Milos Paravinja waren gesperrt. Und auch der Einsatz von Terry Black stand bis kurz vor Spielbeginn noch nicht fest. Der Bonner Power-Forward hatte nur einen Tag zuvor erfahren, dass sein Vater schwer erkrankt ist. So bestand der aufrechte Rest der Telekom Baskets aus Hrvoje Perincic, dazu die Bankspieler Artur Kolodziejski, Terry Black, Ivan Tomeljak und Aljaz Janza. Um wenigstens acht der erforderlichen zehn Spieler auf dem Spielberichtsbogen vorzuweisen, war Mike Koch gezwungen, die Lücken durch die Youngsters John Stark und Tarik Chebib aus der 2. Regionalliga aufzufüllen. Auf dem Papier und in den Köpfen der meisten Zuschauer war der Ausgang dieses Spiel daher völlig klar: Die Baskets würden untergehen. Die Frage war nur: wie hoch? Deutlich ruhiger wurde es in der Bamberger Halle, als im ersten Viertel immer klarer wurde, dass die Baskets alles andere als gewillt waren, dem Gegner Spiel drei ohne Gegenwehr zu überlassen. Durch die konsequent pfeifenden Schiedsrichter konnte sich das sonst so harte und physische Spiel der Oberfranken nicht in gewohnter Weise entfalten. Das Spiel mit dem Ball stand im Vordergrund und die Verunsicherung merkte man dem Team von Bundestrainer Dirk Bauermann besonders vor der Pause an, als es vom schnellen und variablem Spiel der Baskets mehr als einmal überrascht wurde und zur Halbzeit bereits neun Ballverluste hinnehmen musste. Fünf Bonner Spieler taten sich gegen fünf Bamberger weitaus leichter, als zuletzt gegen vier. So ging der erste Spielabschnitt mit 20:17 gegen Chris Enmsinger, Robert Garrett, Spencer Nelson, Derrick Phelps und Koko Archibong überraschend an die Gäste aus der Bundesstadt, die auch im zweiten Viertel weiter munter mitspielten, in den Minuten elf bis 16 ihre beste Phase hatten und ihren Vorsprung auf acht Punkte ausbauen konnten (33:25, 16.). Und dass, obwohl schon in der sechsten Minute Terry Black mit seinem dritten Foul zurück auf die Bonner Bank beordert wurde. Doch mit zunehmender Spielzeit musste das Baskets-Rumpfteam dem Tempo Tribut zollen. Die leidenschaftliche Verteidigungsarbeit der ersten Halbzeit hatte Kraft gekostet. Die Sechs-Mann-Rotation tat ihr übriges. Lag Bonn zum Seitenwechsel noch mit 35:31 in Führung, zahlte sich ab dem dritten Viertel die personelle Überlegenheit der Hausherren aus. Die Schritte der Bonner Spieler wurden langsamer, Bambergs Distanzschützen stand nun immer öfter niemand mehr auf den Füßen. Die Folge war eine Reihe von erfolgreichen Dreiern durch Bambergs Tim Begley und Rick Stafford, die zusammen mit einer nun aggressiveren Verteidigung dafür sorgten, dass das dritte Viertel für die Baskets mit 14:29 deutlich verloren ging. Dabei hatte Bonn durchaus die Chance, weiter im Geschäft zu bleiben, aber auch einfache Chancen am Korb wurden jetzt vermehrt nicht mehr genutzt und auch von der Dreierlinie wurden fast nur noch Fahrkarten geschossen. Du merkst es eben an solchen Kleinigkeiten, dass die Kraft nachlässt. Der Ball, der im ersten Viertel noch passte, geht jetzt nur noch auf den Ring, erklärte Hrvoje Perincic nach dem Spiel die Situation. So gelang es den bis dahin vorbildlich kämpfenden Bonnern im letzten Viertel nicht mehr, den Rückstand auf unter zehn Punkte zu verkürzen. Eigentlich war das Spiel zwei Minuten vor Schluss beim Stand von 73.57 für Bamberg längst entschieden, als in einem ansonsten sehr fairen Spiel doch noch unnötige Härte aufkam. Bambergs Spencer Nelson hatte Aljaz Janza bei dessen Korblegerversuch gefoult und unsanft gegen die Bande befördert. Der Bonner Ersatzspieler zog sich eine schmerzhafte Verletzung im unteren Wirbelsäulenbereich zu. Eine Röntgenuntersuchung am Montag soll weitere Klarheit bringen. Der Sieg Bambergs wäre auch ohne diese Aktion nicht mehr in Gefahr geraten. So jedoch muss Coach Michael Koch für das vierte Spiel der Serie Best-Of-Five um den Einsatz eines weiteren Spielers bangen. In zwei Tagen treffen sich beide Teams erneut auf dem Hardtberg (Di., 09.05.06, 19:30 Uhr). Ein Sieg des Deutschen Meisters würde diesem den Einzug ins Halbfinale bescheren, wo bereits RheinEnergie Köln wartet. Die Domstädter konnten ihre Viertelfinalserie gegen ENBW Ludwigsburg vorzeitig mit 3:0 gewinnen. Gelingt den Baskets ein weiterer Heimsieg, käme es am Donnerstag, 11.05.2006, in Bamberg zum alles entscheidenden fünften Spiel. Baskets-Coach Mike Koch: "Wir wussten, dass es nach den Vorfällen heute schwer wird und uns hat dies natürlich insgesamt mehr weh getan. Heute haben wir wechselnde Verteidigungsvarianten probiert um Bamberg aus den Rhythmus zu bringen und sie zu Würfen von Außen zu zwingen. Das hat 25 Minuten auch sehr gut geklappt, danach hat jedoch unsere Physis nachgelassen und Bamberg hat das Spiel sicher nach Hause gebracht." GHP-Coach Dirk Bauermann: "Wir sind froh unter diesen ungünstigen Bedingungen gewonnen zu haben. Bonn hatte mit strukturellen Bedingungen zu kämpfen, wir mit mentalen und psychologischen. Dadurch waren wir in der ersten Hälfte sehr beeinträchtigt und gingen übermotiviert zu Werke, weil wir Bonn gleich in den ersten Minuten aus der Halle fegen wollten. Das geht natürlich nicht, man muss sich den Erfolg Stück für Stück erarbeiten." Tickets für das Spiel der Telekom Baskets gegen GHP Bamberg am 09.05.2006 gibt es ab Montag, 08.05.06 (9:00 Uhr) an den General-Anzeiger Ticket-Shops und allen Baskets-Vorverkaufsstellen von Bonnticket.