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„Bamberg wird nie wissen, wer bei uns das Spiel übernimmt!“

Baskets-Flügel Ryan Thompson im Interview

Die Telekom Baskets Bonn stehen in den Playoffs. Zum 18. Mal in 21 Bundesliga-Jahren. Dabei geht es zum achten Mal gegen Bamberg, ein Team, für welches Ryan Thompson in der Saison 2014/2015 selbst noch auf Korbjagd ging und die Meisterschaft gewann. Vor dem Start der Viertelfinal-Serie nahm sich der Amerikaner die Zeit, um passend zum insgesamt achten Postseason-Aufeinandertreffen mit den Franken ebenso viele Fragen zu beantworten.

Kennt Stärken und Schwächen des Bonner Playoff-Gegners genau: Ryan Thompson (Foto: Sebastian Dorbrietz)

Ryan, du hast vergangenen Sommer nach einer schweren Saison in Serbien sowie der Türkei in Bonn unterschrieben, um den Spaß am Basketball wiederzufinden. Ist dir das gelungen?

Ryan Thompson: „Absolut! Besonders zu Beginn der Saison lief vieles unheimlich gut für mich, ehe kleine Verletzungen aufgetreten sind, die mich etwas zurückgeworfen haben – das war sicher für alle enttäuschend. Danach ging es darum, das bestmögliche Timing für ein Comeback zu finden, ohne die Rotationen innerhalb des Teams oder unser Momentum zu stören. Das war alles andere als einfach, doch vor allem Julian (Gamble, Anm. der Red.) und Josh (Mayo) haben sich zu tragenden Säulen entwickelt, die uns viel Stabilität geben. Zu Beginn der Saison musste ich offensiv viel Verantwortung übernehmen, jetzt kann ich die Partie mehr auf mich zukommen lassen und den Fokus auch auf andere Dinge legen. Individuell haben wir viele tolle Einzelstücke, die wir jetzt in den Playoffs als großes Ganzes aufs Feld bringen müssen – das ist die Herausforderung.“

Wodurch drückt sich der zurückgewonnene Spaß bei dir aus?

„Es ist meine Rolle im Team, die mir Freude macht. Ich bin wieder eine der entscheidenden Schaltstellen, der Ball und die Verantwortung liegen oft in meinen Händen. In Serbien war ich der einzige Amerikaner im Team, musste mich einem strikten System unterwerfen. Bei Trabzonspor, wo ich erst zur Saisonmitte ankam, war durch Trainer- und Spielerwechsel bereits so viel Unruhe im Club, dass ich dort nie zu meinem Rhythmus finden konnte. Aus diesen Erfahrungen habe ich gelernt und bin extrem dankbar dafür und glücklich darüber, hier in Bonn mit dem Team die komplette Saison über sowohl Erfolge feiern zu können als auch nach Niederlagen zurück zu kommen. Hoffentlich ist dieser Prozess nicht allzu schnell vorüber!“

Auffällig ist, dass du mit durchschnittlich 3,0 Assists auch viel als Vorbereiter in Erscheinung trittst. Hast du neben dem Spaß am Basketball auch den Point Guard in dir entdeckt?

„Da kommen mehrere Dinge zusammen. Einerseits ist mit Konsti (Klein) ein Aufbauspieler ausgefallen, dessen Aufgaben verteilt werden mussten. Als Coach Krunic uns kurz vor Saisonbeginn übernommen hat, gab er mir klar zu verstehen, dass ich mein Ballhandling dazu nutzen solle, um die anderen Spieler noch mehr in Szene zu setzen. Damit sollte einerseits Druck von Josh genommen werden, aber auch von mir als Scorer, da wir so von vielen Positionen Gefahr ausstrahlen würden. Es ging darum, anderen durch den Pass zu helfen und es hat sich als gutes Mittel entwickelt, als Mannschaft unberechenbarer zu sein.“

Zu deiner Zeit in Bamberg waren knapp 40 Prozent deiner Würfe Dreier, hier in Bonn kommt nur jeder vierte Schuss aus der Distanz. Woher kommt diese Veränderung, zumal dein Output (2014/2015: 12,5 PpS / 2016/2017: 13,7 PpS) ähnlich geblieben ist?

„Ich habe hier einen anderen Point Guard. Brad (Wanamaker) war für einen Aufbauspieler recht groß, wodurch er über die Verteidigung hinwegsehen und den Ball passen konnte. Das führte dazu, dass ich in Bamberg oft in der Ecke gestanden habe, um nach einem Pick-and-Roll den Ball zu bekommen und zu werfen. In Bonn entstehen meine Würfe eher aus dem Spielfluss heraus, bei dem sich mehrere Spieler auf dem Feld bewegen und dann den Ball zugesteckt bekommen. Das ganze Konstrukt ist anders, was wiederum eine spannende Herausforderung darstellte, sich daran anzupassen.“

Die Playoffs stehen an: Was habt ihr aus den regulären Saisonspielen gegen den Deutschen Meister gelernt, was auch in der Serie helfen wird?

„Wir waren in beiden Spielen da, waren präsent, haben mitgehalten. Wir waren bloß zwei, drei Minuten unaufmerksam – das hat die jeweilige Partie entschieden. Im Heimspiel war es ein 14:0-Lauf, von dem wir uns nicht mehr erholt haben, bei der Partie in Bamberg wird Lucca Staiger eingewechselt und trifft im Handumdrehen drei Dreier. Auch wenn die Ergebnisse am Ende deutlich aussahen, waren die Spiele keinesfalls eindeutige Angelegenheiten. Der Schlüssel ist für uns, dass wir die Intensität zu jeder Zeit hoch halten müssen, da Bamberg gefühlt über ein ganzes Football-Team an Spielern verfügt. Wir müssen darauf vorbereitet sein, zu jeder Zeit die unterschiedlichsten Matchups anzunehmen.“

Mit Janis Strelnieks, Elias Harris, Daniel Theis und Darius Miller triffst du bei den Franken auf alte Mannschaftskameraden. Wie groß ist die Vorfreude auf das Wiedersehen?

„Es ist immer schön, wenn du auf dem Feld ehemalige Weggefährten triffst. Wir sind nach wie vor in Kontakt, doch gleichzeitig sind wir auch Konkurrenten. Wir sind Freunde, bis der Hochball steigt. Danach wird sich jeder für seine Farben nach dem Ball schmeißen und alles dafür tun, zu gewinnen.“

Welche ist die eine besondere Erkenntnis, die du im Verlauf der Saison über das Team gelernt hast?

„Es sind die Zielsetzungen, die sich ändern und auf die jeder in der Mannschaft hinarbeitet. Zu Beginn des Jahres hieß es: Wir wollen in die Playoffs. Dann ging es darum, im FIBA Europe Cup ein Stück weiter zu kommen. Dann schlägt das Momentum auf unsere Seite und wir wollen international in die Playoffs. Dann haben wir die Chance, um die Pokal-Qualifikation mitzuspielen. Da sind viele Dinge zusammengekommen, auf die wir uns immer wieder neu fokussiert und für die wir gearbeitet haben. Dazu ist es uns gelungen, Partien für uns zu entscheiden, bei denen wir nicht die Favoriten waren – so wie gegen München oder auch Berlin. Auf der anderen Seite verlieren wir gegen Braunschweig – doppelt – und plötzlich wird alles verteufelt. Panik bricht aus. Das Gute wird über alle Maßen gefeiert, das Schlechte bringt uns in die Hölle. All das hat uns als Team jedoch kaum aus dem Konzept gebracht, da wir zusammengehalten und uns immer auf die als nächstes anstehende Aufgabe konzentriert haben.
Der Zusammenhalt und das Vertrauen innerhalb der Kabine sind großartig. Als Julian (Gamble) am Anfang seine Schwierigkeiten in der Liga hatte, haben wir das gemeinsam durchgestanden. Als bei Josh die Würfe nicht fielen, haben wir das kompensiert und ihm dabei geholfen, zu seiner jetzigen Form zu finden. Coach (Krunic) hat uns dabei geholfen, immer an einem Strang zu ziehen, an die eigenen Stärken zu glauben und dem Nebenmann zu helfen. Uns war immer klar, dass wir viele verschiedene Waffen haben auf die wir zählen können. Die Frage war bloß, welches Mittel gegen welches Team am besten funktioniert und ob der Gegner sich darauf einstellen kann. Mal bin ich es, der offensiv einen guten Tag hat, und plötzlich macht Ken über 30 Punkte gegen Berlin, dann wiederum trifft OJ (Ojars Silins) reihenweise Dreier gegen Vechta – das muss die Konkurrenz alles auf dem Schirm haben.“

Welche Frage wird Bamberg im gesamten Verlauf der anstehenden Viertelfinalserie mit sich herumschleppen und nicht beantworten können?

„Das ist einfach: Wer?
An einem Abend läuft Julian heiß. Dann wird Josh reihenweise Dreier treffen. Vielleicht aber auch OJ und Ken von außen oder per Zug ans Brett. Bamberg wird nie wissen, wer bei uns das Spiel übernimmt!“





Das nächste Heimspiel der Telekom Baskets Bonn

Playoffs 2016/2017

easyCredit BBL Playoff-Viertelfinale Spiel 2 - Mi. 10. Mai - 20:30 Uhr

Telekom Baskets Bonn vs. Brose Bamberg


 

Tickets für die Heimspiele der Telekom Baskets Bonn gibt es hier:

·         Baskets Online-Ticket-Shop: www.baskets.de/ticketshop

·         General-Anzeiger Vorverkaufsstellen

·         Eventim-Vorverkaufsstellen

·         Baskets Ticket-Hotline: 0228 50 20 14

·         Baskets Fanshop bei INTERSPORT SPORTPARTNER (Friedrichsstr. 45, Bonn-Innenstadt)

·         Baskets Sportfabrik (direkt im Telekom Dome)

·         An der Tageskasse im Telekom Dome bei Heimspielen der Telekom Baskets Bonn



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