„Wir nehmen uns mehr Zeit als sonst“

Michael Koch und Henrik Rödl: Zwei bescheidene Titelsammler

Anfang Januar gastierte Trier im Bonner Telekom Dome. Lange vor Spielbeginn standen zwei Männer entspannt ans Geländer gelehnt beisammen, schauten dem bunten Treiben in der Halle zu und auf gemeinsame Erfolge zurück. Michael Koch und Henrik Rödl sind zwei der erfolgreichsten deutschen Basketballer, die nach ihrer aktiven Zeit ihr Wissen als Trainer weitergeben. Nun kommt es zum nächsten Aufeinandertreffen - und sicherlich erneut zu einem ausgedehnten Gespräch.

Nicht weniger als 318 Länderspiele, 17 nationale Meisterschaften, acht Pokalsiege, ein Korac Cup-Erfolg, ein Euroleague-Titel sowie eine NCAA-Meisterschaft verteilen sich auf die beiden ehemaligen Nationalspieler, die zusätzlich gemeinsam im Jahr 1993 mit dem Gewinn der Europameisterschaft zum Höhepunkt der deutschen Basketball-Historie beitrugen. „Das ist etwas, an das wir gerne zurück denken“, berichtet Michael Koch, der aber nicht verheimlichen will, „dass sich unsere Wege schon viel früher gekreuzt haben.“ Damit meint der heutige Headcoach der Telekom Baskets Bonn jedoch nicht die ersten gemeinsamen Auftritte für die Nationalmannschaft im Jahr 1987. „Schon auf Jugendebene haben wir in der Hessenauswahl zusammen gespielt“, so Koch. „Henrik war damals schon so gut, dass er als drei Jahre jüngerer Spieler mit den Älteren mithalten konnte.“ Während der 1966 geborene Koch in der Bundesliga seinen Weg geht, entschließt sich Rödl für den Sprung über den großen Teich und gewinnt mit seiner Alma Mater, den North Carolina Tar Heels, anno 1993 die College-Meisterschaft. „Ich kann mir vorstellen, dass das eine Wahnsinns-Erfahrung gewesen sein muss“, konstatiert Koch, der im gleichen Jahr mit Leverkusen das Double aus Meisterschaft und Pokalgewinn feiert. „Mit 24 Jahren vor 20.000 Zuschauern, die alle in hellblau gekleidet sind, aufzulaufen, ist in dem Alter alles andere als selbstverständlich.“ Dann zieht er einen numerischen Vergleich zu seiner Zeit in Griechenland, wo er 2000 mit Panathinaikos den Euroleague-Titel einstrich. „Na gut, ich war damals schon Anfang dreißig und es waren nicht 20.000 Blaue, sondern Grüne, die auf den Rängen feierten.“ An die große Glocke hängt keiner der beiden seine beträchtliche Titelsammlung. „Ein gemeinsamer Nenner ist sicherlich, dass wir uns durch eine gewisse Bescheidenheit auszeichnen“, konstatiert Koch, der sich immer freut, wenn er seinem ehemaligen Weggefährten über den Weg läuft. „Dadurch, dass wir uns schon so lange kennen, haben wir sicherlich eine besondere Beziehung zueinander.“ So dürfte es nicht verwundern, wenn die Coaches auch am Samstag in Trier im Vorfeld der Partie das Gespräch miteinander suchen. Koch: „Wir nehmen uns mehr Zeit als sonst vielleicht bei anderen Kollegen üblich, wenn wir uns sehen.“ Mit Blick auf das Spiel selbst verhält es sich wie bei einem klassischen Eins-gegen-Eins. Mit taktischen Kniffen versucht ein jeder, sich einen Vorteil zu verschaffen, um am Ende wichtige Zähler im Rennen um die Playoff-Tickets zu erhaschen. „Gegen Trier zu spielen bedeutet, einen Weg zu finden, um ihre Verteidigung zu knacken. Henrik war als Spieler ein richtiger Arbeitsminister - diese Qualität des Teams kommt zu 100 Prozent vom Trainer“, beschreibt Koch. Eine weitere Parallelität, mit der sich auch Coach Rödl auseinandersetzen muss - immerhin bestachen die Schützlinge des ehemaligen Distanzschützen Michael Koch zuletzt gegen Gießen durch eine hohe Trefferquote von außen (47,4 Prozent).