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Frank Piontek geht von Bord

Der langjährige Baskets-Hallensprecher hat sich basketball-bundesweit Meriten verdient - Ein Dankeschön von Wolfgang Wiedlich

Als wir 1995 mit der Gründung des Telekom Baskets Bonn e.V. in eine neue Bonner Basketballzeit aufbrachen, war Frank Piontek bereits in der Gründungsversammlung mit an Bord. Ein Jahr zuvor hatten Andreas Boettcher und ich bereits nach einem Hallensprecher gesucht.

Frank Piontek geht von Bord! Foto: Wolter

In der kleinen Schmitthalle in Bonn-Duisdorf, wo der Ringer-Bundesligist TKSV Bonn-Duisdorf seine Heimkämpfe austrug, saß jemand am Mikrofon, der die stets hochbrandeten Emotionen in einer „Ringerbude“ elegant bändigte. Stimme exzellent, Einfühlungsvermögen in die aktuelle Situation ebenfalls, dazu in Worten und Ton immer die angemessene Balance findend. Dass Frank möglicherweise von seiner beruflichen Tätigkeit als Sprecher der Bonner Polizei profitierte, war uns nicht bewusst. 

Es war nicht einfach, Frank vom Ringen zum Basketball loszueisen – in den Sportpark Pennenfeld. Unzureichende Basketball-Regelkunde, fehlende Kenntnisse des Basketball-„Milieus“ und und und. Frank hatte viele nachvollziehbare Argumente, aber letztlich fanden wir zueinander. Dann die ersten Baskets-Heimspiele, die Frank souverän meisterte. Außer Stimme und Einfühlungsvermögen zeigte „The Voice“ noch ein anderes Talent: Innere Erregung, Nervosität – alles lässt er nicht bis zu seiner Stimme vordringen. Mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga wechselten wir in die Hardtberghalle – und Frank wechselte mit. Aus dem vermeintlichen „Eiskeller“ wurde bald ein Tollhaus, während am Mikrofon der Dompteur der Tribünen-Emotionen saß. Oder auf dem Münsterplatz im Mai 1999: Tausende standen um das Beethoven-Denkmal nach der legendären 2:3-Finalserie gegen Alba Berlin, während Frank – äußerlich – seelenruhig durch ein spontanes Programm führte.

Kurzum: Um den „Mann am Mikro“ entwickelte sich eine Erfolgsgeschichte. Basketball-Länderspiele, BBL-Events jedweder Art: Frank saß am Mikrofon. Nach der Saison 2002/03 erging es den Baskets wie einst dem TKSV. Anruf vom FC Schalke 04. „Der Hardtberg verliert seine Stimme“, titelte der General-Anzeiger. Nun vor 60.000 Zuschauern statt vor 3.500. Sechs Jahre ohne Frank, aber Andreas Boettcher war mehr als Ersatz. 2009 kehrte Frank zurück – in den Telekom Dome. Nun vor 6.000 statt vor 3.500.

Und nun ist – keine schöne Botschaft – Schluss. Beruf, Familie, Radfahren, Wandertouren auf Kreta. Wir, die Baskets, haben Verständnis und sagen Frank (54) HERZlich DANKE für die vielen Jahre am Mikro in drei unterschiedlichen, immer größer werdenden Hallen.

PS: Über mich lese ich in einer Jubiläumsschrift zum 25. Geburtstag des Basketballkreises Bonn (1995), dass ich gesagt haben soll, „dass man sportliche Filetstücke nicht auf Pappkarton servieren kann“, wenn man für eine Sportart begeistern wolle. Und: „Der Hallensprecher darf nur unwesentlich schlechter sein als der Playmaker.“ Ich kann mich daran nicht mehr erinnern. Aber wenn es da so steht, wird es schon stimmen. Und es stimmt ja nun wirklich!

(Wolfgang Wiedlich)


Frank Piontek gibt nach über 20 Jahren als "The Voice" bei den Baskets das Mikrofon an Andreas Wirtz weiter. Foto: Baskets


„Seine Fußstapfen sind riesig"

Nachfolger von Frank Piontek wird Fan-Urgestein Andreas Wirtz, der bereits 1996 sein erstes Baskets-Spiel sah und seitdem über 400 Heim- und über 150 Auswärtsspiele live vor Ort verfolgte. Zusammmen mit Stephan Unkelbach wird der 36-jährige ehemalige Fanclub-Vorsitzende ab 3. Oktober die neue Stimme der Telekom Baskets Bonn sein.

„Frank ist und bleibt das Beste was Basketball-Deutschland auf der Position des Hallensprechers zu bieten hat. Seine Fußstapfen, die er im Kampfgericht hinterlassen hat, sind riesig und niemand wird die ausfüllen können, denn er war einfach „The Voice". Ich werde es etwas anders als Frank machen, aber das Spiel und das Team soll im Vordergrund bleiben."

„Kumbi", wie Wirtz unter den Fans nur genannt wird, sitzt das erste Mal beim Heimspiel-Auftakt am 3. Oktober am Kampfgericht im Telekom Dome. Erfahrungen als Sprecher hatte er bereits bei zahlreichen NBBL- und Testspielen sammeln können.

Tickets für den Saisonauftakt in eigener Halle gibt es noch überall im Vorverkauf und unter www.baskets.de/tickets.


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