Viel Luft nach oben
ALBA Berlin Telekom Baskets Bonn 78:69 (25:19, 14:11, 14:17, 25:22) - Koch: Heimspielatmosphäre kommt von den Fans. Burrell feiert Comeback mit 16 Punkten, 7 Rebounds Spiel zwei kommenden Mittwoch im Baskets-Dome
Titel. Am Ende der Saison zählen nur Titel. Davon hat ALBA Berlin bereits diverse gesammelt. Wie ein Mahnmal der Vergangenheit hängen die acht Banner unter der Decke der Max-Schmeling-Halle. Die meisten Spieler der Spreestädter haben im Verlauf ihrer Karriere bereits eine oder mehrere Meisterschaften feiern dürfen. Bei den Telekom Baskets Bonn wissen die meisten nur aus Berichten von Coach Michael Koch, Bernd Kruel, Johannes Strasser oder Ronnie Burrell davon, wie sich eine kalte Sektdusche im Juni anfühlt. Diese Unerfahrenheit sollte allerdings nicht den Unterschied zwischen den Basketballern aus der alten und der neuen Hauptstadt sein. Es war die Chancenverwertung im Angriff und beizeiten auch das nötige Glück, welches an diesen hitzigen Sonntagnachmittag ALBA Berlin zum Gewinner der ersten Partie machte. Positiv aus Bonner Sicht: Die Mannschaft, die ohne ihren wichtigen Center John Bowler antreten musste (Innenbandverletzung am Knie) hat noch nicht annähernd ihr Potential abgerufen und viel Luft nach oben was sich bereits in Spiel zwei (Mittwoch, 20:15 Uhr, Telekom Dome) ändern kann. Ein anderer Starter war dagegen wieder an Bord. Ronnie Burrell, gegen Frankfurt im Halbfinale wegen einer schmerzhaften Schulterverletzung in Spiel vier und fünf nicht dabei,war es vorbehalten, den ersten Korb der Partie zu erzielen. Der Bonner Forward versenkte einen Wurf aus der Miteldistanz in altgewohntem Fluß und brachte die Baskets damit in Führung. Jedoch sollte Berlin unmittelbar kontern und sich alsbald einen kleinen Vorsprung erarbeiten (9:6, 4. Minute). Hatte Immanuel McElroy aus der Distanz gepunktet, so drückte auch Eddie Basden von jenseits der 6,25m-Linie erfolgreich ab (12:11, 5. Minute). Die Albatrosse waren in den Anfangsminuten darauf angewiesen, durch Treffer außerhalb der Zone zu glänzen. Denn innerhalb des blau markierten Bereichs in Korbnähe machten es Burrell und Bernd Kruel ihren Gegenüber mächtig schwer. Sowohl Patrick Femerling, als auch Dragan Dojcin hatten ihre liebe Mühe, überhaupt Ballkontakte zu bekommen und galten höchstens als kurzfristige Passtation. Erst als ALBA-Coach Luka Pavicevic seine Mannen anwies, vermehrt Pick-and-Roll an der Dreierlinie zu spielen kam der Ball erfolgreich ans Brett. Urplötzlich taten sich in der Bonner Zone riesige Löcher auf, die zum Misfallen von Cheftrainer Michael Koch nun die abrollenden Berliner Center füllten (17:11, 7. Minute). An der Differenz sollte sich bis zur Viertelpause nicht viel ändern, zumal die Baskets kurz vor der offiziellen Spielunterbrechung defensiv wieder aufmerksamer agierten (25:19). Nach schnellen Körben durch Winsome Frazier und Eddie Basden machten die Baskets gleich zu Beginn des zweiten Abschnitts Boden gut (25:23, 12. Minute). Mit der gut aufgestellten, magentafarbenen Zonenpresse kamen die Hauptstädter überhaupt nicht zurecht, sodass Bonn in der Folge auf Schlagdistanz herankam (27:26, 15. Minute). Jedoch sollte ein Mix aus Unaufmerksamkeit in der Verteidigung und Starrheit im Angriff dafür sorgen, dass Berlin einen 10:0-Lauf hinlegen konnte. (37:26, 19. Minute). Besonders der Ex-Bonner Aleksandar Nadjfeji setzte sich ein ums ander Mal erfolgreich gegen Burrell und Co. durch Bis zur Halbzeit war er mit zwölf Zählern bester Punktesammler auf dem Feld. Es war Miah Daddy Davis vorbehalten, nach dreieinhalb Minuten offensiver Flaute an der Freiwurflinie endlich für die nächsten Punkte der Baskets zu sorgen, womit der Rückstand in den einstelligen Bereich gedrückt wurde und bis zur Pause bestehen blieb (39:30). Hatten Culcha Candela in der Pause den Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle diverse Hits ins Ohr gedudelt, so schien sich die entstandene Partystimmung bis weit in die zweite Hälfte zu halten. Die Schuld hierfür trug nicht zuletzt ALBA-Guard Bobby Brown, der mit zwei äußerst sehenswerten Flugeinlagen oberhalb des Ringniveaus die optischen Highlights der Partie bot. Dies jedoch erst, nachdem er beim Zug zum Korb von Bernd Kruel abgebaut wurde, was von den Unparteiischen als Unsportliches Foul geahndet wurde (46:38, 26. Minute). Die fälligen Boni sowie der anschließende Angriff brachte keine Punkte ein, sodass Bonn am Drücker hätte sein können. Hätte! Das augenblickliche Momentum kippte nicht auf sie Seite der Rheinländer, sondern landete nach den beiden Brown-Dunks bei Berlin (51:42, 30. Minute). Mit fünf schnellen Zählern vor der Viertelpause fanden die Baskets allerdings zurück in die Partie (53:47). Die Gastgeber erwischten den besseren Start in den Schlussabschnitt und hievten ihre Führung sofort über die magische Zehn-Punkte-Marke. Mit einer noch besser als in der ersten Hälfte funktionierenden Zone beraubte Bonn die Gastgeber zwar ihres Angriffs-Rhythmus, zeigte im eigenen Abschluss jedoch viel zu viel Defizite, als dass ein Zwischensput für eine offene Partie hätte sorgen können. Zu allem Übel hatte Berlin gegen Ende des Spiels auch noch das vielzitierte Quäntchen Glück. Brown, der unter dem Korb durchtauchte, wurde gefoult und brachte das Leder mit dem Rücken zum Korb per Blindwurf auf artistische Weise doch noch im Korb unter. Trotz unablässigem Ansturm war der Rückstand nicht mehr zwingend aufzuholen. Dafür hatten sich die Albatrosse durch Browns emotionale Mithilfe zu sehr in einen Rausch gespielt, der sich auch auf die Intensität in der Verteidigung übertrug. Die Telekom Baskets Bonn verlieren das erste Spiel der BBL-Finals mit 69:78 bei ALBA Berlin und gehen in der Best-of-Five-Serie mit 0:1 in Rückstand. Baskets-Coach Mike Koch: "Glückwunsch an Coach Luka Pavicevic und seine Mannschaft. Der Unterschied zu den Serien gegen Quakenbrück und Frankfurt war heute, dass die erfahrenen Berliner jeden Fehler sofort bestraft haben. Wir hatten viele leichtfertige Ballverluste, die innerhalb von wenigen Sekunden in Berliner Punkte umgemünzt wurden. Das war heute das größte Problem. Ansonsten bin ich mit unserer Verteidigung zufrieden, wir standen gegen das Pick&Roll meistens sehr gut. Offensiv haben wir es zu viel von außen versucht unter dem Korb hat uns John Bowler natürlich auch sehr gefehlt." ALBA-Coach Luka Pavicevic: "Danke an Michael Koch. Ich glaub wir haben heute ein exzellentes Playoff-Spiel gesehen, was gezeigt hat, warum diese beiden Teams in den Playoffs und im Finale stehen. Es war ein Kampf um jeden Ballbesitz. Die wichtigen Momente haben wir offensiv, aber vor allem defensiv kontrolliert, was aber nur gerade eben genug war, um einen leichten Vorsprung zu halten. Ich möchte noch mal betonen, dass Bonn einen sehr guten Basketball spielt, was sie schon die ganze Saison über gezeigt haben. Wir werden in dieser Serie die ganze Zeit so fokussiert und konzentriert bleiben müssen wie heute, um am Ende ganz oben stehen zu können."