Telekom Baskets triumphieren nach Defensiv-Krimi mit 69:66 über Alba Berlin
Bonner Basketballer schlagen den Serienmeister das zweite Mal in dieser Saison Koch-Team macht die Schlappe Ludwigsburg vor acht Tagen mehr als wett Tolle Teamleistung mit den Kämpfern Cline-Heard und Flomo begeistert 3.500 Fans
Nach der riesigen Enttäuschung gegen Ludwigsburg vor einer Woche, als die Telekom Baskets nach einer starken Leistung in letzter Sekunde doch noch mit leeren Händen da standen, folgte am 18. Spieltag der Basketball-Bundesliga die Wiedergutmachung. Durch eine tolle Teamleistung quer durch die Bank bezwangen die Bonner Basketballer die Mannschaft von Alba Berlin mit 69:66 (12:8, 19:18, 17:16, 21:24). Vor 3.500 Zuschauern in der ausverkauften Hardtberghalle sah es zunächst danach aus, als ob der Uleb-Cup-Achtelfinalist aus der Hauptstadt erfolgreich Revanche für die herbe 73:85 Auftaktschlappe aus dem Hinspiel im vergangenen Oktober nehmen wollte. Berlins Haywood Owens gelangen die ersten beiden Punkte, direkt im Anschluss ließ es Teamkollege Koko Archibong per Dunking mächtig krachen (0:4, 2.). Doch der Respekt der Baskets hielt sich zum Glück in Grenzen. Über Kampf und Einsatz fanden die Spieler von Headcoach Michael Koch von Minute zu Minute besser ins Spiel. Zugpferd in diesen Disziplinen auf Bonner Seite war eindeutig Gyasi Cline-Heard. Der Bonner Power-Forward neutralisierte jeden Gegenspieler und sorgte für insgesamt zwölf wichtige Punkte. Seine Teamkollegen machten es ihm durch die Bank nach. Bis in die Haarspitzen motiviert stellte man sich den Berlinern entgegen, die bis dahin erst zweimal in dieser Saison verloren hatten. Es folgte ein hoch interessantes und noch intensiveres Basketballspiel, bei dem beide Teams besonders in der Defense ihre Klasse demonstrierten. Dabei gelang es den Baskets, die Berliner Stars Frank Avery (7 Punkte) und Sharrod Ford (4 Punkte) fast völlig aus dem Spiel zu nehmen. So lief das Angriffsspiel der Gäste hauptsächlich über zwei Männer: Julius Jenkins, dem 26 Punkte gelangen und Haywood Owens (14 Punkte). Ganz anders die Baskets: Gleich vier Spieler (Gardner 14, Conley 10, Flomo 10, Cline-Heard 12) punkteten zweistellig und Jeff Schiffner verfehlte mit neun Zählern (3 von 4 Dreiern) die Marke nur knapp. Keine Selbstverständlichkeit, denn vor dem Spiel war der Einsatz des Bonner Distanzspezialisten alles andere als sicher. Vor drei Tagen zog sich Schiffner eine äußerst schmerzhafte Sehnenverletzung im Fuß zu und konnte nur mit stark schmerzstillenden Mitteln gegen Berlin fit gemacht werden. Nach einem intensiven 1. Viertel, das mit 12:8 an die Baskets ging, zog Gäste-Coach Henrik Rödl seinen ersten Joker. Unter dem lautstarken Jubel der mitgereisten Berliner Fans kam Center Jovo Stanojevic nach seiner schweren Kreuzbandverletzung zu seinem ersten Einsatz in der aktuellen Saison. Allzu viele gute Erinnerungen wird der Ausnahmespieler jedoch nicht mit zurück an die Spree genommen haben. Stanojevic war noch lange nicht der Alte und wurde in nur fünf Minuten Einsatzzeit gleich dreimal von Gyasi Cline-Heard bzw. Patrick Flomo geblockt. Überhaupt Patrick Flomo: Der ehemalige Zweitligaspieler aus Herten zeigte an diesem Sonntagabend sicher sein bestes Saisonspiel im Basketsdress. Zehn Punkte und neun Rebounds in 26 Minuten lautete die eindrucksvolle Bilanz des Bonner Power-Forwards. Die Baskets nutzten die Abstimmungsprobleme Albas in dieser Phase zu ihrem ersten Zwischenspurt. Ein Bonner 12:1-Lauf kurz vor der Halbzeitpause brachte erstmals eine 10-Punkte-Führung (30:20, 19.). Doch wie schon gegen Ludwigsburg machten die Baskets zu wenig aus ihren Chancen. Gleich mehrmals wurde der Ball trotz aussichtsreicher Position nicht im gegnerischen Korb versenkt, zusätzlich leistete man sich zwei dumme Ballverluste. Berlins Jenkins bedankte sich mit 5 Punkten in der letzten Minute des 2. Viertels. Bonn führte nur noch mit 31:26. Die Halbzeitpause wurde von den Gästen besser genutzt, denn diese zeigten sich von Beginn an hellwach und beeindruckten bis zur 23. Minute ebenfalls mit einen 12:1-Lauf. Die Baskets lagen plötzlich mit 31:33 zurück. Jeff Schiffners erster Dreier zum 34:33 war wie eine Erlösung für die 3.500 Fans und das Wecksignal für die bis dahin seit Viertelbeginn unkonzentriert spielende Bonner Mannschaft. Jetzt war die Leistung in der Verteidigung wieder auf höchstem Niveau und Berlin fing sich gleich mehrmals Fastbreaks ein, die die Baskets bis zur 29. Minute erneut auf zehn Punkte davon ziehen ließen (46:36). Berlin wurde in dieser Phase fast nur noch von Julius Jenkins im Spiel gehalten. Mit acht Punkten in Folge (zwei Dreier, Korbleger) sorgte er zu Beginn des letzten Viertels im Alleingang dafür, dass Alba wieder mit 52:50 vorne lag. Die Baskets zeigten sich jedoch wenig beeindruckt und konterten durch einen nicht zu stoppenden Gyasi Cline-Heard und einem weiteren wichtigen Dreier von Jeff Schiffner zum 57:54 (35.) Die Dramatik in der Hardtberghalle nimmt in den letzten Spielminuten erneut ihren Lauf. Zunächst erhöht Artur Kolodziejski mit seinem zweiten erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf auf 60:56 (36.), doch wieder kontert Jenkins, ebenfalls per Dreier. Als Kolodziejski wenig später Berlins Avery beim Fastbreak nur durch ein unsportliches Foul stoppen kann, befürchten viele Zuschauer eine ähnliche Wendung wie vor einer Woche gegen Ludwigsburg. Doch Berlin nutzt die Chance des unsportlichen Fouls nur in Form der beiden Freiwürfe. Der Einwurf geht dank Rückspiel in die Hände der Baskets, die durch Schiffners dritten Dreier zum 63:61 die Führung erneut an sich reißen. Cline Heard zeigt jetzt mit einem krachenden Dunking zum 65:61 (38.), nachdem er sich im Alleingang zum Berlin Korb durchgetankt hat, dass er das Spiel wirklich nicht mehr herschenkten möchte. Mit vier erfolgreichen Freiwürfen sichert schließlich Jason Gardner in den letzten 60 Sekunden den schwer erkämpften 69:66-Sieg und stürzt Alba Berlin damit von der Tabellenspitze der Basketball-Bundesliga. Baskets-Coach Michael Koch: Wenn man Berlin zweimal in einer Saison schlägt, dann kann man schon zufrieden sein. Wir haben es geschafft, das letzte Heimspiel gegen Ludwigsburg aus den Köpfen zu bekommen und haben gegen Berlin sehr physisch gespielt. Auch in schwächeren Momenten haben wir uns nicht von unserer Linie abbringen lassen. Ein Sonderlob geht heute an Patrick Flomo, der uns mit seiner Energie sehr geholfen hat. Alba-Trainer Henrik Rödl: Glückwunsch an Mike Koch und sein Team, denn Bonn hat heute verdient gewonnen. Die Baskets waren von Anfang an viel präsenter, während wir Probleme hatten, unsere Systeme zu spielen. Jenkins hat uns zwar im Spiel gehalten, aber am Ende hat es eben nicht gereicht. Trotz allem sind wir für diese Saison - insbesondere wegen unseres Ulebcup-Erfolges - voll im Soll.