„Unheimlich viel Nostalgie“
Am 3.6.2008 fand das letzte Baskets-Heimspiel in der Hardtberghalle statt
Acht Jahre ist es her, da lagen die Telekom Baskets Bonn in der Halbfinalserie gegen Frankfurt mit 1-2 zurück. Unabhängig vom Ausgang der Serie stand fest, dass Spiel vier – ausgetragen in der Bundesstadt – gleichzeitig die letzte in der Hardtberghalle absolvierte Partie darstellen würde. Sowohl für den Fall des Finaleinzuges als auch die nach der Sommerpause beginnende Saison 2008/2009 war ein sportlicher Umzug in den vereinseigenen Telekom Dome vorgesehen.
Die Baskets setzten sich mit 79:60 durch und erzwangen damit ein Entscheidungsspiel in der Bankenstadt. Winsome Frazier avancierte mit 19 Zählern zum Baskets-Topscorer, dicht gefolgt von John Bowler (16) und Patrick Flomo (11). Mit 3.500 Zuschauern war die Hardtberghalle einmal mehr komplett ausverkauft. Durch einen fulminanten 75:74-Auswärtscoup lösten Artur Kolodziejski und Co. schließlich das Ticket zur Finalrunde. In der Folge ging es gegen ALBA Berlin nach 1997, 1999 und 2001 zum insgesamt vierten Mal in der „Mutter aller Spiele“ um die Deutsche Meisterschaft. Das zweite Spiel der Serie fand am 11.6.2008 statt und markierte gleichzeitig die Eröffnung des Telekom Domes. Angeführt von Ronnie Burrell (21 Punkte, fünf Rebounds) feierte Bonn vor 6.000 begeisterten Fans einen 81:71-Erfolg.
In der Hardtberghalle absolvierten die Telekom Baskets Bonn wettbewerbsübergreifend insgesamt 277 Begegnungen, von denen 197 gewonnen und lediglich 80 verloren wurden. Seither fanden im vereinseigenen Telekom Dome derer 201 Partien statt (Bilanz: 129-72).
Wolfgang Wiedlich: „Es war damals für mich eine Situation, in der Stress, Hektik und noch mehr Improvisation, verursacht durch eine Großbaustelle und das städtische Genehmigungsprozedere für die kurzfristige Inbetriebnahme des Telekom Dome, wenig Zeit für große Gefühle und Gedanken ließen. Es begann etwas unglaublich Großes, Neues und alles zu einem ungeplanten Zeitpunkt. Erst später ploppte in mir die Hardtberghallen-Nostalgie auf. Bei mir gibt es übrigens auch noch eine Pennenfeld- und eine Wasserland-Kessenich-Nostalgie.
Vom ersten Heimspiel im Telekom Dome ist bis heute die Ehrfurcht der Zuschauer beim erstmaligen Betreten, die dann bald in Stolz, Euphorie und ungläubiges Staunen oder eine Mischung aus allem umschlug, in Erinnerung geblieben. Dass die Finalserie 2008 im Telekom Dome stattfand, war ja keine von langer Hand geplante Entscheidung, sondern eine spontane Überlegung, die dann mit Hilfe von allen, auch der Stadt, umgesetzt wurde. Das waren einfach irre Tage damals, und die Gefühle bei allen Eingeweihten mussten damals einen Spagat bewältigen: Einmal die grenzenlose Euphorie durch den Finaleinzug bei gleichzeitiger Halleneröffnung, zum anderen spürten wir eine ziemliche wirtschaftliche Not wegen der letzten Baurechnungen.“
Anno 1979 als Trainer beim SC Fortuna Bonn aktiv, organisierte Wolfgang Wiedlich 1991 gemeinsam mit Dr. Hans Braun und Arvid Kramer die Fusion der Fortuna mit dem Godesberger TV zum BG Bonn 1992 e.V. sowie die Gründung des Telekom Baskets Bonn e.V. (1995). Als dessen Präsident Braun 1998 unerwartet früh starb, wurde Wiedlich zum Nachfolger gewählt und ist zudem seit 2004 Geschäftsführer der BonBas GmbH, dem wirtschaftlichen Träger des Bundesligateams).
Hexenkessel Hardtberghalle: Von 1996 bis 2008 die Heimat der Telekom Baskets Bonn. Foto: Wolter
Dirk Eultgen: „Der Umzug von der Hardtberghalle in den Telekom Dome war schon länger ein Thema. Nach dem vierten Spiel gegen Frankfurt war klar, dass die nächste Partie, ob im Finale oder erst in der kommenden Saison, im Telekom stattfinden würde. Von daher war trotz des Sieges auch ganz viel Traurigkeit dabei, als wir die Halle nach Schlusspfiff gesäubert und leergeräumt haben. Die Atmosphäre der Hardtberghalle war einzigartig, dort sind viele persönliche und soziale Kontakte entstanden, die bis heute Bestand haben.“
Als Hallenwart war Dirk Eultgen bis 2008 für die Wartung, den Ausbau sowie die Durchführung von Veranstaltungen in der Hardtberghalle zuständig. Seit 2007 begleitete er parallel den Bau des Telekom Domes und ist gegenwärtig für dessen technische Leitung zuständig.
Artur Kolodziejski: „Die gesamte Partie war von unheimlich viel Nostalgie begleitet. Die enge Atmosphäre in der Hardtberghalle hat sicherlich dazu geführt, dass gegnerische Mannschaften nur ungern gegen uns gespielt haben. Für mich war der Abschied umso bewegender, da ich als Jugendspieler schon den Umzug vom Pennenfeld in diese „riesige Eisbox“ mitgemacht hatte. Ich weiß noch, dass Matthias von Heydebrandt die letzten Punkte in der Hardtberghalle gemacht hat – darauf bin ich bis heute neidisch. Dann im Telekom Dome zu spielen, war völlig abstrakt, denn wir kannten die Arena bis dahin nur im leeren Zustand.“
Schon in jungen Jahren vom SG Pallotti Rheinbach zu den Telekom Baskets gewechselt, stand Artur Kolodziejski bereits mit 16 Jahren im erweiterten Kader Bonns (1996/1997). Nach weiteren Stationen in Basketball-Deutschland – darunter auch Rhöndorf und Leverkusen – kehrte der Flügel mit dem großen Kämpferherz zur Saison 2005/2006 auf den Hardtberg zurück, wo er sich über fünf Jahre vom Rollen- zum Führungsspieler und Kapitän entwickelte.
Alex King: „Ich war noch nie in einer so lauten Halle. Die ganze Stimmung – auch dadurch, dass die Fans so nah am Spielfeld klebten – war absolute Weltklasse. Da konntest du auf dem Parkett und der Bank jeden Mucks verstehen, den die Leute um dich herum gemacht haben. In der Hardtberghalle ging es wahrlich auch immer gegen den sechsten Mann auf den Rängen. Während meiner Zeit bei den Baskets, dann schon im Telekom Dome, war die Nähe zum Publikum nach wie vor etwas, das Bonn auszeichnete.
Nach der Saison 2007/2008 wechselte Alex King aus der Mainstadt ins Rheinland, wo er bis 2011 für die Baskets auf Korbjagd ging. In der Spielzeit 2008/2009 erreichte der Small Forward mit Bonn jeweils das Finale um den Pokal sowie die Deutsche Meisterschaft.
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