„Uns gefällt die Position als Außenseiter“
Jonas Wohlfarth-Bottermann im Interview
Die Telekom Baskets Bonn stehen zum 15. Mal in 17 Erstligajahren in den Playoffs. Im Viertelfinale trifft Bonn auf die EWE Baskets Oldenburg, mit denen es im Laufe des vergangenen Jahres bereits fünf Aufeinandertreffen gab. Vor dem Auftakt der „Best-of-five“-Serie nahm sich Baskets-Center Jonas Wohlfarth-Bottermann Zeit für ein Gespräch über bewegliche Innenspieler, die Bonner Ausgangsposition und gegnerische Plays.
Kurzer Rückblick aufs vergangene Wochenende: Wie lange hast du nach dem Overtime-Krimi gegen München schwere Beine gehabt? Jonas Wohlfarth-Bottermann: „Es ging eigentlich. Wir hatten den Sonntag frei, das war für alle sehr gut, um wieder zu Kräften zu kommen. Nun haben wir eine ganze Woche, um uns auf das erste Spiel gegen Oldenburg vorzubereiten. Wir kennen den Gegner schon, das spielt uns natürlich in die Karten - da können wir wenig falsch machen. Und da die Serie erst am Sonntag beginnt, bleibt uns quasi noch ein Tag mehr, um uns mit dem Gegner zu beschäftigen.“ Was genau meinst du mit „...wenig falsch machen“? „Wir werden wenig überrascht sein, was Oldenburg gegen tun wird. Dadurch, dass wir bereits fünf Mal gegeneinander gespielt haben, kennt wahrscheinlich jeder schon mindestens drei Plays von ihnen auswendig - das ist schon ungewöhnlich für einen Saisonverlauf. Natürlich starten wir vom Papier her als Siebter gegen den Zweiten in die Serie, befinden uns meiner Meinung nach aber eine ganz gute Position.“ Du hast es gerade angeschnitten: Fünf Begegnungen, gestreckt von der Vorbereitung bis hin zum vorletzten Spieltag der Bundesliga-Hauptrunde. Wie viele Geheimnisse gibt es da noch voreinander? „Da hat sich im Laufe des Jahres viel getan. Beide Mannschaften haben sich seit dem Finale des MARITIM-Cup verändert, haben sich entwickelt. Während der Vorbereitung ist der Gegner noch etwas schwieriger einzuschätzen, jetzt aber weißt du ganz genau womit du es zu tun bekommst. Viele Dinge lassen sich dadurch ziemlich genau vorhersagen, Stärken und Schwächen sind besser bekannt. Und doch hält jedes Spiel eine Überraschung bereit.“ Es hätte in der 1. Playoff-Runde auch gegen Bamberg gehen können - zum dritten Mal in vier Jahren. Habt ihr während des München-Spiels gewusst, wie es in den anderen Hallen steht? „Nein, zumindest nicht bis kurz vor der Verlängerung. Jeder hat sich nur auf das Spiel konzentriert und da Vollgas gegeben. Ich habe es zufällig bei einer Auszeit aufgeschnappt - die Zuschauer direkt hinter unserer Bank haben natürlich darüber geredet und sich informiert. Ich denke aber, dass der Großteil der Mannschaft es nicht wusste und sich auch nicht dafür interessiert hat.“ Die Optionen standen schon vorher fest. Zirbes und Neumann oder Chubb und Burrell ... hast du dich mit den potenziellen Gegnern beschäftigt? (lacht) „Während des Spiels sicher nicht, dafür bleibt überhaupt nicht die Luft. Höchstens vor dem Spiel ein bisschen. Insgesamt denke ich, dass Oldenburg das bessere Matchup für uns ist - auch wenn wir sie schon so oft gespielt haben.“ Warum ist Oldenburg das bessere Matchup? „Natürlich hat Bamberg diese Saison viele Probleme gehabt, ist aber trotzdem Erster der Hauptrunde geworden und immer noch amtierender Meister - das darf nicht unterschätzt werden. Bamberg wird zu den Playoffs nochmal ein anderes Bamberg sein, da bin ich mir sicher. Oldenburg hat ein tolles Jahr hinter sich, mit Sebastian Machowski als „Trainer des Jahres“, dem zweiten Tabellenplatz und der Final Four-Teilnahme in der EuroChallenge. Aber da sind die fünf Spiele, die wir bereits hatten und in denen wir sie sehr gut kennengelernt haben - von den drei Siegen einmal ganz abgesehen. Wir starten zwar als Außenseiter in die Serie, aber diese Position gefällt uns eigentlich ganz gut.“ Gehen wir ins Detail: Womit ist Oldenburg zu knacken? „Zuerst gilt es, ordentliche Defense zu spielen. Sie haben mit Jenkins, Paulding und Joyce gute Schützen, und auch Burrell ist von außen gefährlich - die gilt es zu kontrollieren. Gleichzeitig musst du aber Chubb vom Brett weghalten, das ist unheimlich wichtig. Davon wird der Ausgang der Serie entscheidend abhängen, wie gut wir ihnen die Optionen im Angriff wegnehmen. Wenn im Gegenzug unsere Offense ins Rollen kommt, haben wir ganz gute Chancen.“ Chubb, Burrell, Wysocki und Chubb ... das sind alles sehr bewegliche Innenspieler. Wie viel mehr Arbeit kommt da im Vergleich zu Mannschaften, die eher mit klassischen Innenspieler agieren, auf unsere lange Garde zu? „Da ist deutlich mehr Aufmerksamkeit gefragt. Besonders in Pick-and-Roll-Situationen, da die großen Leute nach dem Block nicht immer nur stur zum Brett gehen, sondern gerne auch draußen an der Dreierlinie bleiben - besonders Burrell. Da kannst du als Innenspieler nicht nur die Zone dicht machen, sondern musst mit rausgehen und die Distanzwürfe respektieren.“