Turbulenzen in Braunschweig

Am Samstag, 16.03.2002 um 19.30 Uhr Bundesligaspiel gegen Braunschweig Trainer Ken Scalabroni muss erneut auf Leistungsträger Marko Verginella verzichten StadtSport trennt sich von Vermarkter Peter Henke

Man hatte sich so vieles vorgenommen in Braunschweig, wollte einiges bewegen und verändern, um nicht noch einmal in solche Schwierigkeiten zu geraten, wie man es vergangene Saison erlebt hatte. Der Verein hatte Insolvenz anmelden müssen, konnte sich mit Unterstützung der Stadt und des Deutschen Basketball Bundes (der entsandte Bundestrainer Henrik Dettmann als Übergangscoach) noch einmal aufrappeln und am Ende sogar die Playoffs erreichen. Dort waren die Löwenstädter dann allerdings an den Telekom Baskets gescheitert, die das Viertelfinale mit einem klaren 3:0 für sich entscheiden konnten. Das Braunschweiger Management versuchte nun, sich auf einen völligen Neuanfang zu konzentrieren und bekam dabei entscheidende Hilfe von Basketball- und Marketing-Profi Raphael Beckmann. Er hatte vor etwa 12 Monaten den Braunschweigern nach der Insolvenz hervorragende Dienste im Auftrag der s.Oliver Basketball Bundesliga geleistet. Doch die weiteren Vertragsverhandlungen mit Beckmann waren im Frühjahr 2001 aus finanziellen Gründen gescheitert. Kurz vor seinem Weggang hatte der frühere Manager des ehemaligen Erstligisten Saturn Köln noch ein schlüssiges Konzept für eine sinnvolle Entwicklung des Basketballs bei StadtSport vorgelegt. Mit dem heutigen Tag steht man aber nun eher vor dem Scherbenhaufen dieses scheinbar guten Neuanfangs. So kann man in der aktuellen Ausgabe der Braunschweiger Zeitung folgende Schlagzeile lesen: Nach Traumhochzeit schnell desillusioniert StadtSport und Henke geschieden. Es wird in dem Artikel mitgeteilt, dass sich die Wege des Vermarkters Peter Henke (Nachfolger von Beckmann), und des Basketball-Bundesligisten Braunschweig nach nur sechs Monaten trennen. Als Begründung führt man die großen Differenzen an, die sich zwischen den vorgestellten Konzepten auf Hauptstadtniveau und deren Verwirklichung in der Provinz darstellen. Wir werden in vernünftiger Form auseinander gehen. Wir haben die Schwierigkeiten unterschätzt, die es macht, ein Braunschweiger Team von Berlin aus zu vermarkten, gestand der Aufsichtsratsvorsitzende Dietrich Fürst ein. Manch lokaler Klein-Sponsor fühlt sich zum Beispiel seither verprellt, und der erhoffte Befreiungsschlag mit einem Namenssponsor gelang ebenfalls nicht. Die Euphorie war schnell verflogen. Doch dies alles sind nicht die einzigen Turbolenzen, mit denen die Mannschaft von Ken Scalabroni und deren Umfeld momentan zu kämpfen haben. Nach der 73:90 Niederlage gegen Leverkusen zuletzt, steht man weiterhin auf dem vorletzten Tabellenplatz. Einzig der kleine Amerikaner Demond Mallet bietet derzeit den gegnerischen Teams die Stirn. Aber auch seine erneut herausragende Leistung gegen die Giants reichte nicht aus, um eine wirkliche Chance auf einen Sieg zu haben. Braunschweig tut sich vor allem immer wieder schwer, das eigene Spiel am Laufen zu halten, sie schalten nicht schnell genug von Angriff auf Abwehr um. In der Offensive kommen dazu viel zu selten zusammenhängende Aktionen zustande, Mallet ist dabei in seiner Rolle als Einzelkämpfer fast auf verlorenem Posten. Und noch ein Problem, das Scalabroni schlaflose Nächte bereiten wird: Die unendliche Verletzungsgeschichte des Marko Verginella. Er muss gegen Bonn am Samstag erneut auf seinen so wichtigen Leistungsträger verzichten. Im vergangenen Jahr noch der konstanteste Mann im Erfolgsteam der zweiten Saisonhälfte, laboriert er nun seit dem Trainingslager im Spätsommer an einer undurchsichtigen Knieverletzung. Richtig fit und austrainiert war der Bosnier in der laufenden Saison noch nie, er muss immer wieder mit Schmerzen im Knie spielen. Vollständig pausiert hat er allerdings erst drei von 21 Partien. Was konkret zu den Beschwerden führt, darüber rätseln die Ärzte seit längerem bei Belastung bekommt der 24-jährige stets Wasser in den Oberschenkeln. Trotz aller Probleme, die die Braunschweiger momentan plagen, sollten die Bonner nicht leichtfertig agieren und dem vermeintlich einfachen Gegner zu viele Chancen bieten - so wie man es im Hinspiel in der Löwenstadt getan hatte. Dort brachte erst ein starkes Schlussviertel den knappen 78:80 Sieg. Auch die Baskets plagt weiter das Verletzungspech. Die Fußverletzung von Tilo Klette wird den Bonner Center wohl noch weitere zwei Wochen außer Gefecht setzen. Angeschlagen wird Aleksandar Nadjfeji ins Spiel gehen. Die alte Rippenverletzung macht sich wieder bemerkbar. Gute Neuigkeiten dagegen von Hurl Beechum. Die Verletzung an der Wurfhand, die er sich beim letzten Bundesligaspiel in Trier zuzog, scheint den "Gunman" nicht mehr zu beeinträchtigen. Das Spiel der Telekom Baskets Bonn gegen StadtSport Braunschweig beginnt am Samstag um 19.30 Uhr in der Hardtberghalle. Die Abendkasse öffnet um 18.00 Uhr.