Zu wenig Biss
Telekom Baskets verlieren gegen starke Artland Dragons 71:77 - Bonn besonders bei Rebounds und Freiwürfen wenig überzeugend
Mit 71:77 (15:25, 22:16, 18:16, 16:20) mussten sich die Telekom Baskets am Samstagabend dem amtierenden Pokalsieger Artland Dragons aus Quakenbrück geschlagen geben. Nur phasenweise konnte Bonn, das die Dragons vor rund fünf Monaten in den Play-Viertelfinalspielen aus dem Meisterschaftsrennen geworfen hatte, an die guten Leistungen der ersten drei Saisonspiele anknüpfen. Besonders in den ersten beiden Vierteln agierte die Truppe von Headcoach Michael Koch zu passiv und zeigte dabei vor allem in der Verteidigung eine nur durchwachsene Leistung. Die 4950 Zuschauer, die trotz des Fußball-Länderspiels Deutschland-Russland in den Telekom Dome gekommen waren, merkten schon nach wenigen Spielminuten, dass die Gäste aus dem Artland, nach einer bislang enttäuschenden Serie von nur einem Sieg aber schon drei Niederlagen in der BBL, hoch motiviert in das Spiel starteten. Im ersten Abschnitt und bis fast zum Ende des zweiten Viertels hatten die Dragons das Spiel speziell an den Brettern tadellos im Griff. Die Baskets bemühten sich zwar nach Kräften, aber bis zur 18. Minute und einem Spielstand von 29:41 liefen sie den frischer aufspielenden Gästen zumeist hinterher. Schon im ersten Viertel, das mit 15:25 deutlich verloren wurde, offenbarten sich die Bonner Schwächen an diesem Abend. Beim Rebound blieben die Baskets viel zu oft zweiter Sieger. Quakenbrück holte sich meist durch Darren Fenn (insgesamt 16 Rebounds!) reihenweise zweite Wurfchancen. Da half es auch nicht, dass Baskets-Center Ken Johnson sein bisher bestes Spiel im Bonner Trikot machte und mit sechs Blocks die Fans begeisterte. Der Ball landete einfach zu oft wieder in den Händen des Gegners. Viele Zuschauer wünschten sich da den beliebtesten Bundesliga-Spieler der vergangenen Saison als weitere Unterstützung auf das Spielfeld. Bonns langzeitverletzter John Bowler hatte vor dem Spiel aus den Händen von BBL-Geschäftsführer Jan Pommer den Ehrenring als "Most likeable Player" der Bundesliga-Saison 07/08 erhalten, musste danach aber von der Tribüne aus mit ansehen, das sein Team auch in der Offense nicht den besten Tag hatte. Das Fastbreakspiel, sonst eine der Bonner Paradedisziplinen, entwickelte sich mangels aggressiver Defense kaum und zu oft versuchte es der Vizemeister mit Einzelaktionen, die nur wenig Erfolg brachten. Dabei zeigten die Baskets bei ihrem zweiten Heimspiel der Saison durchaus, dass sie es eigentlich weitaus besser können. So beispielsweise in den letzten drei Minuten vor der Halbzeitpause, als der Eindruck entstand, dass man den Dragons ihre Revanche für das verlorene Viertelfinale der vergangenen Saison doch nicht allzu leicht machen wollte. Aus einer jetzt aggressiv auftretenden Verteidigung forcierte Bonn endlich Ballverluste beim Gegner. Die Basketsoffense kam endlich ins Laufen und Winsome Frazier und EJ Rowland sorgten bis zur Halbzeit mit acht Punkten für einen versöhnlichen 37:41-Pausenstand. Und auch nach dem Seitenwechsel setzten die Baskets nach. Vorbei war das leicht überhebliche Spiel der ersten 18 Minuten. Konzentriert wurde jetzt als Team gespielt und der Druck auf die Gäste schon vor der Mittellinie aufgebaut. Ken Johnson und wieder EJ Rowland vollendeten den 12:0-Lauf der Baskets direkt zu Beginn des dritten Viertels zum 41:41. Bonn zeigte endlich den nötigen Biss und war drauf und dran, das Momentum auf seine Seite zu ziehen. Spätestens als Brandon Bowmans Dreier in der 26. Minute zum 48:46 erstmals seit den Anfangsminuten wieder eine Führung für die Baskets markierte, schien es fast so, als habe das Team von Mike Koch das Spiel im Griff. Bonn verpasste es jedoch, in den entscheidenden Momenten nachzusetzen. Quakenbrück hatte stets eine Antwort auf Aktionen der Baskets, die nach wie vor Probleme beim Rebound hatten, aber besonders an der Freiwurflinie entscheidende Punkte liegen ließen. Bei einer Quote von 60% fanden nur 17 von 28 Freiwürfen ihr Ziel. Am Ende vielleicht genau die Punkte, die zum Erfolg gefehlt hätten. Verdient wäre der Sieg allerdings nicht gewesen. Die Artland Dragons präsentierten sich insgesamt als das an diesem Abend bessere Team. Knapp vier Minuten vor dem Ende war das Spiel beim Stand von 65:67 noch ausgeglichen, als zwei Dreier der Gäste durch Lamont McIntosh zum 65:73 den Bonner Aufholbemühungen einen jähen Dämpfer verpassten. Es war eine Vorentscheidung, denn den Baskets gelang es nicht, eine schnelle Antwort zu finden. Die Zeit lief zu Gunsten der Gäste ab, die ihren zweiten Saisonsieg an der Freiwurflinie sicherten. Mit zwei Siegen und zwei Niederlagen beenden die Telekom Baskets das schwere BBL-Auftaktprogramm gegen Meister (Berlin), Pokalsieger (Quakenbrück) und zwei Play-Off-Teams (Frankfurt, Oldenburg) der letzten Saison. Zunächst wird es aber nicht einfacher. Im Gegenteil: Am Dienstag, 14.10.08 wartet mit Panellinios Athen die erste harte Nuss in der Eurocup-Qualifikation auf die Kochtruppe. Vier Tage später treten die Baskets in der BBL in Gießen an (18.10.08). Michael Koch (Telekom Baskets Bonn): Gratulation an Thorsten und die Dragons zu einem verdienten Sieg. Ein Grund für unsere Niederlage war das schlechte Rebounding, ein weiterer die hohe Foulbelastung. Wir müssen aus unseren Fehlern lernen, wir dürfen nicht immer zu aggressiv in der Verteidigung agieren. Auch im Angriff hatten wir heute unsere Probleme, wir kamen nicht richtig ins Laufen. Es zeigt sich, dass man in dieser Liga keinen Sieg geschenkt bekommt, wir waren heute zu Beginn vielleicht etwas zu überheblich. Thorsten Leibenath (Coach Artland Dragons): Der entscheidende Faktor für unseren Sieg heute war unsere Reboundüberlegenheit, insbesondere in der Offensive. Diese hat uns viele zweite und dritte Wurfchancen gebracht, ansonsten haben wir die Freiwürfe gut getroffen. Wir wollten heute beweisen, dass wir auch mit guten Teams mithalten können, meine Spieler waren dementsprechend motiviert. Am Ende hat uns geholfen, dass wir eine gute Mannschaft von außen sind.