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Der Tag danach

Aufräumen nach der Randale von Galatasaray-Fans im Telekom Dome

Unzählige griechische und türkische Clubs haben in der mehr als 25jährigen Europa-Geschichte der Baskets in Bonn Station gemacht: Zuweilen gingen einige Sitze zu Bruch, immer war die Atmosphäre ausgelassen, aber nie endete ein europäisches Baskets-Heimspiel im Krawall und mit dem Einsatz von zunächst 100 und schließlich rund 200 Polizisten. „Ehrlich gesagt: Wir sind, wie unsere Zuschauer auch, alle schockiert“, so Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich.

Kein Sitz in Block P blieb von dem Vandalismus der Galatasaray-Fans unbetroffen. Foto: Baskets

Doch diesmal hieß der Gast Galatasaray Istanbul, der größte Sportclub der Türkei. Es gab eine Kontingent-Bestellung über 500 Tickets von einem Galatasaray-Fanclub, dazu noch einmal so viele Online-Einzelticketkäufer mit türkischem Namen. Hätten da schon automatisch die Alarmsirenen heulen müssen? Später stellte sich heraus, dass die Busse aus Dänemark, Belgien und den Niederlanden kamen und gefüllt mit Galatasaray-Fußballfans waren.

Nach einem intensiven und in der zweiten Halbzeit hitzigen (ein „Gala“-Spieler und der „Gala“-Headcoach wurden von den Referees aus der Halle verwiesen) Championsleague-Match, dass die Telekom Baskets mit großem Kampf 89:76 gewannen, bauten die „Gala“-Fans ihren Frust über die Niederlage ab: Zertrümmerten die Sitze in ihren Blöcken, zerstörten in Teilen den Endler-Sportsclub, zündeten Kanonenschläge und griffen die Bonner Fans auf der Stehplatztribüne (Block Sued) an. Die Gewaltbereitschaft setzte sich später auf den Parkplätzen rund um den Telekom Dome fort. Nicht mehr „mitmachen“ konnten rund 200 „Gala“-Fans, die vor der Halle von einem polizeilichen Spezialkommando eingekesselt waren. Es gab vier Festnahmen und zahlreiche Personaldaten-Feststellungen.

Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) haben Rettungssanitäter rund ein Dutzend Verletzte behandelt, wobei einige Bonner Fans selbst einen Rettungswagen orderten oder direkt selbst in ein Krankenhaus fuhren. Nach DRK-Auskunft handelte es sich überwiegend um Sturz- und Schlagverletzungen, auch ein Herzinfarkt sei dabei gewesen, jedoch sei unklar, was diesen ausgelöst habe.

Sichtung der Schäden: Etwa 110 Sitzschalen wurden abgerissen, teilweise sind die einbetonierten Metallgerüste der Sitze verbogen und nicht mehr brauchbar. In zwei Blöcken müssen die Sitzkonstruktionen in Estrich/Beton neu verankert werden. Im Sportsclub wurden unter anderem Elektrokabel herausgerissen, Trockenbauwände eingetreten und Deko-Gardinen abgerissen sowie Licht-Installationen zerstört. Wir verzichten darauf, „Kleinigkeiten“ zu erwähnen. Unterm Strich: Sachbeschädigung. Ferner gab es Anzeigen wegen Körperverletzung, wegen Landfriedensbruch, wegen tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte, wegen Raubversuch, wegen Brandstiftung.

Viele unserer Fans haben uns gemailt und uns ihre Erlebnisse und teilweise erlittene Verletzungen geschildert. Das hat uns betroffen gemacht. Es ist kein Trost, dass auch viele unserer Mitarbeiter von den Geschehnissen leicht traumatisiert sind. Einige Fans erhoffen sich Strafen der Championsleague (BCL) für den Club Galatasaray Istanbul. Gespräche zwischen BBL und BCL zu der „Gala“-Randale in Bonn haben jedoch folgendes Ergebnis: Hätte der Club das 500er-Kartenkontingent bestellt und bezahlt, müsste er mit Konsequenzen rechnen. Da aber privatorganisierte Fanclubs die Besteller waren, ist der Club nicht haftbar zu machen. Würden die Telekom Baskets künftig „Gala“-Fanclub-Ticketbestellungen ignorieren, würde gegen den Club kein Bußgeld verhängt.

„Wir werden dieses No-Go-Verhalten der »Gala«-Fans lange in Erinnerung behalten“, sagt Michael Mager, Prokurist der BonBas GmbH. Sollte in Zukunft noch einmal Galatasaray Istanbul Gast im Dome sein, sei denkbar, „dass wir den gesamten Online-Verkauf für dieses Spiel stoppen“. „Sehe ich genauso“, meint Wiedlich, „man sollte aus so einem Vorfall maximal lernen und rigoros im Rahmen der eigenen Möglichkeiten auch unpopulär durchgreifen.“ Baskets-Heimspiele blieben jedenfalls „friedliche Veranstaltungen“.

Nun steht am 6. Februar die „Gala“-Feuertaufe in Ludwigsburg an. Zufällig spielt Galatasaray wie Bonn und Dijon in der selben Last-16-Zwischengruppe. „Man kann davon ausgehen, dass die Polizei Ludwigsburg und die Polizei Bonn in dieser Frage einen engen Austausch pflegen“, so Wiedlich. Es werde dort keine Bonner Wiederholung geben und das Match sei inzwischen als „Hochrisikospiel“ eingestuft worden.


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