„Wir sind selbstbewusst aufgetreten“

Baskets-Youngster Florian Koch im Interview

Die Offseason fiel für Florian Koch nur kurz aus. Nach einer langen Saison, in der er per Doppellizenz auch für die Dragons Rhöndorf in der ProB auflief, tourte er im Sommer mit der A2-Nationalmannschaft gen Fernost und zur Universiade. Im ausführlichen Gespräch berichtet der 21-Jährige über einen Guard-lastigen DBB-Kader, singende Ghanaer und einen vollen Akku.

Florian, du warst diesen Sommer erstmals mit der A2-Nationalmannschaft unterwegs. Durch deine vorherigen DBB-Maßnahmen im Jugendbereich: Wie viel war neu für dich, auf was konntest du aufbauen? Florian Koch: „Dadurch, dass das Konzept des DBB in der U16, U18 und U20 bis rauf in den Herrenbereich mittlerweile sehr durchlässig ist, kommt relativ wenig Neuland auf einen zu. Mit einigen Spielern hat man auch schon auf dem Feld gestanden, andere wiederum sieht man nur während der Saison, wenn die Teams in der Bundesliga aufeinander treffen. Von daher ist die Nationalmannschaft von Grund auf ein Stück weit eingespielt, man weiß aber auch viel über die Spielertypen, mit denen man vorher noch nicht auf dem Feld gestanden hat. Du fängst also im Sommer, was die Teamchemie der Nationalmannschaft angeht, nicht komplett bei Null an. Wenn du bereits bei der ein oder anderen Maßnahme dabei warst, ist ein Teil des Spielkonzepts bereits bekannt - dadurch kann man als Team relativ schnell Gas geben.“ Wie sehr schaut ihr als Spieler nach rechts und links, um zu sehen, wie sich jeder Einzelne über die Saison hinweg entwickelt hat? „Ja, ein Stück weit ist das sicher so. Die A2-Nationalmannschaft ist eine gute Messlatte, um sich den eigenen Stand der Dinge zu prüfen. Zumal viele Spieler dabei sind, die dem eigenen Jahrgang angehören oder vom Alter her zumindest ziemlich nah beieinander liegen. Da merkst du schon, wer einen großen Sprung gemacht und wie sich das eigene Spiel entwickelt hat. Bin ich näher ran gekommen, habe ich jemanden überholt oder habe ich ein wenig Land verloren - das sind Kriterien, die du mitnimmst.“ Gab es innerhalb des A2-Kaders jemanden, der sich positiv extrem überrascht hat? „Ich muss sagen, dass Jonas über die gesamte Maßnahme hinweg einen guten Job gemacht hat. Natürlich habe ich ihn das ganze Jahr über gesehen, aber er hat bei der A2 nochmals bewiesen, was er drauf hat. Ansonsten fand ich, dass sich Konstantin Klein (FRAPORT SKYLINERS, die Red.) besonders gut verkauft hat. Mir haben seine Ruhe, seine Entscheidungen im Aufbau und seine Wurfauswahl sehr gefallen. Ich fand, dass unsere Guards allgemein gut aufgetreten sind. Wir hatten auf den Positionen Eins und Zwei fast nur Point Guards, was uns als Team enorm geholfen hat. Von wem ich ebenfalls überzeugt bin, und er wird sicherlich nicht von der Bildfläche verschwinden, ist Johannes Voigtmann (ebenfalls Frankfurt, die Red.). Der hat einen riesigen Sprung gemacht, und es würde mich nicht wundern, wenn man in ein paar Jahren noch von ihm hört. Er hat als Big Man ein verdammt gutes Auge, kann den Ball sehr ordentlich passen und kann sogar noch ein wenig dribbeln - das ist ein starkes Gesamtpaket.“ Demnach hast du permanent auf der Drei gespielt? „Ja, weitestgehend war ich auf dem großen Flügel unterwegs. Es gab vereinzelte Situationen, bei denen ich kurz auf der Zwei oder der Vier ran musste, aber das waren eher die Ausnahmen. Da hat es eher Peter Zeis (medi Bayreuth, die Red.) getroffen, der als eigentlicher Small Forward auf die Vier geschoben wurde.“ Ihr habt nach zwei Lehrgängen und diversen Testspielen in Deutschland eine n Trip nach China gemacht. Wie hast du dich auf diesen Trip vorbereitet ... angefangen von der zu packenden Tasche über Ernährungs-Tipps in Fernost?! „Das fängt in der Tat bei so elementaren Dingen an, dass man nicht vergisst die Basics für jeden Trip in den Koffer zu tun. Ansonsten musst du viel auf dich zukommen lassen, gerade wenn es in einen doch sonst eher fremden Kulturkreis geht. Durch die Eurochallenge habe ich ja schon einige Reisen mitgemacht, war unter anderem in Samara, aber China ist nochmal eine ganz andere Hausnummer. Da musst du auf dem Flug mehrmals umsteigen und hast schließlich auch die sechs Stunden Zeitverschiebung, die nicht zu unterschätzen sind. Gerade die körperliche Belastung durch den Flug, den drohenden Jetlag und die vielen Spiele in kurzer Zeit sind knifflig.“ Ist die „Mission: Maximale Erholung“ geglückt? Ja, das ging bei mir ganz gut. Unsere Spiele waren nach chinesischer Zeit meist sehr spät abends, was hier entsprechend mittags oder am frühen Nachmittag gewesen wäre - das war vollkommen in Ordnung.“ Wie sind die Spiele selbst abgelaufen, und wie habt ihr euch auf die Gegner in China vorbereitet? „In die ersten Begegnungen sind wir einfach so reingegangen und haben versucht unser Spiel zu zu spielen, wollten unseren Stil und unsere Gangart aufs Feld bringen, wollten als Mannschaft besser werden. Wir haben in der Anfangsphase auf viel ausprobiert, wobei im Verlauf des Turniers deutlich mehr auf die Stärken und Schwächen des Gegners geguckt wurde. Unabhängig von den Ergebnissen war der ganze China-Trip aber der Vorbereitung auf die Universiade in Kazan unterstellt.“ Was war der wichtigste Aspekt, den ihr aus China mit nach Russland nehmen konntet? „Wir sind in unseren Plays sehr viel sicherer geworden. Gerade zu Beginn des Turniers haben wir sehr viele Schüsse von außen genommen und haben sehr Guard-lastig gespielt - was nicht grundsätzlich negativ ist. Mit der Zeit ist es uns aber gelungen, auch die vorhandenen Stärken am Brett besser und noch mehr zu unserem Vorteil zu nutzen. Dadurch sind wir als Team für unsere Gegner viel weniger ausrechenbar geworden.“ Wie hat sich speziell deine Rolle während dieser Zeit entwickelt? (grinst) „Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich zweimal extra für ein Alley-Oop-Play aus dem Einwurf heraus eingewechselt worden bin...“ ...wobei du als Bonusinformation jetzt auch noch die Erfolgsquote nennen musst. (lacht) „Öh, solide 50 Prozent! Das kann ja nicht immer klappen.“ Und außer dem Einwurfspiel? „Coach hat gesagt, ich soll mich auf meine Stärken konzentrieren, soll offensiv das Brett attackieren und die Big Men beim Rebound unterstützen. Gerade der letzte Punkt war Olaf Stolz ziemlich wichtig, weil ich dem Team am offensiven Brett mit meiner Athletik weiterhelfen konnte. Und wenn sich hier oder da mal ein offener Wurf auftut: Feuer frei.“ Von China aus ging es zur Universiade ins russische Kazan. Jonas und Stefan Schmidt (TBB Trier) waren ja schonmal bei den Studentenspielen dabei. Was haben sie davon im Vorfeld berichtet? „Ich war erstaunt darüber, wie groß das gesamte Event aufgezogen wird. Mit Jonas hatte ich mich vorher schon ein wenig darüber ausgetauscht - ich bin ja neugierig gewesen. Aber allein die Eröffnungsfeier miterleben zu können, war ein unbeschreibliches Erlebnis. An allen Ecken der Stadt finden tolle sportliche Wettkämpfe statt, an ganz vielen Stellen gibt es für die Athleten etwas zu Essen und zu trinken. (lacht) Das sind genau die Informationen, die man braucht. Unheimlich interessant war der Austausch mit den Sportlern der anderen Nationen, dazu hat man schließlich nicht alle Tage die Gelegenheit. Gleiches gilt für andere Sportarten, die wir uns in der knappen Freizeit angeschaut haben. Nach einem der Wettkämpfe saßen wir abends im Sportler-Dorf beim Abendessen, als ein Team aus Ghana singend und tanzend herein kam - sowas nimmt man als Erlebnis und Erfahrung unheimlich gerne mit.“ Wie hast du das Basketball-Turnier der Universiade erlebt? Da ging es, ganz im Gegensatz zu den Spielen in China, wahrscheinlich richtig rund? „Abgesehen von der Stimmung und dem allgegenwärtigen Universiade-Flair war das Turnier schon auf einem hohen Niveau. Australien, gegen das wir vorher auch schon in China gespielt haben, ist letztlich sogar bis ins Finale gekommen. Da sieht man wiederum, dass auch in China das Qualitäts-Level ordentlich war. Auf der anderen Seite haben wir in Kazan aber auch gegen Teams wie den Oman oder die Vereinigten Arabischen Emirate gespielt, die traditionell keine echten Basketball-Hochburgen sind. Für uns war letztlich das erste Spiel des Turniers gegen Estland entscheidend. Hätten wir das nicht verloren, wären unsere Chancen auf die Zwischenrunde sehr viel besser gewesen - was uns im Nachgang gezeigt hat, dass du von der ersten Partien an vollkonzentriert zur Sache gehen musst.“ Was hat das DBB-Team ausgezeichnet? Was haben die Zuschauer gesehen, wenn Deutschland gespielt hat? „Ich würde sagen, dass wir uns durch ein enorm strukturiertes und kontrolliertes Spiel ausgezeichnet haben. Auch das unsere Big Men gegenüber dem Gegner dominieren, ist sicherlich eines unserer Markenzeichen gewesen. Über weite Strecken werden die Zuschauer eine deutsche Mannschaft gesehen haben, die sehr gut miteinander harmoniert und eine starke Teamchemie hat. Wir haben den Ball gut laufen lassen, haben unsere Schützen gesucht und gefunden. Außerdem fand ich, dass wir, unabhängig von den Gegnern, sehr selbstbewusst aufgetreten sind.“ Woher kommt das? „Das kommt zum Großteil daher, dass wir teilweise gestandene Erstligaspieler mit dabei hatten, die wissen was sie können. Ich glaube aber auch, dass wir uns über die gesamte Vorbereitung hinweg viel Selbstvertrauen erarbeitet haben - immerhin haben wir gut miteinander gearbeitet.“ Was nimmst du persönlich aus diesem Sommer mit der A2-Nationalmannschaft mit? „Nicht-sportlich sind da an erster Stelle die mir bis dahin noch nicht bekannten Kulturen zu nennen. China ist aus europäischer Sicht schon eine komplett andere Welt. Das fängt beim Essen an, geht über die Verhaltensregeln auf der Straße bis hin zum Umgang der Bevölkerung miteinander. Kazan war dann ein riesiger Mix unterschiedlichster Nationen, die allesamt ihre eigene Note mit in die Universiade eingebracht haben. Sportlich habe ich gemerkt, dass ich mir über harte Verteidigung Spielanteile erarbeiten konnte. Ich habe meinen Mann vor mir gehalten, mich nicht schlagen lassen und auch zur gesamten Team-Defense einen Beitrag geleistet. Gerade beim letzten Punkt habe ich während der letzten Wochen einen Schritt nach vorn gemacht - mit Helpside-Rotationen etc. habe ich mich beizeiten etwas schwer getan.“ Du hast mit der Doppellizenz in Rhöndorf, der Beko BBL, der Eurochallenge sowie der A2-Nationalmannschaft im ganzen letzten Jahr ganz schön viel Basketball gehabt. Was sieht der Akku aus? Immerhin geht es ab Mitte August schon in die Vorbereitung auf die Saison 2013/2014. „Das war definitiv eine ganze Menge, das stimmt. Zudem habe ich während der Saison ja auch noch meine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Deutschen Telekom fertig gemacht. Dass ich ein volles Programm hatte, macht die Sache für mich persönlich umso spannender. Auch die Maßnahmen mit der A2 waren enorm wichtig, da habe ich viel für mich mitnehmen können. Aber es ist auch so, dass ich den Akku nach der Universiade wieder auffüllen konnte - ich habe mir eine Woche gegönnt, in der ich nur regeneratives Krafttraining gemacht habe. Jetzt bin ich zurück und er Halle, trainiere klug mit den Coaches und nehme mit den anderen Jungs viele Würfe, um dann mit Beginn der Vorbereitung richtig durchstarten zu können.“