Zu spät aufgewacht
Telekom Baskets verlieren ohne erkrankten Jason Gardner 68:77 (12:28, 15:13, 21:11, 30:15) in Tübingen - Furioser Schlussspurt bleibt unbelohnt
Dass die Begegnung des 7. Spieltages der Basketball-Bundesliga zwischen den Walter Tigers aus Tübingen und den Telekom Baskets Bonn in den letzten Minuten noch einmal richtig spannend werden würde, hatte wohl niemand der 3.000 Zuschauer in der TüArena nach 30 Minuten Spielzeit gedacht. Zu eindeutig hatten die Gastgeber bis weit in das dritte Viertel das Spiel dominiert, während die Gäste aus Bonn nie richtig zur Entfaltung kamen. Zwar musste das Team von Headcoach Michael Koch auf Pointguard Jason Gardner wegen eines grippalen Infekts verzichten, doch das Fehlen des besten Bonner Spielers alleine war nicht für die insgesamt schwache Vorstellung der Baskets verantwortlich. Hatte Bonn in den bisherigen BBL-Spielen in der Verteidigung fast immer überzeugen können, konnte das Team diesmal über weite Strecken den Ansprüchen von Trainer Mike Koch und den mitgereisten 80 Fans kaum genügen. Zu oft ließ man die Schützen der Gastgeber unbeaufsichtigt stehen, zu statisch präsentierte sich die gesamte Bonner Defense. So war es kein Wunder, dass Tübingen schon nach zehn Minuten eine deutliche 28:12-Führung heraus gespielt hatte. Die Statistik des ersten Viertels las sich wie ein einziger Bonner Albtraum: mageren 37% Wurfquote standen 73% bei Tübingen gegenüber. Schlechte Zahlen auch beim Reboundduell, das die Walter Tigers mit 11:2 mehr als deutlich für sich entscheiden konnten. Hätten die Hausherren nicht vier Freiwürfe verworfen, hätte der Bonner Rückstand nach nur einem Viertel schon 20 Punkte betragen. Im zweiten Viertel konnten die Baskets den freien Fall zunächst stoppen. In der Verteidigung wurden die Tübinger Schützen nun endlich ernsthaft attackiert und so die Angriffswelle der Tigers erfolgreich gebrochen, denen im zweiten Spielabschnitt nur noch 13 Punkte gelangen. Großen Vorteil konnten die Baskets aus ihrer jetzt besseren Defense jedoch nicht ziehen. Im Angriff lief es weiter alles andere als rund. Ein Verdienst der guten Tübinger Verteidigung aber auch das Resultat von nicht zu Ende gelaufenen Systemen und glücklosen Schüssen. Bei den Baskets überzeugten bis dahin lediglich Martynas Mazeika, Jeff Schiffner und Gyasi Cline-Heard. Auch nach dem Seitenwechsel beim Stand von 27:41 änderte sich zunächst nichts an den eindeutigen Verhältnissen in Tübingen. Bonn weiter ohne Fortune in der Offense und jetzt wieder mit Fehlern im Transition-Game und in der Verteidigung. Tigers-Spieler Jonny Gray markierte in der 26. Minute per Fastbreak den negativen Höhepunkt des Spiels für das Bonner Team. Der Rückstand betrug jetzt 26 Punkte (31:57). Tübingen sah längst wie der sichere Sieger aus, doch ausgerechnet jetzt ging der lang ersehnte Ruck durch das Bonner Team. Endlich wurde aggressiv verteidigt und so die Hausherren zu Fehlern gezwungen. In nur zwölf Minuten legten die Baskets einen furiosen 33:11-Lauf auf das Parkett. 60 Sekunden vor dem Ende betrug der Rückstand nur noch vier Punkte (64:68). Den Baskets gelang es jedoch nicht das Spiel endgültig zu drehen. Gleich zwei unnötige Ballverluste in der letzten Minute, die weiterhin schwache Wurfquote und ein von den Schiedsrichtern als unsportlich eingestuftes Foul von Jeff Schiffner besiegelten letztendlich die Niederlage. Tübingen nutzte in den letzten Sekunden seine Chancen an der Freiwurflinie und fuhr doch noch den verdienten 77:68-Sieg ein. Baskets-Coach Mike Koch: "Glückwunsch an Tübingen. Sie haben verdient gewonnen. Wir sind von Beginn an nicht mit der richtigen Einstellung auf den Platz gegangen. 10 Minuten Basketball spielen reicht nicht um in der BBL ein Spiel zu gewinnen. Daran müssen wir arbeiten! Ich bin sehr enttäuscht über die gezeigte Leistung. Es gibt noch viel zu tun. Dass unser Spielmacher Jason Gardner gefehlt hat, hat uns weh getan. Das ist aber keine Entschuldigung. Wir sind eine Mannschaft und müssen das verkraften." Tigers-Trainer Aaron McCarthy: "Ich bin froh, dass wir das Spiel noch gewonnen haben. In den 32. Minuten haben wir unseren besten Basketball gespielt, danach haben wir aus unerklärlichen Gründen den Faden verloren und die Bonner zurück ins Spiel gebracht. Das müssen wir abstellen sonst kann es noch ein böses Erwachen geben. In Leverkusen wollen wir an die gezeigte Leistung anknüpfen."