Zweite Halbzeit wie im Rausch
Telekom Baskets besiegen im Uleb-Cup Deichmann Slask Breslau deutlich mit 97:65 - Zweite Hälfte geht mit 57:22 an die Bonner - Neun von 13 Dreiern getroffen - Vereinsrekord für höchsten Sieg im Europapokal eingestellt
Die Durststrecke von fünf Niederlagen hintereinander in Bundesliga und Europapokal hätte nicht eindrucksvoller beendet werden können. Im fünften Gruppenspiel des Uleb-Cups besiegten die Telekom Baskets am Dienstagabend vor 2.800 begeisterten Zuschauern den 17fachen polnischen Meister Deichman Slask Breslau mit 97:65 (24:19, 16:24, 29:13, 28:9). Der höchste Sieg im Europapokal (Saporta-Cup 2000 gegen Nikosia: 84:52) wurde egalisiert. Die Bonner haben durch diesen Erfolg weiter alle Chancen auf den zweiten Platz der Gruppe G, der das Erreichen des Achtelfinales ermöglichen würde. In Einzelgesprächen hatte Headcoach Predrag Krunic jeden seiner Spieler auf das wichtige Spiel gegen den polnischen Vizemeister und letztjährigen Europaligisten eingeschworen. Mit Erfolg, denn was sein Team ohne den verletzten Aleksandar Nadjfeji besonders in der zweiten Halbzeit zeigte, hatte das Prädikat Extraklasse verdient. Immerhin hatte der Gegner aus Schlesien seine letzten drei Spiele im Europapokal gewinnen können. Im krassen Gegensatz dazu "glänzten" die Baskets durch eine Negativserie von fünf verlorenen Spielen. Keine guten Vorzeichen für eine erfolgreiche Vorstellung gegen Slask Breslau. So gestaltete sich das Spiel zunächst ausgeglichen. Nach drei Minuten ließ der erste Dreier von Kristaps Janicenoks zur 9:8-Führung die Fans hoffen, dass endlich die eklatante Wurfschwäche der letzten Spiele behoben war. Die Baskets trafen wieder ihre Schüsse. Allen voran der lettische Nationalspieler und der zuletzt grippegeschwächte Aleksandar Djuric. Neben diesen Lichtern zeigten sich bis zur Pause auch zahlreiche Schatten im Bonner Spiel. Zu oft wurde leichtfertig der Ball verloren, aussichtsreiche Chancen nicht verwertet. Noch wirkte das Spiel der Hausherren zu verkrampft und wenig selbstbewusst. Durch Fehler wurde so der Gegner immer wieder ins Spiel gebracht. Zwar wurde deren gefährlichster Mann, US-Guard Michael Watson, weitestgehend kalt gestellt und das erste Viertel mit 24:19 gewonnen, doch Breslau spielte clever und nutze eine kurzzeitige Schwächephase der Baskets zu Beginn des zweiten Viertels für einen 8:0-Lauf zum 24:27 (14.) Doch Bonn zog sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf. Ein Dreipunkte-Wurf von Djuric brachte sein Team wieder auf 29:33 heran, wenig später legten Peter Huber-Saffer und Altron Jackson nach (36:34, 17.). Den Gegner beeindruckte dies zunächst wenig. Er profitierte von den acht Turnovers (von insgesamt neun) der Bonner in Halbzeit eins. So spielten sich die Polen bis zur Halbzeit erneut eine Führung heraus (40:43), die sie bis zur 24. Minute verteidigen konnten. Dann begann der Sturmlauf der Telekom Baskets. Fast spiegelbildlich zur herben Niederlage gegen Köln am vergangenen Samstag brannten die Bonner ab der 24. Minute ein wahres Feuerwerk ab. Ein 14:2-Lauf machte in vier Minuten aus einem 47:50 eine deutliche 61:52-Führung. Von jetzt an spielten die Baskets wie entfesselt. Fast jede Aktion wurde erfolgreich abgeschlossen. Dabei verdiente sich erneut Branko Milisavljevic Bestnoten als Ideengeber und Vollstrecker. Zehn Assists und 18 Punkte konnte der serbische Guard für sich verbuchen. Mehr Punkte erzielte nur noch Aleksandar Djuric mit 20 Zählern, der mit neun auch Bester bei den Rebounds war. Mit 29:13 ging das dritte Viertel an die Baskets. Die Gäste aus Polen fanden kein Mittel den Spielrausch der Bonner noch zu stoppen, die insgesamt neun von 13 Dreiern trafen und bei denen gleich fünf Spieler zweistellig punkten konnten. Spätestens Anfang des letzten Abschnitts ergab sich Breslau seinem Schicksal und Coach Tomo Mahoric schickte die zweite Garde auf das Feld. Predrag Krunic tat es ihm gleich, was den komfortablen Vorsprung nicht mehr in Gefahr brachte. Mit 97:65 ging das Spiel am Ende deutlich an die Hausherren, die sich von den begeisterten Fans nach der Schlusssirene feiern ließen. Wieder einmal hatte sich bestätigt, dass der beste Basketball zumeist am Dienstagabend in Bonn gespielt wird. Baskets-Coach Predrag Krunic: Heute haben wir eine sehr gute Defense gespielt. Dies war der Schlüssel zum Sieg. In der zweiten Halbzeit waren wir endlich in der Lage, den Druck hoch zu halten. Natürlich hat uns unsere gute Wurfquote, besonders die von außen, geholfen. Aleksandar Djuric: Die Kommunikation im Training der letzten Tage und im Spiel selbst war ausgezeichnet. Wir haben unsere Fehler der letzten Wochen analysiert und konnte diese heute hinter uns lassen. Breslaus Trainer Tomo Mahoric: Glückwunsch an die Heimmannschaft. Sie zeigten harten Basketball, besonders in der zweiten Halbzeit. Wir haben das Spiel bis zur Pause kontrolliert, dann passierten viele Dinge, die von unserer Seite nicht zu erklären sind. Michael Watson (Breslau): Bonn wurde heute von seinen Fans inspiriert. Das Team spielte eine großartige Transition und einen verdammt schnellen Ball. Wir haben im dritten Viertel die Kontrolle verloren. Ergebnisse Gruppe G: Roter Stern Belgrad - Rytas Vilnius 89:85 Neapel - Benfica Lissabon 87:82