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Bonns Basketballer begrenzt

Süddeutsche Zeitung vom 02.12.02

Von Andreas Burkert

 

Natürlich würde Arvid Kramer diesen Termin nicht vergessen, niemals. Doch selbst wenn er es wollte - es könnte ihm gar nicht gelingen. Denn in den Tagen vorher klingelt zu oft das Telefon, und dann hört er stets dieselbe Frage: "Hast du noch eine Karte?" Kramer, 46, lacht dann nur spitz und sagt: "Tut mir leid, nix zu machen". Nichts geht mehr auch diesmal, wenn die Telekom Baskets Bonn am Sonntag in ihrer gemütlichen Hardtberghalle den Serienmeister Alba Berlin empfangen. Binnen acht Minuten waren die 3500 Tickets für den Klassiker ausverkauft, und Baskets-Manager Kramer sagt: "Mit einer größeren Halle könnten wir aus dem Alba-Spiel endlich mal ein riesiges Familienerlebnis machen."

Viele Jahre sitzt sie bereits in den Köpfen der Bonner, die Sehnsucht nach einer angemessenen Arena, die ihren Baskets dazu verhelfen könnte, die natürlichen Grenzen zu verlassen und es endlich ernsthaft mit dem Champion aus der Hauptstadt aufzunehmen. Zu mehr als 90 Prozent ist der Hardtberg regelmäßig ausgelastet, "und wir sind immer noch der einzige Bundesligist ohne Vereinslokal", klagt Klubchef Wolfgang Wiedlich; er träumt auch im siebten Erstligajahr von Platz für 6000 Menschen. Einen solchen Fachbau, anderenorts längst eröffnet, hatte die leicht euphorisierte Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann im Mai 1999 während der Finalparty auf dem Münsterplatz in Aussicht gestellt - seitdem existiert diese Halle als Vision von einer großen Zukunft des Vereins mit dem anerkannt leidenschaftlichsten Publikum. Dieckmann hat für Sonntag ihr Erscheinen angesagt, doch über das Hallenprojekt dürfte sie ungern referieren. Denn es wird so bald nicht kommen.

 

Rund sieben Millionen Euro würde eine reine Basketballhalle in Bonn kosten, nach der Rechnung der

Baskets benötigen sie (neben Sponsorengeldern) ein kostenloses Grundstück sowie öffentliche

Zuschüsse. Zwar prüft die Stadt zurzeit zwei Standorte, aber einen echten Fortschritt in der Causa konnte der Sportausschuss auch diese Woche nicht vermelden. Für das - favorisierte - Grundstück an der Josefshöhe im Bonner Norden etwa, so steht es in der Verwaltungsvorlage, sei der Landeszuschuss in Höhe von rund 3,2 Millionen Euro "realistisch betrachtet frühestens 2005/2006 zu erwarten". Stadtsprecher Friedel Frechen verweist denn auch vor allem auf seinen "rheinischen Optimismus", ehe er beiläufig die "angespannte Haushaltslage" sowie den problematischen "Strukturwandel" erwähnt, in dem sich die alte Hauptstadt befinde. Geld für einen Hallenbau der Baskets wird Bonn nicht geben. Klubchef Wiedlich nennt derweil das Reizthema diplomatisch "sehr kompliziert" und findet es einstweilen "schon erstaunlich, dass die Glut noch nicht erloschen ist".

 

Sie wird weiter glimmen in einer Stadt, deren Basketballer "das sportliche Aushängeschild" (Frechen) sind. Dreimal haben sie es bis ins Finale geschafft (zuletzt 2001), trotz vergleichsweise bescheidenen Budgets. Für diese Saison musste Manager Kramer mit 250000 Euro weniger auskommen, weshalb sogar Publikumsliebling Hurl Beechum von Bord musste. Trotzdem stehen die Baskets auf Rang drei. Weniger Geld und weiterhin das Schneckenhaus Hardtberg, da werden es Wiedlich und Kramer erfreut aufnehmen, dass der Bonner Sponsor Treue verspricht, trotz seiner Sparpolitik. Bis 2004 sind die Verträge gültig, doch "das lokale Kolorit", das sagt Telekom -Sprecher Jürgen Kindervater, wolle man "auch darüber hinaus pflegen". Den Baskets bleiben wenigstens ihre natürlichen Grenzen erhalten.


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