Zum guten Profi gereift
Kenne deinen Feind: Maurice Stuckey
Der Würzburger Kader besteht aus einigen Top-Spielern wie beispielsweise Nationalmannschafts-Kapitän Robin Benzing. Ein besonderes Augenmerk sollte aber auch auf Maurice Stuckey liegen. Der heute 27-Jährige hat schon in jungen Jahren Rekorde aufgestellt.
Der 1990 in Augsburg geborene Stuckey begann seine Karriere bei dem Regionalligisten BG Leitershofen. Als er gerade einmal 15 Jahre alt war, fragte bereits Ralph Junge, der Jugendcoach von Ehingen/Urspring, bei dem talentierten Spieler zwecks eines Vereinswechsels an. Maurice Stuckey lehnte damals ab, da er in dem Alter noch nicht bereit war von zu Hause wegzuziehen. Zur selben Zeit war er bereits Mitglied im erweiterten Kader der U16-Nationalmannschaft. Nicht nur Junge wurde auf den Jugendspieler aufmerksam, sondern auch die Veranstalter des Jordan Brand Classic. Michael Jordan war 2006 auf Europatour um einen neuen Schuh vorzustellen und nutzte „nebenbei“ die Chance die besten Jugendspieler Europas zu einem Turnier einzuladen – darunter auch den heutigen Würzburger Guard.
Nach einem gemeinsamen Training, ging es am Abend für die europäischen Perspektivspieler in Berlin für das eigentliche Turnier aufs Parkett. Zusammen mit dem Würzburger standen unter anderem der heutige „Albatros“ Akeem Vargas und der Trierer Point Guard Simon Schmitz auf dem Feld. Im Spiel begeisterte aber besonders der junge Stuckey und wurde folgerichtig zum MVP des Turniers gewählt. Das war eine Erfahrung, die ihm für seine Karriere viele Türen geöffnet hat. Das einprägsamste Ereignis des Tages war jedoch, Jordan selbst zu begegnen. Die jungen Basketballer durften die Legende vor dem Spiel treffen und mit ihm reden. Stuckey erinnert sich bis heute daran, dass er viel zu schüchtern und aufgeregt war, um „His Airness“ eine Frage zu stellen.
Kurze Zeit später war für Ihn die Zeit gekommen und er suchte sich einen Verein, in dem er den nächsten Schritt machen kann. Bevor der Guard den Verein wechselte, war er bereits Mitglied im Kader der Juniorennationalmannschaft und nahm mit dieser auch bei der U18-Europameisterschaft teil. Neben Ehingen/Urspring waren auch die Jugendprogramme von Rhöndorf sowie Ulm in der engeren Auswahl. Im Jahre 2007 entschloss er sich mit 17 Jahren letztlich für die Schelklinger. Hier spielte der gebürtige Bayer sowohl im NBBL-Team als auch mit der ersten Mannschaft des Clubs in der zweiten Basketballbundesliga (ProB Süd). Eben diese Möglichkeit, auch in der „Jungen Liga“ Einsatzzeit zu bekommen, aber auch das ausdauernde Werben von Coach Junge und die Nähe zur Heimat waren für Stuckey entscheidend.
Mit der Nachwuchsmannschaft des Team Urspring nahm Maurice Stuckey an zwei NBBL TOP4-Turnieren teil. Der Verein führt momentan die Liste der Teams mit den meisten Teilnahmen an der U19-Endrunde an (8). Außerdem sind die Nachwuchs-Korbjäger aus Baden-Württemberg mit fünf Titeln auch Rekordmeister in der NBBL. Neben diesen Rekorden sprechen auch die ehemaligen Spieler wie beispielsweise Lucca Staiger, der aktuell für Brose Bamberg auf dem Feld steht, für das gelungene Konzept in der Nachwuchsarbeit der Urspringschule.
Im Halbfinale des TOP4 anno 2008 traf Stuckey mit den Klosterschülern auf das Team Bonn/Rhöndorf. Das Turnier wurde vom TV Langen ausgerichtet, bei dem sein heutiger Mannschaftskamerad Robin Benzing zu diesem Zeitpunkt spielte und als guter Gastgeber – zuvor aus den Playoffs ausgeschieden – bei der Einlasskontrolle aushalf. Von Beginn an fühlte sich der 1,87 große Stuckey gut auf dem Parkett und zeigte wieder einmal eine besondere Leistung: Er versenkte ganze acht von 16 Würfen von „Downtown“ und stellte somit einen Dreier-Rekord in der NBBL auf, der sich bis heute – fast zehn Jahre später – immer noch hält. Natürlich geht auch nichts ohne das rege Zuspiel der Mitspieler, wodrauf zu dieser Zeit beim Team Urspring viel Wert gelegt wurde. Mit einem deutlichen Endstand von 72:53 zogen die Schwaben ins Finale gegen ALBA Berlin ein. Das Team Urspring gewann gegen den Nachwuchsaus der Hauptstadt mit 84:76 und wurde so zum zweiten Mal in Serie U19-Meister.
Später führten Stuckeys basketballerische Wege nach Bamberg, von wo aus er zur Saison 2012/13 erstmals zu dem Team von s.Oliver Würzburg hin ausgeliehen wurde. In der folgenden Spielzeit bekam er einen Vertrag bei dem Club selbst und stiegt am Ende dieser Spielzeit mit den Franken in die ProA ab. Daraufhin unterschrieb er für zwei Jahre bei den „Donnervögeln“ aus Oldenburg und blieb damit weiterhin der höchsten Spielklasse erhalten.
Aufgrund einiger (unnötiger) Niederlagen wurde Oldenburgs Trainer Sebastian Machowski im März 2015 entlassen und durch Mladen Drijencic ersetzt. Für Maurice Stuckey war dies jedoch kein guter Tausch, obwohl der Club noch im selben Frühjahr vor eigenem Publikum den Pokal gewann. Er verließ den Club bereits zum Ende der Saison, obwohl er laut seinem Vertrag noch eine weitere Spielzeit mit Oldenburg hatte. Der Grund für den frühen Wechsel waren Differenzen mit dem neuen Trainer der Huntestädter und die Tatsache, dass Würzburg wieder zurück im Oberhaus war. Stuckey fühlt sich in Würzburg, in der Nähe seiner Familie, auch einfach wohler als im platten Oldenburger Land.
Der 27-Jährige ist gereift und kann auf beiden Guard-Positionen spielen. Er ist in der Lage das Spiel zu gestalten, wird dank seines starken Wurfs allerdings meist auf der Zwei eingesetzt. Daher ist es für Stuckey auch keine Frage, welche Position er ist: Er fühlt sich voll und ganz als Shooting Guard. Das zeigt auch die Statistik der bisherigen Saison: Bei einer durchschnittlichen Einsatzzeit von 24:39 Minuten erzielte er 11,9 Punkte für seine Mannschaft- und ist damit ligaweit der produktivste deutsche Shooting Guard.
Nicht nur für die Nummer neun, sondern für das gesamte Würzburger Team verlief die bisherige Saison sehr gut. Das sehr junge und hungrige Team gewann gleich zu Beginn der laufenden Spielzeit 2017/2018 fünf Partien in Folge – unter anderem gegen Bamberg und München. Gestoppt wurde diese Serie dann allerdings von den Basketball Löwen Braunschweig. Ob Stuckey dazu beitragen kann, dass das Pendel ausgerechnet im Telekom Dome wieder zur anderen Seite ausschlägt, bleibt abzuwarten. Das Handwerkszeug dazu hat er zweifelsfrei in der Tasche.