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„Dann ist ganz schnell Feierabend“

Interview mit Ex-Baskets und RIESEN-Kapitän David McCray

Als David McCray im Sommer 2014 nach zwei Jahren auf dem #HEARTBERG nach Quakenbrück wechselte, nahm er neben vielen tollen Erinnerungen auch seinen in Bonn geborenen Sohn Jaden mit zu den Dragons. Der Youngster ist mittlerweile sechs Jahre alt, gepaart mit dem anstehenden Gastspiel Ludwigsburgs bei den Baskets mehr als Grund genug, um bei dem Guard für einen Plausch durchzuklingeln…

Einst Rivalen, nun zusammen in Ludwigsburg: Konsti Klein und David McCray (Foto: Jörn Wolter)

David, an Neujahr hatte mit Jaden ein echter Bonner Geburtstag. Habt ihr ordentlich gefeiert?

David McCray: (lacht) „Na klar! Jedes Jahr, dass Jaden älter wird, erinnert uns daran, wie lange die Zeit bei den Baskets zurückliegt. Wir haben die Zeit in Bonn als Familie sehr genossen und haben nicht nur durch Jaden immer noch eine starke Verbindung ins Rheinland.“

Ihr kommt mit vier BBL-Siegen in Serie in den Telekom Dome. Dabei lief es zu Saisonbeginn bei euch alles andere als rund. An welchem Punkt hat sich das Blatt für euch gewendet?

„Meiner Meinung nach war für uns der Sieg in Ulm (91:82, die Red.) enorm wichtig. Bis dahin waren es schwere sechs Wochen, um in die Saison zu finden. Es hat ein wenig gedauert, bis wir richtig zueinander gefunden und uns auf die Basics konzentriert haben. Davon abgesehen waren die vielen Verletzungen im Kader wenig förderlich – aber das darf keine Ausrede für verlorene Spiele sein. Auch wenn unser Kader sehr tief ist, erschwert es die Situation, sobald nur selten in konstanter Konstellation trainieren oder spielen kannst.
Aber wem erzähle ich das?! Auch Bonn hat dieses Jahr mit Ausfällen auf den großen Positionen zu kämpfen, wodurch sich das Gesicht der Mannschaft zwangsläufig verändert.“

Momentan gehören auch Malcolm Hill und Konstantin Klein eurem Lazarett an. Bis zu ihrer jeweiligen Verletzung: Was für einen Eindruck haben sie bislang in Ludwigsburg gemacht?

(lacht) „Konsti passt mit seiner Spielweise wie die Faust aufs Auge zu uns. Er ist tough, mag es physisch, geht jedem Ball nach und macht mit seinem Wurf das Feld breit. All das sind Dinge, die ihn auch schon für Frankfurt sowie Bonn wertvoll gemacht haben und auch hier sehr wertgeschätzt werden.
Bei Malcolm hat es ein wenig gedauert, bis er seinen Platz im System von Coach John Patrick gefunden hat. Er ist noch jung und hat zuvor noch nie den Ludwigsburger Stil auf dem Feld umsetzen müssen – so etwas braucht Zeit. Nachdem es bei ihm Klick gemacht hat ist er ein wahnsinnig wichtiger Faktor gewesen. Vor seiner Verletzung hat er den besten Basketball seiner Karriere gespielt.“

Du bist jetzt in deiner insgesamt neunten Saison bei Ludwigsburg. Was hast du den Neuen im Kader als Tipp gegeben, als sie zu den RIESEN kamen?

„Eigentlich ist es recht simpel, aber auf die Saison gesehen doch eine Herausforderung: Du musst immer bereit und vor allem aufmerksam sein. Wenn du diese Grundvoraussetzung erfüllst, kannst du hier viel über die dich selbst und als Basketballer lernen. Du musst wissen, dass hier ein spezieller Stil gespielt wird. Wenn du da Fehler machst, bekommst du das von Coach auch entsprechend zu hören – da macht es auch keinen Unterschied, ob du Rookie oder Routinier bist.“ (lacht)

Apropos: Rookie. Weißt du noch, wann dir erstmals Ariel Hukporti (2,13m, Jahrgang 2002) über den Weg gelaufen ist?

„Das muss ungefähr zwei Jahre her sein. Wir kamen zum Training in die Halle, und da steht dieser große Schlacks auf dem Feld. Zuerst dachten wir, er sei ein neuer Spieler des Bundesliga-Kaders, von dem wir noch nichts wussten – dabei war er damals gerade mal 14 Jahre alt.
Jetzt trainiert er ein, zwei Mal die Woche bei uns mit und wird jeden Tag besser. Der Junge ist ein absolutes Ausnahme-Talent, und das nicht nur wegen seiner körperlichen Voraussetzungen. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut er sich jetzt schon gegen gestandene Profis schlägt. Meine Aufgabe als Routinier ist, ihn immer daran zu erinnern, dass er sich keine mentalen Aussetzer gönnt, sondern immer aufmerksam ist – bei jedem Ballbesitz.“

Gutes Stichwort. Da ihr in der Vorbereitung sicher aufmerksam das Spiel der Baskets studiert habt: Was gibst du deinem Team auf der Busfahrt als Info mit auf den Weg, das nicht im Scouting Report zu finden ist?

„Das ist einfach: Das Publikum kann in Bonn sehr schnell heißlaufen und zu einem gewichtigen Faktor werden. Das weiß ich aus eigener Erfahrung sehr, sehr gut – sowohl als Bonner als auch als Gegner. Mir fallen neben dem Telekom Dome und der MHP Arena nur noch Bamberg und Ulm ein, wo die Stimmung so extrem hochkochen und damit die Heimmannschaft beflügeln kann. Als Gegner musst du alles daran setzen, genau das zu unterbinden, was wahnsinnig schwer ist. Das beste Beispiel ist das letztjährige Heimspiel gegen Bamberg (106:69, die Red.), wo plötzlich zwei Zubcic-Dreier reingehen … dann ist ganz schnell Feierabend!“

Oder ein Dreier von David McCray…?!

„So wie gegen München oder Hagen? Genau das meinte ich: Du triffst ein Ding, das Publikum ist direkt hinter dir, und plötzlich schaukelt sich die ganze Sache hoch, ehe der Gegner realisiert wie ihm geschieht.
Das sind Erinnerungen, die für immer bleiben. Ich weiß noch, dass ich im München-Spiel von der Bank kam und plötzlich mein Wurf von außen fiel. Wobei die Partie gegen Hagen insgesamt noch überraschender kam, weil da in der ersten Hälfte für mich und das Team nur wenig ging. Die zweite Hälfte war dann völlig wild: Erst später habe ich festgestellt, dass 19 meiner 23 Punkte – was immer noch mein Karrierebestwert ist – nach der Pause kamen.“


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