Von Halle über Telekom bis Eric Taylors "Gathering Grounds"
Baskets müssen Ralphy Holmes abhaken: Ein Interview mit Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich zum Stand der Dinge
Was machen Sie gerade?WIEDLICH: Spielerverträge unterschreiben, Sponsoren betreuen, das U-19-Projekt mit vorantreiben, Mitarbeiterfragen beantworten. Und dann gibt es natürlich noch unser Giga-Thema: die neue Halle.Ein gutes Stichwort!WIEDLICH: Ja, Ja, und dann kommt immer gleich die Spatenstich-Frage. Aber ich sagen Ihnen: Wenn in den Medien geschrieben wird, die Halle kommt", fällt sie trotzdem nicht gleich vom Himmel. Wir müssen weiter hart arbeiten für das große Ziel, weil wir es so kostengünstig wie möglich erreichen müssen. Wann rollen denn nun endlich die Bagger? WIEDLICH: Das entscheiden nicht wir, sondern das Tempo gibt maßgeblich Vorhabenträger Lidl vor. Wir wollten eigentlich längst angefangen haben, aber es bringt nichts, hier die komplizierten Zusammenhänge auf dem Grundstück zu erläutern. Nur so viel: Mit Edeka, Vorhabenträger Lidl, einem Investor und uns gibt es vier verschiedene Nutzer und jetzt fünf verschiedene Grundstücksbesitzer, denn eine öffentliche Straße muss auch noch gebaut werden, die zunächst in Baustraßenqualität errichtet wird. Dazu ist die öffentliche Ausschreibung gerade beendet. Die extreme Schräglage des Grundstücks bedeutet zudem, dass die Erdarbeiten auf den verschiedenen Parzellen genauestens koordiniert werden müssen. Nicht zuletzt deshalb müssen die Bauanträge möglichst zeitgleich eingereicht werden. Da bestimmt das langsamste Glied in der Kette nun Mal das Tempo für alle. Zurück zu Ihrer Frage: Ich gehe davon aus, dass im September die Bagger rollen. Das Verpflichten von Spielern ist ja erstmal beendet. Mit der letzten Unterschrift von Ralphy Holmes ist der Kader komplett. Sie sind somit von einer Baustelle weniger belastet . . . WIEDLICH: Leider nein. Holmes ist am Donnerstag in Los Angeles nicht ins Flugzeug gestiegen, Team-Betreuer Thomas Jondral wartete am Frankfurter Flughafen vergeblich. Ralphy Holmes ist für uns und seinen Agenten nicht erreichbar. Wir müssen das Kapital Holmes offenbar abhaken. Das tut mir für Headcoach Michael Koch leid, aber besser vor Saisonbeginn auf diese Weise als dass Holmes möglicherweise während der Saison unter geballtem Heimweh leidet. Wird der flüchtige Amerikaner durch einen neuen Amerikaner ersetzt? Ganz schön viele Amerikaner diesmal bei den Baskets . . . WIEDLICH: Warum nicht? Früher hatten wir viele Spielernamen, die auf vic" endeten, jetzt ist es anders. Jeder Headcoach hat das Recht, seine Akzente zu setzen. Und wenn man genau hinschaut, dann sind neben den Amerikanern im Trainingslager auch ein Mann aus Liberia, ein Litauer, ein Slowene und zwei Deutsche. Es ist lange her, dass ein Alba-Spieler nach Bonn wechselte . . . WIEDLICH: In der Tat, was aber weniger mit dem Ende der Pesic-Soce-Ära zu tun hat als mit Zufälligkeiten. Ich denke, Michael Koch hat letzte Saison glaubhaft bewiesen, dass er Nachwuchsspielern, die kämpferischen Einsatz und gute Leistungen auf dem Court zeigen, auch mehr Einsatzzeit gewährt - siehe Artur Kolodziejski. So etwas wird in der Szene, insbesondere von jungen Spielern, beobachtet und registriert und natürlich auch von Martynas Mazeika. Stimmt es, dass Mazeika einen Ausleihvertrag hat? WIEDLICH: Ausleihvertrag ist sicher nicht der treffende Begriff. Mazeikas Vertrag in Berlin, der noch bis Ende 07/08 läuft, ruht einfach, so haben sich Berlin und Bonn verständigt. Wir haben einen eigenständigen Einjahresvertrag mit Mazeika und keinen Ausleihvertrag mit Alba Berlin. Aber im Kern tut das nichts zur Sache. Die ganze Situation ist entstanden, nachdem Berlin mit Johannes Herber einen Deutschen auf der Position Mazeikas verpflichtet hatte, was dort absehbar ein Einsatzzeitproblem verursacht hätte. Ich denke, so ist es für alle drei Beteiligten eine gute Lösung. Wenn ein neuverpflichteter Spieler mit dem Flugzeug landet, steht schnell die sportmedizinische Untersuchung an. Richtig? WIEDLICH: Richtig. Aber auch die alten werden gleich mitgecheckt. Dürfen Sie dazu schon etwas sagen? WIEDLICH: Als die Spieler auf das Fahrrad bei unserem Leistungsdiagnostiker Dr. Peter-Martin Klassen stiegen, war schnell klar, dass der durchschnittlich getretene Watt-Wert wesentlich höher lag als zuletzt vor der Saison 05/06. Spitzenreiter war Martynas, aber auch der Rest der Truppe hat beachtliche Werte. Wer bestimmt eigentlich, welcher Spieler verpflichtet wird? WIEDLICH: Sportlich natürlich der Headcoach, wirtschaftlich haben wir früh den ungefähren Rahmen gesetzt. Ich halte viel davon, dass der Cheftrainer das wirtschaftliche Gefüge kennt und selbst bestimmt, wieviele Prozente vom Spieleretat er in die Starting Five investiert. Natürlich hat Michael Koch eine Vielzahl von Kontakten, aber er berät sich auch intern. Ein Ansprechpartner ist zum Beispiel Andreas Boettcher. Er ist ein exzellenter Basketballkenner. Außerdem füllt er einen Teil der Lücke, die nach dem Weggang von Jochen Luksch entstanden ist, aus, etwa die Agenten-Verhandlungen. Noch ein Aspekt: Die Charakterrecherche darf bei allem Scouting und Geldfaktoren nicht unterschätzt werden. Sie ist mühselig, zeitintensiv, manchmal widersprüchlich, aber in jedem Fall ganz wichtig. Die Teamchemie ist, wenn man eine gewisse sportliche Qualität voraussetzt, das A und O, wenn man sich vielleicht später fragt, warum wurde nicht um jeden Ball gekämpft. Auch die Zahl der Häuptlinge und Indianer auf dem Feld will austariert sein. War die Charakterrecherche bei Ralphy Holmes also ein Schlag ins Wasser? WIEDLICH: Das wäre verfrüht, so zu urteilen. Wir kennen heute die Gründe nicht, warum Holmes den Flieger nicht bestieg. Aus der Ferne wissen wir nur, dass er nach dem Tod seines zweiten Kindes vor wenigen Wochen psychisch angeschlagen war. Apropos Luksch. Was macht die Suche nach einem Nachfolger? WIEDLICH: Die Gesellschafter der BonBas GmbH haben entschieden, aus wirtschaftlichen Gründen die Position erst einmal unbesetzt zu lassen und die Arbeiten gemeinsam zu schultern. Das bedeutet für alle mehr Gepäck. Man muss Prioritäten setzen, und wir konnten nicht den Teametat kaputt sparen. Wir wollen nicht Event- oder Orga-Meister werden, sondern müssen vor allem sportlich konkurrenzfähig bleiben. Auch muss der Vorstand an die sportliche Zukunft denken, weshalb er einstimmig für das NBBL-Projekt gemeinsam mit Rhöndorf votierte, auch wenn da ein neuer Ausgabenposten entsteht. Trotzdem fällt auf, dass es immer weniger deutsche Spieler gibt. Warum kann die Deutschenquote" an fast allen BBL-Standorten nicht aus dem eigenen Nachwuchs erfüllt werden? WIEDLICH: Naja, Artur stammt aus Rheinbach, spielte dann mehrere Jugendjahre bei uns, er ist quasi ein Eigengewächs. Aber er ist auch ein gutes Beispiel: Als er Senior wurde, spielten wir bald europäisch, was die Leistungsdistanz zwischen dem Anforderungsprofil der 1. Mannschaft und unseren besten Talenten nochmal vergrößerte. Für Artur und andere Frisch-Senioren" war das eine verheerende Entwicklung; aber, wären sie damals geblieben, hätten sie nur auf der Bank geschmort. So gingen sie dahin, wo sie Aussicht auf mehr Spielzeit auf einem ihnen angemessenen Niveau hatten. Auch in Berlin oder anderswo ist diese Leistungsdistanz die Crux. Grundsätzlich ist Ihre Frage natürlich berechtigt, und die Komplett-Antwort wäre viel zu lang. Das ist ja nicht nur ein Basketball-spezifisches Problem, sondern plagt alle Sportarten. Dieses Problem hat viel mit Gesellschaft und Zeitgeist zu tun, zuweilen handelt es sich auch um eine Frage der Lebensökonomie. Konkret: Für was sollen Eltern eines deutschen Basketball-Hochbegabten mit Abitur plädieren? Besser ein Studium oder die Studienjahre für die Aussicht auf eine Profikarriere opfern? Und dabei unterstreiche ich das Wort Aussicht. Jedenfalls versuchen wir bei den Telekom Baskets jedem, der es aufgrund von Talent und Charakter verdient, seine Chance zu geben. Das fängt mit einem Trainingslager für die 1. Herren an. Fabian Thülig, Kevin Lubanzadio, Sascha Walbröhl und Matthias von Heydebrand sind diesmal mit dabei - und Michael Koch steht voll dahinter. Mit Marko Markovic ist noch ein junger Slowene mitgefahren, den wir dort testen. Zurück zum Etat: Sinkt er nach der Playoff-Teilnahme nochmals? Die Fans im Internetforum verstehen das nicht . . . WIEDLICH: Nun, der Etat sinkt wegen der fehlenden Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb. Wenn man das Mäzenatentum an einzelnen BBL-Standorten einmal außen vor lässt, kann ich mir nicht vorstellen, dass der Etat irgendwo wächst. Der TV-Vertrag mit Premiere bringt für die Clubs keinen Cent, zudem finanzieren mittlerweile alle Clubs monatlich die BBL-Infrastruktur, leider muss man auch die eine oder andere Insolvenz eines Sponsors verkraften. Auch die aktuellen Geschehnisse um BetandWin betreffen uns und muss man im Hinterkopf haben, wenn man einen Etat aufstellt. Das alles kann man nur mit einem strengeren Preis-Leistungsbewusstsein und einer gewissen Risikofreude bei Spielerverpflichtungen ausgleichen, und Mike Koch hat diese Herausforderung großartig angenommen. Wünschen Sie sich manchmal einen Mäzen? WIEDLICH: Statt der Deutschen Telekom? Auf keinen Fall. Mäzene können morgen keine Lust mehr haben. Vor Jahren stand einmal einer vor mir und wollte mit seiner Firma Hauptsponsor werden. Nach drei Heimspielen wusste er schon Bescheid und sagte: Wenn ich das hier übernehme, dann muss der und der raus und für die Centerposition verpflichte ich einen Chinesen." Da wusste ich: Mit dem auf keinen Fall. Außerdem verliert ein Club, der sich in die Mäzenatenwiege begibt, auf Dauer die Fähigkeit, Sponsoren zu akquirieren und sich auf dem Markt zu behaupten. Die Fans vermuten, dass auch die Hallenplanung Kosten zu Lasten des Teametats verursacht? WIEDLICH: Ganz konkret: Vor Tagen haben wir einem Vermesser den Auftrag zur Erstellung eines amtlichen Lageplans erteilt, unverzichtbar für den Bauantrag. Das schultern wir aus dem laufenden Etat, aus dem auch ein weiterer Geschäftsführer hätte bezahlt werden müssen. Ich denke, die finanziellen Belastungen aus dem Hallenprojekt für den laufenden Etat sind vernachlässigbar. Eher zehrt die erforderliche Manpower dafür an unseren Kräften, aber unser Architekt Jan van Dorp spornt uns immer wieder aufs Neue an, nicht nachzulassen und - zum Beispiel gerade jetzt - jedes Detail bei der Planung auf spätere Praktikabilität zu prüfen und gegebenenfalls noch zu ändern. Was meinen Sie konkret? WIEDLICH: Naja, alles muss bedacht werden: Wo sammelt sich der Müll? Jeder Abfallbehälter in der Halle benötigt ein Go" für den Baunternehmer, jede Dusche, geht die Türe links oder rechts auf, nach innen oder nach außen? Thema Lagerräume unter den Tribünen: eine Sisyphusarbeit! Ein anderes Beispiel: Einige Fans haben sich bei mir beschwert - warum darf in der Hardtberghalle nichts gegessen werden? Vor einiger Zeit waren Chicken wings" der Renner im Foyer. Leider hat die Breite der unverdaulichen Knochen maximale Kompatibilität, wie unser Hallenchef Hans-Günter Roesberg herausgefunden hat, mit den Lücken zwischen Sitzschalen und Tribüne . . . den Rest kann man sich denken, wenn am nächsten Schulsport stattfindet. Auch solche Erfahrungen fließen in das Hallenprojekt ein. Sie haben das Hallenprojekt als Bürger-/Fanprojekt" bezeichnet. Wann werden aus Fans Hallenarbeiter? WIEDLICH: Wir werden in den nächsten Wochen die Spendenoffensive noch einmal beleben. Michael Mager hat da einige gute Ideen, die wir bald umsetzen werden. Das ist die effektivste Art, den Kreditbedarf zu senken. Aber auch für Bizeps-orientierte Spenden" werden wir Angebote machen. Eins nach dem anderen. Wir sind jetzt bei B wie Bauantrag und nicht bei P wie Parkplatz-Bau. Hat die letzte Saison mit Playoff-Teilnahme sich auf die Dauerkarten-Nachfrage ausgewirkt? WIEDLICH: Es gibt, wie immer, einige, die haben noch nicht verlängert, gleichzeitig gibt es mehr als hundert Neuinteressenten. Fest steht: Wir können aus Baskets-Heimspielen keine geschlossene Gesellschaften" machen, deshalb wird die Anzahl der Dauerkarten limitiert bleiben bis die neue Halle steht. Aber es gibt ein anderes Problem: Viele denken vor einem Match, zur Hardtberghalle brauche ich spontan sowieso nicht zu gehen, da bekomme ich eh kein Ticket mehr. Eine falsche Annahme. Bei mehr als 96% Hallenauslastung kann man das zwar annehmen, aber die falsche Annahme führt dazu, dass wir selten ausverkauft sind. Die reservierten, nicht abgeholten Tickets oder die nicht von den Gästefans beanspruchten Tickets . . . an der Abendkasse geht immer noch etwas. Wissen Sie Neues über Eric Taylor? Ist er nach seinem Diskounfall weiter auf einem Auge blind? WIEDLICH: Es hat mich sehr gefreut, dass die Augenchirurgen in Detroit erfolgreich waren. Eric hat sein rechtes Auge wieder intakt, wenn auch mit leichten Beschränkungen im peripheren Sehen. Er hat im Juni sein Café Gathering Grounds" eröffnet und mir gemailt, dass ich allen Baskets-Fans schöne Grüße ausrichten soll, was ich hiermit mache. Auch bei Branko Klepac gibt es Bewegung: Er wird im Herbst ein duales Studium bei der Deutschen Telekom beginnen und zeitweise nicht in Bonn sein. Unser Hauptsponsor hat zahlreiche positive Eigenschaften, die nicht im Sponsorvertrag stehen. Er ist fair und hilft uns, wenn wir oder einzelne Baskets in Not sind. Der Hauptsponsorvertrag läuft Ende der nächsten Saison aus. Wird es einen neuen geben? WIEDLICH: Die Deutsche Telekom wird für die nächsten zehn Jahre Namensgeber der neuen Halle. Damit setzt unser Hauptsponsor ein Zeichen. Ich habe keine Veranlassung, am Fortbestand der Partnerschaft, die 1993 in der zweiten Liga begann, zu zweifeln. Sie sind jetzt seit 1979 für den Basketball in Bonn unterwegs. Was würden Sie als Ihre zentrale Erfahrung bezeichnen? WIEDLICH: Darüber sollte ich eigentlich Mal ein Buch schreiben . . . Aber im Ernst: Die Anforderungen an einen Kreisliga-Club sind natürlich andere als an einen in der Bundesliga, der zudem jahrelang europäisch spielte. Ich habe viele verschiedene Zeiten miterlebt, und bei uns ist es wie im richtigen Leben. In guten Zeiten gönnt sich die Company mehr Mitarbeiter, wächst die Infrastruktur und der Fan-Service. Vor einigen Jahren war Basketball in einem TV-Vollprogrammsender vertreten, wir spielten jahrelang im Uleb-Cup, in der Wirtschaft war Sportsponsoring kein Sparposten . . . da hatten wir fast einen doppelt so hohen Etat wie heute, und im Umgang mit den Spielergehältern beobachtete ich eine gewisse Laxheit oder Bequemlichkeit. Das hört sich alles negativer an als es ist, denn darin liegt heute auch eine Chance. Zentrale Erfahrung? Ich würde sagen, es bildet sich ein Lebensmotto: Aus den vorhandenen Mitteln immer das Beste machen und weniger gute Zeiten als Chance begreifen, sich neu zu besinnen. Das ist immer auch mit einem Stück Selbstreinigung verbunden. Wir stecken den Kopf nicht in den Sand, sondern verspüren eine neue Aufbruchstimmung. Wo müssen die Baskets denn nun überall sparen? WIEDLICH: Viele Kleinigkeiten ergeben große Beträge. Wir sparen intern, wo es geht, ohne die sportliche Qualität zu beeinträchtigen. Aber zu den harten Einschnitten gehört auch der Service Eintrittskarte = Fahrschein". Den können wir uns nicht mehr leisten. Das kostete uns knapp 20.000 Euro pro Saison. Hätten Sie nicht die Dauerkartenpreise erhöhen und den Service so gegenfinanzieren können? In Bonn kostete die preiswerteste Dauerkarte 75 Euro, in Bamberg 140 Euro. Haben die Baskets hier nicht einen kleinen Nachholbedarf? WIEDLICH: Dann hätte es Diskussionen an anderer Stelle gegeben, und Bamberg ist kein guter Vergleichspartner. Die haben eine neue Halle und waren sportlich zuletzt auf dem aufsteigenden Ast. Wir hatten unsere Gründe, es erstmal so zu belassen. Warum hat es so lange gedauert, bis Michael Koch den Weg zu den Baskets fand? Er wohnte doch schon seit Jahren in Königswinter und suchte einen Trainerjob . . . Sind Sie mit ihm zufrieden? WIEDLICH: Viele Fragen auf einmal. Ich hatte seit Jahren Kontakt mit ihm, war auch genau an der Ehe Koch-Baskets interessiert, aber warum es nicht klappte, lag nicht an ihm, sondern an uns, und der Rest ist Betriebsgeheimnis. Zufrieden? Natürlich, mehr als das. Ich gebe gerne auch zu, dass es eine Wohltat ist, sich in der Heimatsprache mit dem Headcoach über komplizierte Sachfragen zu unterhalten. Auf Serbokroatisch und Bruchstück-Englisch ist das so eine Sache, das lädt zu Missverständnissen förmlich ein. Mike passt zu uns, und er hat bereits letztes Jahr die Feuertaufe bestanden. Da passierte vom Trainerwechsel mitten in der Saison bis zu den Playoff-Vorkommnissen eigentlich fast alles, was wir noch nie in unserer zehnjährigen Erstliga-Geschichte erlebt hatten. Man nennt das hierzulande den Sprung ins kalte Wasser", ich würde sagen, das Wasser war eiskalt, gespickt mit kantigen Eisschollen. Das alles hat er gut gemanagt, überlebt könnte man auch sagen. Ich freue mich nun wirklich auf die nächste Saison. Lesen Sie auch in den diversen Internet-Fanforen? Interessiert Sie, was die Fans denken, fühlen und spekulieren? WIEDLICH: Wenn es die Zeit erlaubt, lese ich darin. Natürlich interessiert mich der Puls der Fans, aber wir müssen auch klar sehen: Wir haben eine sehr gemischte Fangemeinde und der größte Teil diskutiert nicht im Internet. Deshalb sind die Fanforen nicht repräsentativ. Und was dort geschrieben wird, ist teils von hoher Kompetenz in sportlichen Dingen geprägt, teils von Nichtwissen über steuerrechtliche und wirtschaftliche Zusammenhänge. Ein Teametat von 500.000 Euro netto kostet in Deutschland samt Wohnung und Auto einen Club fast 1,3 Millionen Euro, in Griechenland knapp 700.000 Euro, jedenfalls sind wir in der Europäischen Union sehr unterschiedlich belastet. Mit dem aktuellen Baskets-Etat wären wir in manchem EU-Land ein heißer Titelfavorit. Es ärgert mich sehr, dass die EU von Apfelgrößen bis zur Vereinheitlichung von Steckdosen an alles denkt, sich aber nicht an das heiße Eisen Steuervereinheitlichung wagt. Deshalb sind wir in Deutschland massiv benachteiligt in der sportlich-wirtschaftlichen Europa-Konkurrenz. Nur ein Beispiel: Warum muss in Deutschlamd ein Profisportler, der sich hier ein bis vier Jahre aufhält, in die Rentenkasse einzahlen? Letzte Frage: Was erwarten Sie sportlich von der Saison? WIEDLICH: Ein kämpferisches Team, das nie aufgibt. Die Playoffs sind natürlich wieder das Ziel, aber man muss dazu auch halbwegs heil durch die Saison kommen - ohne Bänderrisse und sonstige Verletzungen, auch Grippewellen wirken leistungs- und erfolgshemmend. Mit Wolfgang Wiedlich sprach Michael Mager Anmerkung: Eric Taylors Coffee-Shop wurde vor wenigen Tagen durch ein Feuer in einem benachbartem Geschäft stark in Mitleidenschaft gezogen. Link...