Wahnsinns-Finish der Telekom Baskets
Bonn besiegt im letzten Eurocup-Gruppenspiel Besiktas Istanbul 87:86 - Johannes Strassers "Notdreier" in der vorletzten Sekunde krönt großartige Aufholjagd im 4. Viertel
Video II Ein kurioses Basketballspiel fand am Dienstagabend im Telekom Dome doch noch ein glückliches Ende für die Telekom Baskets Bonn. Im letzten Gruppenspiel des Eurocup bezwang das Team von Headcoach Michael Koch Besiktas Istanbul mit 87:86 (21:24, 15:27, 23:22, 28:13). Auswirkungen auf die Tabelle der Gruppe D hatte der Bonner Erfolg jedoch nicht mehr. DKV Jovent Badalona und Unics Kazan hatten sich schon vor dem letzten Spieltag für die nächste Gruppenphase qualifiziert. 3.570 Zuschauer, darunter rund 50 lautstarke Anhänger des Gästeteams, sahen über 30 Minuten ein einseitiges Basketballspiel, in dem Besiktas Istanbul eindeutig dominierte. Der Dritte der türkischen Liga war ohne seine beiden Starter Cevher Ozer und Mire Chatman ins winterliche Bonn gereist. Ein Aderlass, der die Baskets eher hemmte als motivierte, denn der deutsche Vizemeister zeigte sich über weite Strecken unkonzentriert und wenig auf der Höhe. Nur das erste Viertel, das mit 21:24 verloren ging, konnte einigermaßen ausgeglichen gestaltet werden. Spätestens ab dem zweiten Viertel lief das Spiel in eine aus Bonner Sicht immer unerfreulichere Richtung. Nach dem 21:22 in der neunten Minute stand es nur zwei Minuten später schon 21:30. Istanbul wurde es besonders von der Dreierlinie viel zu leicht gemacht. Die Rolle der Bonner Defense beschränkte sich allzu oft auf ein Statistendasein. Hinzu kam, dass im Basktets-Angriff fast nichts mehr zusammen lief. So war der Halbzeitstand von 36:51 kein großes Wunder. Nach zwei weiteren Dreiern der Gäste betrug der Abstand sogar schon 18 Punkte (41:59, 22.). Den Baskets schien einfach nichts zu gelingen. Bis zum Beginn des letzten Viertels, als es die Baskets doch noch schafften, den Schalter umzulegen, um eine furiose Aufholjagd zu starten. Endlich verteidigte das Team so, wie es sich Coach Michael Koch schon das ganze Spiel gewünscht hatte. Istanbul wurde schon in der eigenen Hälfte unter Druck gesetzt, die Distanzschützen endlich wirkungsvoll verteidigt. Der Lohn folgte durch den starken Patrick Flomo (insgesamt 15 Punkte), der sein Team in der 32. Minute mit zwei Korblegern wieder auf elf Punkte heranbrachte (63:74) und so sein Team und die gesamte Halle wieder zum Leben erweckte. Die war wenig später endgültig zu voller Lautstärke erwacht, als Chris Ensminger seine Mannschaft in Minute 34 mit 65:74 endlich wieder unter einen Zehn-Punkte-Rückstand schoss. Die Telekom Baskets spielten jetzt wie verwandelt, während Istanbul doch sichtlich geschockt wirkte. Bei deren Spieler Lonny Baxter kam zum Schock auch noch der Frust, denn anders ließen sich die folgenden Taten des US-Amerkaners im Besiktas-Team wohl nicht erklären. Zuerst warf er seinen Kaugummi nach einem Schiedsrichter, was noch ohne Konsequenzen blieb. Wenig später nahm er jedoch denn Ball und schoss ihn in bester Fußball-Torwartmanier im hohen Bogen bis unters Hallendach. Ein disqualifizierendes Foul war die logische Folge. Baxter musste vorzeitig zum Duschen, hatte mit seinen Aktionen allerdings die Stimmung im Telekom Dome mächtig aufgeheizt. Aus dem Block der Besiktas-Fans flog eine Flasche auf das Spielfeld, auf der anderen Seite standen die Basketsfans wie ein Mann hinter ihrem Team, dass sich in einer furiosen Aufholjagd anschickte, den Gästen den schon sicher geglaubten Sieg doch noch streitig zu machen. Dass dies durchaus passieren kann, hatte Istanbul im Hinspiel selbst vorgemacht, als man die hoch führenden Baskets in den letzten Minuten noch abfing und das Spiel nach Verlängerung mit 102:98 gewann. Diesmal drehte Bonn den Spieß um. Im letzten Spielabschnitt gaben die Baskets den Ton an und erlaubten den Gästen in den ersten acht Minuten des Viertels nur drei Punkte. Ein grandioser 17:2-Lauf der Baskets endet in der 38. Minute in einer 80:76-Führung. Besiktas Istanbul kann durch Drei-Punkte-Würfe von Engin Atsur und Brad Newley jedoch kontern und bringt den Baskets 40 Sekunden vor dem Spielende wieder einen Drei-Punkte-Rückstand (82:85). Bonn will den Dreier zum Ausgleich versuchen, doch JJ Strasser wird vorher gefoult, kann so den Rückstand mit zwei Freiwürfen nur auf einen Punkt verkürzen. Im Gegenzug kann Istanbuls Engin Atsur nur einen Freiwurf verwandeln. Der letzte Angriff gehört den Baskets, die noch zehn Sekunden Zeit haben, das Spiel beim Stand von 84:86 zu drehen. Johannes Strasser führt den Ball, die Defense der Gäste deckt jedoch alle potenziellen Bonner Dreierschützen ab. Die Uhr läuft ab und Strasser bleibt nichts anderes übrig, als 1,1 Sekunden vor dem Ende einen Notwurf zu versuchen. Diesmal ist das Glück auf Seiten der Baskets. Strasser trifft, die Telekom Baskets siegen 87:86.